Zur Kaffee-Ernte nach Kolumbien

Vamos! Eloin ruft die Besuchergruppe der Plantage Recuca zusammen. Heute sollen die Gäste miterleben, wie man in Kolumbien Kaffee kultiviert. Das geht am besten, wenn sich die Touristen in echte Kaffeepflücker verwandeln. Zuerst wird gefeiert – in den traditionellen Kleidern der Paisas, der stolzen Bevölkerung der kolumbianischen Kaffee-Region. Eloin lehrt die Männer den alten Schaukampf-Tanz, bei dem die Rivalen mit einem roten Halstuch ringen und mit Macheten herumfuchteln.

Die zwischen den Städten Calarcá und Armenia gelegene Finca Recuca erstreckt sich über sanfte, grüne Hügel in der zentral-kolumbianischen Kaffeezone. "Eje cafetero", Kaffee-Achse, nennen die Kolumbianer die landschaftlich reizvolle und fruchtbare Region in den Anden.

Bevor die Recuca-Gäste Kaffee ernten dürfen, kommt erst eine Theoriestunde. Jenyffer, die mit Eloin über die Plantage führt, erklärt, wie die Kaffee-Pflänzchen großgezogen werden, bevor die Sträucher Früchte hervorbringen. Geerntet wird zwischen Oktober und April.

Erstaunt stellen die Besucher fest, dass die Kaffeepflanzen zwischen Bananenstauden wachsen. Die ausladenden Staudenblätter schützen die Sträucher vor der Sonne, erklärt Jenyffer. Sie weiß noch viel mehr über die Kaffeeproduktion: Zum Beispiel, dass in Kolumbien im Jahr 11,6 Millionen 60-Kilogramm-Säcke produziert werden, dass 566 000 Kaffeebauern auf den Farmen ihren Lebensunterhalt verdienen und zweieinhalb Millionen Menschen von der Kaffee-Wirtschaft abhängen.

Dann wird es ernst. Die Touristen-Campesinos müssen die typische Kleidung der Kaffeepflücker anlegen. Sie schützt vor Sonne und Insekten. Alle hängen sich den Kübel um, und los geht es. Nur die reifen, roten Kaffeekirschen dürfen gepflückt werden. Die grünen müssen noch reifen. Schließlich darf einer der Besucher als Vorarbeiter die Arbeit mit dem lauten Ruf "A La bogadera" – "Frühstückspause" – beenden.

Im Zeitraffer führen Eloin und Jenyffer durch die weitere Arbeit der Kaffeebauern. Die Kaffee-Kirschen werden geschält. Früher war das eine anstrengende Handarbeit mit einem Stein im Mörser.

Mit Erlebnis-Angeboten dieser Art will Kolumbien Touristen für sich gewinnen – ein Land, das ansonsten mit Nachrichten über Drogen- und Mafiakämpfe in den Schlagzeilen steht. Doch die Lage hat sich geändert. Überall patrouillieren Sicherheitskräfte. Im Land gibt es noch unsichere Zonen, die man meiden sollte. "Wer die Sicherheitsratschläge beherzigt, der bewegt sich bei uns so sicher wie in jedem anderen lateinamerikanischen Land", sagt Reiseführer Claudio Lo Fiego. Will heißen: Man sollte nicht leichtfertig mit Fotoapparaten oder Geldbörsen hantieren. Doch das gilt auch anderswo.

Das Werben für das Land an der karbischen See hat Erfolg: "Kolumbien wird gerade als Reiseland entdeckt", erklärt Lo Fiego. Der in Düsseldorf lebende Argentinier organisiert für Sprachschüler des Instituto de Español auch immer öfter Reisen nach Kolumbien.

An die typische Küche der Region müssen sich Gourmets allerdings gewöhnen. Das "menu paisa" wird serviert mit Reis und Steak, dazu Fladen aus Kochbananen, Maisplätzchen, Bohnen, Spiegelei und gebratenen Würstchen. Eine solche Platte ist durchaus nahrhaft nach einer anstrengenden Tour durch die Kaffee-Plantage.

Rückzug auf die Hacienda Dinamarca, ein Ferienhaus im Paisa-Stil. Eine Runde im Pool schwimmen und dann einen selbst gemachten Mojito an der Hausbar genießen. In der Nacht pfeift eine Eule ihr Lied. Fenster und Türen lassen sich nicht abschließen, doch die Gegend um Calarcá scheint sicherer zu sein als das Leben in Deutschland. Und warm ist es auch das ganze Jahr über.

(RP)
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