Frühlingszauber Das große Gähnen

Die Natur setzt im Frühling den Turbo ein, doch manche Menschen machen schlapp. Sie leiden unter Frühjahrsmüdigkeit.

 Im Frühjahr fühlt man sich häufig müde.

Im Frühjahr fühlt man sich häufig müde.

Foto: obs/Bayer HealthCare Deutschland

<p>Die Natur setzt im Frühling den Turbo ein, doch manche Menschen machen schlapp. Sie leiden unter Frühjahrsmüdigkeit.

Es wird wärmer, die Tage werden länger, die ersten Knospen sprießen, morgens zwitschern sogar wieder die Vögel. Doch nicht alle Menschen können es genießen: Sie leiden unter Frühjahrsmüdigkeit. Die Symptome reichen von Kreislaufproblemen über Abgeschlagenheit bis hin zur Müdigkeit. Besonders zu schaffen macht ihnen der Wechsel von der Winter- zur Sommerzeit, wie jetzt in der Nacht auf Sonntag, 30. März.

Doch für die Frühjahrsmüden gibt es zwei gute Nachrichten. Erstens: Jeder Betroffene kann viel dafür tun, damit es ihm möglichst bald wieder gut geht. Zweitens: Die Symptome verabschieden sich spätestens Ende April von alleine. „Im Mai ist das neue Gleichgewicht gefunden“, verspricht der Mediziner Thomas Weiss, Facharzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie.

Neue Umstände für den Körper

Die Frühjahrsmüdigkeit ist ein Zeichen dafür, dass sich der Körper an die neuen Umstände – mehr UV-Strahlung und mehr Wärme – anpasst. Der ungewohnt viele Sonnenschein bringt den Hormonhaushalt in Aufruhr. „Wegen der UVStrahlen wird mehr Serotonin ausgeschüttet“, erklärt der Psychologe Michael Schellberg aus Hamburg. Serotonin gilt als das Glückshormon. Allerdings dauert es ein bisschen, bis es den „Kampf“ gegen das müde machende Hormon Melatonin gewonnen hat.

Dieses wurde in den dunklen Wintermonaten vermehrt produziert. Dieses Ringen von Serotonin gegen Melatonin erschöpft den Körper. Die Zeitumstellung Ende März macht für empfindliche Menschen die Sache mit dem Frühjahr noch schwieriger. Die Stunde weniger bringt sie für Tage oder sogar für Wochen aus ihrem Rhythmus. Denn jeder gesunde Mensch hat seine eigene innere Uhr. „Sie sitzt im Gehirn in der unteren Etage und zwar im Hypothalamus“, erklärt Prof. Horst-Werner Korf, Direktor des Senckenbergischen Instituts für Chronomedizin in Frankfurt/Main. Dort wird das vegetative Nervensystem gesteuert.

Der Hypothalamus ist damit unter anderem mit für den Blutdruck, die Nahrungsaufnahme und für den Schlaf zuständig. Doch der Mensch ist diesen Anpassungsproblemen seines Körpers nicht hilfl os ausgeliefert. Weiss empfi ehlt unter anderem Wechselduschen, Bewegung und Sauna.

Außerdem sollte man in der kühlen Jahreszeit ruhig mal ohne Jacke kurz vor die Tür gehen, etwa zum Briefkasten. „Das fördert die Anpassungsfähigkeit des Körpers“, sagt er. Krank werde von solchen kurzen Ausfl ügen in die Kälte keiner. Wer weiß, dass ihm die Zeitumstellung zu schaffen macht, sollte deshalb vor dem Umstellungstermin auf wilde Partynächte verzichten. Stattdessen empfiehlt es sich, etwas früher zu Bett zu gehen als sonst und auf Vorrat zu schlafen.

Saisonale Verstimmungen

Das Pendant zur Frühjahrsmüdigkeit ist die Herbstdepression, auch Saisonal Affective Disorder (SAD) genannt. Vermutlich spielt auch hier das Licht eine große Rolle. „Die innere Uhr des Menschen orientiert sich vor allem an der Helligkeit, also am Tag-Nacht-Rhythmus“, sagt der Chronomediziner Horst-Werner Korf. Der Körper hat Probleme, sich an die längere Dunkelheit anzupassen. Außerdem steigt die Melatonin-Produktion an, das führt zu mehr Müdigkeit. Parallel dazu sinkt der Pegel des Glückhormons Serotonin.

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