Wohntrends Stadt oder Land — wo liegt das Lebensglück?

In ihrem neuen Buch machen sich die Autoren Holger Reichard und Karsten Weyershausen auf sehr unterhaltsame Weise Gedanken darüber, was besser ist – das Leben im Grünen oder in der Großstadt.

 Die Autoren — Chillen im Straßencafé

Die Autoren — Chillen im Straßencafé

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

<p>In ihrem neuen Buch machen sich die Autoren Holger Reichard und Karsten Weyershausen auf sehr unterhaltsame Weise Gedanken darüber, was besser ist — das Leben im Grünen oder in der Großstadt.

Asphalt oder Feldweg? Viel Grün, saubere Luft, der Dorfbäcker, Pferdeställe am Waldrand, überall vertraute Gesichter und nachts ein klarer Sternenhimmel? Oder lieber die Stadt mit ihren Szenekneipen, kurzen Wegen, Pop-up Stores, Off-Theatern, Poetry Slams und unvorhersehbaren Begegnungen, die dem Leben ständig eine neue Wendung geben können. Dörfliche Ruhe oder quirlige Großstadt, Überschaubarkeit oder Überraschungen? Wie wollen wir leben – und in Zukunft?

Die Wahl des Wohnortes ist bestimmend für unser Glück

 High Life — quirliges Leben in der City

High Life — quirliges Leben in der City

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Nie waren wir so mobil und dabei immer auf der Suche nach dem idealen Leben. Nach Lebensumständen, die unseren Wünschen entsprechen. Die zu unserem Typ, zu unseren Gewohnheiten und Bedürfnissen passen. Doch das ist gar nicht so einfach bei so vielen Möglichkeiten. Das coole Loft oder das schmucke Landhaus? Das umgebaute Bauernhaus mit dänischem Innendesign oder die Wohnung im Szeneviertel im Shabby Chic? Wie den richtigen Ort für sich finden?

Dieser Frage widmen sich die Autoren von „Stadt. Land. Flucht.“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 221 S., 9,99 €). „Ich bin überzeugt, dass auch die Wahl des Wohnortes bestimmend für unser Glück ist, genau wie die Partnerwahl oder die Wahl unseres Berufs. Wer hier faule Kompromisse macht, wird höchstwahrscheinlich kein schönes Leben führen“, sagt Karsten Weyershausen. Der Titel orientiert sich an einem gesellschaftlichen Trend. Einem Trend mit zwei Gesichtern: Immer mehr Städter kehren einerseits dem Trubel der Stadt den Rücken und suchen nach einer Oase im Grünen. Aber genauso gibt es den Gegentrend der Landflucht, die Städte holen auf. Immer mehr Familien entscheiden sich bewusst gegen die Landidylle und dafür, ihre Kinder zwischen Spielplatz und Kita großzuziehen. Sie schätzen die vielen, städtischen Abwechslungen und eine gute Infrastruktur. Tauschen das Auto bereitwillig gegen das Rad. Die beiden Autoren teilen das Hin- und Hergerissensein vieler Menschen heute, die vor dieser wichtigen Entscheidung stehen – der Entscheidung, wie und wo sie wohnen und leben wollen. Zurück aufs Land oder umgekehrt.

Stadtwohnung oder Oase im Grünen – das Perfekte existiert nicht

Den Leser nehmen sie mit auf ihre persönliche Reise, auf die Suche nach dem richtigen Wohnen, in deren Verlauf jeder für sich herausfand, was ihn auf Dauer glücklicher macht. Aber auch jemand, der bereits fündig geworden ist, bekommt die Gelegenheit, das eine oder andere zu hinterfragen und sich in vielen Situationen wiederzuerkennen – und muss dabei immer wieder unweigerlich schmunzeln. Denn auch das stellen die beiden klar: Das Perfekte existiert eben nicht, es gibt immer nur eine Annäherung an das persönliche Ideal. Alles andere wäre Klischee – und genau das vermeiden die Autoren. Der eine, Holger Reichard, bezeichnet sich selbst und dabei durchaus ironisch als überzeugtes Landei, das nach Jahren im Dunstkreis der Großstadt den Rückzug ins Grüne antrat. Der andere, Karsten Weyershausen, sieht keine andere Alternative als die Mietwohnung in der Stadt mit Blick auf den begrünten Hinterhof – an dessen Ende eine Pferdeschlachterei angrenzt.

Genau diese kleinen Brüche und ironisch-satirischen Einschübe, die sich wie ein roter Faden durchziehen, machen den Reiz des Buches aus. So wenig der eine das Zirpen der Grillen unter dem pechschwarzen Nachthimmel je wieder aufgeben würde, genauso sieht er aber auch den Nachbarn, der genau diese Idylle in dem Augenblick zerstört, in dem er die grelle, unbeschirmte Glühbirne in seinem Badfenster zum Garten anknipst. Und auch Stadtliebhaber Weyershausen gibt immer mal wieder zu, dass die Narrenfreiheit in der Anonymität der Stadt auch ihre Schattenseiten offenbart. Etwa, als er nach einer zerbrochenen Beziehung dankbar eintaucht in die Wärme der dörflichen Gemeinschaft, in der sein Freund und Co-Autor lebt.

 Finden wir das Glück auf dem Land oder eher in der Stadt?

Finden wir das Glück auf dem Land oder eher in der Stadt?

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Ein witziges Buch über zwei unterschiedliche Lebensentwürfe

 Oder doch lieber eine Parkbank im Grünen?

Oder doch lieber eine Parkbank im Grünen?

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Zwischen den unterschiedlichen Lebensentwürfen als permanenter Reibungsfläche entsteht ein witziges und zugleich ernsthaftes Buch über die Wahl des passenden Wohnorts. Witzig, weil sich darin tagebuchartig die Einträge der beiden Freunde, die sich schon ewig kennen, abwechseln. Nicht zeitlich chronologisch, sondern geordnet nach Jahreszeiten. Anhand persönlicher Anekdoten, Gegebenheiten sowie kluger Betrachtungen und Beobachtungen folgt der Leser den beiden auf ihren verschlungenen Wegen durch den Großstadtdschungel und über Dorfplätze seit ihrer Jugend bis heute. Beim Lesen wird man sich auch der Veränderungen der Städte und Dörfer in den vergangen Jahrzehnten bewusst. Die Stadt ist eben längst kein dreckiger Moloch mehr, und in vielen Dörfern und kleinen Städten sind Kultur und Lifestyle keine Fremdwörter mehr. Zeit also, die Vorurteile über Bord zu werfen, genau hinzusehen und zu fühlen, was gefällt, so lässt sich die Message des Buches verstehen.

 "Stadt. Land. Flucht." erscheint im Schwarzkopf &amp; Schwarzkopf Verlag

"Stadt. Land. Flucht." erscheint im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

Foto: Schwarzkopf & Schwarzkopf

Die gute Nachricht: Es geht meist beides

Eine Antwort der Autoren auf die Frage nach der Wahl des richtigen Wohnens und Lebens lautet auch: Zum Glück geht ja auch beides. „Das Schöne an der heutigen Welt ist ja, dass man beides haben kann. Wenn das nötige Kleingeld fehlt, um sich zusätzlich eine Stadtwohnung bzw. ein Landhaus zu leisten, bleibt immer noch die Möglichkeit, in die Nähe einer Stadt zu ziehen“, sagt Reichard. Oder es sich in der Stadt etwas grüner zu machen. Die einen pachten sich eine Gartenparzelle. Die anderen betreiben gemeinschaftlich Urban Gardening und freuen sich an der Aufzucht des eigenen Gemüses mitten in der Stadt. Es gibt also viele Wege. Das Buch soll helfen, die bestmögliche Entscheidung für sich zu treffen. Und das tut es.

Stadt oder Land, wo fühlst du dich am wohlsten? Verrate uns per Kommentarfunktion oder Facebook, was dir an deinem Zuhause so gut gefällt. Unter allen Einsendungen verlosen wir unser Exemplar von „Stadt. Land. Flucht.“. Den Gewinner geben wir am kommenden Dienstag bekannt.

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