Homestory ohne rechte Spalte Karel Originelle Skulpturen an idyllischen Plätzen: Karels Gartenstory

Die Begegnung mit einem Schmied und die freie Zeit im Ruhestand brachten den Ausschlag: Karel verwandelte seinen Garten in ein Reich der Kunst.

 Karel hat seinen Garten in einen Skulpturengarten verwandelt.

Karel hat seinen Garten in einen Skulpturengarten verwandelt.

Foto: Ronny Hendrichs

<p>Die Begegnung mit einem Schmied und die freie Zeit im Ruhestand brachten den Ausschlag: Karel verwandelte seinen Garten in ein Reich der Kunst.

Durch ein schmiedeeisernes Tor betritt der Besucher den Garten hinter dem Haus von Karel in Oberhausen. Leicht abschüssig fällt der Rasen des 1600 Quadratmeter großen Grüns, fast so weit das Auge reicht. Hier ist der pensionierte Lehrer in seinem Element. In drei Jahren hat er seinen Garten zu einem Raum mit origineller Kunst verwandelt, selbst gebaute oder nach seinen Plänen angefertigte Skulpturen schmücken den Rasen.

Hinter jedem Kunstwerk steckt eine Idee oder sogar eine kleine Geschichte. Vom Beginn des Gartens fällt der Blick sofort auf die große runde Metall-Skulptur "Zuneigung", mit einander zugewandten Gesichtern. Damit hat alles angefangen. "Unser Schmied hatte in seiner Werkstatt eine runde Platte liegen, die er nicht mehr brauchte. Darauf habe ich mit Kreide eine Idee gemalt und der Schmied hat die Skulptur gefertigt", erzählt Karel. Er stellte sie in seinen Garten mitten auf den Rasen, das erste Werk ist bis heute seine Lieblingsskulptur. Ein Stück weiter unten steht das Pendant dazu ,"Abneigung" ist ähnlich gefertigt mit einander abgewandten Gesichtern.

Inspiration findet Karel in seinem Leben. "Häufig passiert etwas, das mich beschäftigt. Dann mache ich mir Gedanken darüber, komme zu Schlüssen und dann fällt mir ein, welche Figur ich machen möchte", sagt Karel. Der doppelte Torwächter aus Metall, der sowohl ausgeschnitten und als auch in Umrissen den Garten bewacht, entstand, nachdem mehrmals auf dem Grundstück randaliert wurde und ein Tisch kaputt ging. Rund 150 Kilogramm wiegen die Figuren jeweils, der Schmied fertigt die Skulpturen nicht nur an, sondern stellt sie auch auf. "Er kommt immer gerne in meinen Garten, weil hier viele seiner Werke stehen", erzählt Karel. Kennengelernt haben sich die beiden, als Karel in seinem Ferienhaus in der Eifel einen Zaun loswerden wollte. "Man empfahl mir den Schmied und so fing alles an", sagt Karel.

Skulpturen aus Metall neben Figuren aus Holz

Die Skultpuren aus Metall werden immer wieder von Holzkunstwerken ergänzt, die Karel selbst fertigt. Meist schnitzt er mit Säge, Hammer und Meisel aus einem Stück Baum mit Ästen, alten Pfählen oder Baumstümpfen Skulpturen. Die Kunstwerke haben häufig eine Botschaft mit Augenzwinkern. Eine Skulptur besteht aus drei Pfählen, von denen einer etwas weiter weg in den Boden gesteckt wurde. "1er Abseits" heißt die Skulptur passenderweise. Und weil die Nachbarn gerne über den Zaun schauen, um zu beobachten, was in seinem Garten vorgeht, hat Karel eine Metallskulptur fertigen lasse, die über dem Zaun hängt und "Schnüffler" heißt.

Der Oberhausener entdeckt in der Werkstatt des Schmieds auch immer wieder kleine Schätze. "In unserem Gewächshaus hängt eine uralte Waage und ein altes Rad, das an Handelshäusern hing, um die Ware zu transportieren", erzählt Karel. In dem selbstgebauten Gewächshaus zieht er Gemüse und sitzt gerne im Frühling mit seiner Frau darin und genießt die Wärme. "Das Obst und Gemüse schmeckt einfach viel besser, wenn man es selbst zieht", sagt er.

Nicht nur das Gewächshaus hat Karel gemauert, auch ein Teich mit Bachlauf entstand von seiner Hand. Er mache sich vorher keinen detaillerten Plan, sondern fange einfach an. Bestückt ist der idyllische Teich mit Fundstücken vom Flohmarkt, wo Karel gerne nach Accessoires für den Garten stöbert. "Es ist faszinierend, was die Leute alles wegwerfen. Das Schiffs-Bild aus Metall habe ich für nur einen Euro gekauft", erzählt Karel. Das Bild ergänzt weitere maritime Accessoires, die rund um den Teich gruppiert sind.

Tölpel als dominierendes Tier

Manchmal liegt das Rohmaterial einige Zeit im Garten, bis Karel weiß, was er damit machen möchte. "Bei diesem Baumstumpf musste ich erst erkennen, dass darin Tiere stecken", lächelt er. Rundum hat er verschiedene Tiere von Schwein bis zum Elefanten in den vorgegebenen Formen des Baumstammes erkannt und nur noch weitere Details hineingeschnitzt. Mias Zoo, nach seiner Frau benannt, entstand.

Ein besonderes Tier taucht immer wieder im Garten auf: der Tölpel, das Wappentier der Familie. Zum 20-jährigen Jubiläum mit seiner Frau hat Karel eine Bank mit einer Metallwand und dicken Bohlen als Sitzbank anfertigen lassen. Aus dem Blech sind kleine Vögel, Tölpel, ausgeschnitten worden, die weiter unten im Garten Platz gefunden haben. "Ich verwerte meistens das gesamte Material eines Kunstwerkes, also auch die ausgeschnittenen Figuren", sagt Karel.

Auch die zweite Tölpel-Skulptur hat mit seiner Frau zu tun. "Als ich einen großen Streit mit ihr hatte, ist die "Tölpelei hoch 2" entstanden", erklärt Karel. Die Umrisse von kleinen Tölpeln ergeben eine Zwei und gleichzeitig einen großen Tölpel. Als wären die kleinen Vögel aus den Umrissen geplumpst, gruppieren sie sich um die Tölpelei herum.

Materialien aus der Nähe

Häufig gibt es zwei aufeinander bezogene Kunstwerke. So findet der Besucher ein Stück weiter den Garten hinunter auch "2 Abseits", bei dem zwei Gestalten in den Hintergrund getreten sind. An das Material für die Kunstwerke kommt Karel manchmal durch Zufall. Als er einen Baum auf dem Grundstück fällen musste, ließ er einen Großteil der Wurzel stehen. "Ich habe einfach zu dem Arbeiter gesagt, lass das mal so, ich mache da noch etwas daraus." Nun ziert eine kleine Metall-Ameisenfamilie die große Wurzel.

Auch andere Materialien befanden sich bereits in der Nähe. "Früher habe ich viel Musik gemacht. Aus einem Metallzaun, der auf meinem Grundstück stand, habe ich eine Band fertigen lassen", sagt Karel. Unter den Musikern, die jeweils ein anderes Instrument spielen, stehen auf Holzbalken Bands, die der Oberhausener gerne mag. Den Abschluss bilden die Bremer Stadtmusikanten. Ein altes Schild einer insolventen Gärtnerei fand ebenfalls einen festen Platz im Garten. Statt des Namens ziert es nun der Spruch: "Mia san Mia und Karel".

Als Karel vor drei Jahren mit seinem Skulpturengarten startete, war seine Frau Mia nicht gerade begeistert von der Idee. "Aber die Skepsis ist gewichen als immer mehr Leute von dem Garten begeistert waren und er nach und nach immer schöner wurde", erzählt Karel. Ideen für weitere Skulpturen hat er noch einige im Kopf. "Derzeit arbeite ich an der Linken-Nachbar-Hydra. Dafür bearbeite ich ein dickes Astgeflecht, auf das ein Schlangenkopf, ein Chef und seine Sklaven aus Metall kommen soll". Auch über eine Skulptur, die "Der Punk isst krank" heißen und wie der Schnüffler über dem Zaun hängen soll, hat er bereits nachgedacht.

Manche Skulpturen haben auch einen praktischen Aspekt. Ein gemauerter Löwe unterteilt den langgezogenen Garten und am Tölpel-Altar im unteren Teil lässt sich die Abendsonne am besten genießen. Fertig ist Karels Garten noch lange nicht. Sobald ihm wieder etwas einfällt oder etwas passiert, das ihn beschäftigt, wird es noch die ein oder andere neue Skulptur geben. Platz genug hat er in seinem rund 100 Meter langen Garten dafür auf jeden Fall.

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