Dinslaken Betuwe-Gipfel: Die Skepsis bleibt

Dinslaken · Die Finanzierungsvereinbarung zum Bau des dritten Gleises der Betuwe-Linie mag zwar ein entscheidender Schritt nach vorn gewesen sein, die betroffenen Anlieger an der Schienenstrecke sehen aber noch viele ungelöste Probleme.

 Das Interesse am Thema ist unvermindert groß. Auch jetzt waren viele Betroffene in die Kathrin-Türks-Halle gekommen, um ihre Fragen und Kritik loszuwerden.

Das Interesse am Thema ist unvermindert groß. Auch jetzt waren viele Betroffene in die Kathrin-Türks-Halle gekommen, um ihre Fragen und Kritik loszuwerden.

Foto: Martin Büttner

"Sicher ist jetzt, dass das dritte Gleis kommt und damit auch der Lärmschutz." Der Reeser Bürgermeister Christof Gerwers, der auf dem Podium des Betuwe-Gipfels gestern Abend in der Dinslakener Kathrin-Türks-Halle die Interessen der Kommunen längs der Strecke vertrat, begann sein Statement mit der guten Nachricht der vergangenen Woche, schob dem allerdings auch noch ein große Aber hinterher. Denn auch wenn in der von Bund, Land und Bahn unterzeichneten Finanzierungsvereinbarung 1,5 Milliarden Euro für den Bau der Betuwe-Linie zugesichert werden, bleibt die Skepsis groß, ob denn tatsächlich, wie angepeilt, 2015 mit dem Bau begonnen werden kann. Gerwers kritisierte das bisherige zögerliche Vorgehen bei den Planfeststellungsverfahren als "äußerst unbefriedigend". Und er nannte auch gleich die großen Knackpunkte, die in den Verfahren noch zu lösen sein werden: Sicherheit an der Strecke, städtebauliche Verträglichkeit des Lärmschutzes und die Zukunft des Regionalverkehrs.

Reiner Latsch, NRW-Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn, und Landesverkehrsminister Michael Groschek wiesen darauf hin, dass mit der Finanzierungsvereinbarung eben nicht nur Regelungen für den Güterverkehr getroffen worden seien, sondern dass mit ihr auch ein verbessertes Angebot für den Nahverkehr auf der Strecke einhergehen werde. Letzte Antworten zu den Fragen von Sicherheit und städtebaulicher Verträglichkeit konnten sie allerdings auch nicht liefern. Die, so wurde schnell deutlich, werden in den Planfeststellungsverfahren für die einzelnen Bauabschnitte und den Erörterungen dazu gefunden werden müssen. Und da wird es ein gerütteltes Maß an Kompromissbereitschaft brauchen, um die Interessen von Bahn einerseits und Bürgern und Kommunen andererseits unter einen Hut zu bringen.

Lothar Ebbers von der Oberhausener Bürgerinitiative "Betwue-Linie — so nicht" und Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn begrüßte in seinem Eingangsstatement zwar auch die Finanzierungsvereinbarung als Schritt nach vorn, machte aber klar, dass er bei den bisher vorgelegten Planungen der Bahn noch viel Nachbesserungsbedarf erkennt. Als Beispiel nannte er die geplanten Unterführungen für Fußgänger und Radler in Hamminkeln-Mehrhoog und in Sterkrade. Auch die Lärmschutzplanungen für den Voerder Bahnhof kritisierte er scharf.

In der sich anschließenden gut einstündigen Diskussion machten auch die betroffenen Anwohner an der Strecke ihre Skepsis und Sorgen deutlich. Sie zweifeln sehr daran, dass von der Bahn tatsächlich optimale Lösungen für die Sicherheit an der Strecke angestrebt werden, und sie sehen bei den bisherigen Planungen in Sachen Schutz vor Lärm und Erschütterungen erhebliche Mängel.

Bahn-Mann Latsch dagegen betonte immer wieder die Dialogbereitschaft seines Unternehmens, und er machte deutlich, dass aus seiner Sicht kein Weg an einer Konsenslösung vorbeigeht, denn "ansonsten platzen alle Zeitpläne". Das wäre fatal. Seit mehr als 20 Jahren wird nun schon geredet. Und sollte tatsächlich im Jahr 2015 mit dem Bau einzelner Abschnitte begonnen werden, wird es dann laut Latsch noch sieben bis acht Jahre dauern, bis die Strecke fertig ist.

(RP)
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