Dinslaken Burghofbühne macht Theater im Frauenknast
Dinslaken · Mit der finanziellen Unterstützung des Lions Clubs Dinslaken 2012 präsentiert die Burghofbühne im Frauengefängnis in diesem Jahr vier Theaterstücke. Die Vorfreude ist bereits groß.
Als der Lions Club Dinslaken 2012 im vergangenen Jahr Ingrid van Bergen in das Frauengefängnis einlud, um dort den Inhaftierten aus ihrer Autobiographie vorzulesen und anschließend an einer Gesprächsrunde teilzunehmen, war es für die Insassen ein ganz besonderes Erlebnis.
"Ich habe selten eine Veranstaltung mit einer solchen Wirkung gesehen", erinnert sich der Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA), Hartwig Barten. Van Bergen betrat damals 30 Jahre nach ihrem eigenen Gefängnisaufenthalt erstmals wieder einen Knast und versprühte neuen Lebensmut, der nicht nur bei den Frauen, sondern auch beim Lions-Präsidenten Thomas Blatt im Gedächtnis blieb.
"Das war ein Besuch, der uns sehr bewegt hat. Wie die Frauen, die alle eine besondere Lebensgeschichte haben, in die Diskussion eingestiegen sind und ihre Nöte äußerten, oder davon berichteten, dass sie im Knast zum ersten Mal in ihrem Leben einen geregelten Tagesablauf haben, war für uns ein Schlüsselerlebnis", meint Blatt, der mit den Lions mithelfen möchte, dass den Häftlingen nicht nur zu einer Resozialisation, sondern überhaupt zu einer Sozialisation jenseits der hohen Mauern an der Bismarckstraße verholfen wird.
Der Lions Club Dinslaken 2012 ist der Sponsor eines Abos der Burghofbühne, die in diesem Jahr vier Stücke in der Kapelle des Frauengefängnisses aufführt. "Der Knast ist eine ganz andere Welt und vielleicht können wir einen kleinen Anstoß geben oder ein Zeichen setzen, dass es draußen auch noch andere Dinge gibt als die, die die Frauen bisher erlebten", sagt der Präsident.
Die rund 70 Inhaftierten erfuhren bereits durch einen Aushang am Schwarzen Brett, dass mit "Softgun" am 11. März das erste Stück auf sie wartet, und JVA-Leiter Barten weiß, welch willkommene Abwechslung ein Theaterabend für die Frauen ist und welchen Wert er besitzt: "Sie freuen sich darauf und die Werbung untereinander ist sehr groß. Es ist für sie auch sehr wichtig, dies zu erleben und dass sie mit dem Theater konfrontiert werden, weil der Anspruch sehr groß ist. Viele kennen überhaupt gar kein Theater — vielleicht das Kino", weiß Barten.
Dass die Lions die vier Theaterabende ermöglichen und auch die Presse darüber berichtet, findet der JVA-Leiter ganz außergewöhnlich: "Dadurch sieht man, dass auch im Vollzug gelebt wird." Thorsten Weckherlin, Intendant der Burghofbühne, besuchte das Frauengefängnis mit seinemTheater auch in der Vergangenheit schon, freut sich nun aber darüber, dass es mit "Softgun", "Die Schatzinsel", "Das trojanische Pferdchen" und "Sturm und Wurm unterwegs" gleich vier Aufführungen gibt: "Es ist eine runde, schöne und wichtige Sache geworden."
