Voerde Das Spinnen kann süchtig machen

Voerde · Ute Sprock, Sabine Sander und Géraldine Lakermann eröffneten gemeinsam die Stockumer Wollwerkstatt.

 Das Spinnen hat es ihnen angetan (von links): Ute Sprock, Géraldine Lakermann und Sabine Sander begeistern sich für dies alte Handwerk.

Das Spinnen hat es ihnen angetan (von links): Ute Sprock, Géraldine Lakermann und Sabine Sander begeistern sich für dies alte Handwerk.

Foto: Martin Büttner

Dornröschen hat es getan, Goldmarie und auch das Rumpelstilzchen. Ist Spinnen ein altmodisches Handwerk, das man heute höchstens noch aus Märchenerzählungen kennt? Keineswegs. Spinnen liegt voll im Trend. "Wir erleben gerade einen regelrechten Boom", sagt Ute Sprock. Die Voerderin entdeckte ihre Leidenschaft für das traditionelle Handwerk vor rund zehn Jahren, als sie eine Möglichkeit suchte, die Wolle ihrer Schafe und Alpakas selbst zu verarbeiten. Vor etwa sieben Jahren gründete sie mit anderen spinnbegeisterten Frauen vom Niederrhein eine Spinngruppe.

Im vergangenen Frühling eröffnete Sprock gemeinsam mit Sabine Sander und Géraldine Lakermann die "Stockumer Wollwerkstatt". Bei den vierzehntägigen Treffen geht es gesellig zu. So könnte es damals gewesen sein, als die Frauen abends in der Stube zusammen saßen, Geschichten erzählten oder einfach nur über die Ereignisse des Tages plauderten, während die Spinnräder munter surrten.

Doch was fasziniert so am alten Handwerk, das in den vergangenen Jahren immer mehr Anhänger gefudedn hat? "Spinnen ist ein total modernes Handwerk. Man kann die verrücktesten Sachen machen", findet Sprock. "Mich fasziniert vor allem der Prozess vom rohen Material zum fertigen gestrickten oder gewebtem Stück", sagt Lakermann. Sabine Sander, die ihre Wolle mit Naturfarben selbst färbt, findet schon das Sammeln der Pflanzen entspannend.

Auch dem Spinnen selbst wird nachgesagt, eine beruhigende, ja fast meditative Wirkung zu haben. Der erste Eindruck täuscht zumindest insofern, als man sich als Anfänger sehr konzentrieren muss. Im Selbstversuch gestaltet sich die Koordination von Füßen und Händen anfangs recht schwierig. Zunächst gilt es, das richtige Spinnrad auszuwählen. "Jedes Rad läuft anders. Das ist wie beim Auto, da fährt auch nicht jeder das gleiche", meint Ute Sprock schmunzelnd.

Als nächstes wird der gleichmäßige Tritt an den Fußpedalen geübt. Nach einigen Minuten läuft es halbwegs rund und es geht an die Handarbeit. Die Wollfasern, aus denen später der Faden gedreht werden soll, werden vorsichtig mit den Fingern gezogen. Hoppla, da komme ich doch glatt mit den Fußpedalen durcheinander. Das Rad dreht sich plötzlich links statt rechts herum. Wäre der Faden schon auf der Spindel, es hätte einen echten Garnsalat gegeben. Zum Glück mache ich nur Trockenübungen. Doch dann wird es ernst. Bei den erfahrenen Spinnerinnen sehen die Handgriffe kinderleicht aus, doch es dauert mehr als eine Stunde, bis sich die nötige Lockerheit einstellt. Mein gesponnener Faden hat massive Figurprobleme und schwankt zwischen spindeldürr und viel zu dick. Außerdem neigt er dazu, sich auf der Spindel seltsam zu kräuseln. Trotzdem: Die Sache fängt langsam an, Spaß zu machen. "Spinnen macht süchtig", sind sich die Frauen in der Runde einig. Ein Risiko, das man durchaus eingehen kann.

(RP)
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