Dinslaken Dinslaken strahlt bis Jerusalem

Dinslaken · Leo Lebendigs "Friedenslicht der Religionen" ist in Jerusalem angekommen. Vor einem Jahr erleuchtete die Raumplastik die Lohnhalle der Zeche Lohberg. Jetzt strahlt sie in der Benediktiner Abtei Dormitio auf dem Berg Zion.

Der "Ruhrknall" erfolgte in der Lohn- und Lichthalle des Bergwerks Lohberg. Für den Dortmunder Künstler Leo Lebendig bot dieser Ort des Wandels, der Kreativität und des Lichts beste Voraussetzungen, um Grenzen zu überschreiten, miteinander die Zukunft zu gestalten und Zeichen zu setzen für den Frieden. Hier installierte der 71-Jährige seine aus 512 Elementen bestehende Raumplastik als kugelförmigen Himmelskörper. Versehen mit den Symbolen der abrahamitischen Religionen – siebenarmiger Leuchter (Judentum), Kreuz (Christentum) und dem Namen Allahs (Islam) – mahnt das Werk zu religiöser Toleranz und Respekt gegenüber dem Glauben anderer. Ohne diesen Respekt kann es keinen Frieden geben, sagt Leo Lebendig. Das sahen Bürgermeister Dr. Michael Heidinger sowie Fritz Pleitgen, Dr. Hans-Peter Noll und Prof. Dieter Gorny von der Ruhr.2010 GmbH vor einem Jahr ganz genau so. Sie unterzeichneten das "Ruhrknall-Manifest", mit dem sich der Lichtkünstler vom ersten Local-Hero der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 verabschiedete.

Bewegendes Ereignis

Die "Entzündung" des Friedenslichts in Dinslaken, von Schülern der Israel-AG des Theodor-Heuss-Gymnasiums musikalisch mitgestaltet, war ein bewegendes Ereignis, entstanden im Rahmen des Europaprojekts Twins.2010. Über 500 Menschen erlebten es hautnah. Danach trug Leo Lebendig seine Friedensbotschaft weiter – nach Essen, Duisburg, Dortmund und Hamm. Vor zwei Wochen ist sie in Jerusalem angekommen. In der Dormitio-Kirche auf dem Berg Zion. Die Benediktinerabtei steht mit ihrer Friedensakademie Beit Benedikt im Zentrum Jerusalems, nur wenige Schritte von der jüdischen Klagemauer, der Grabeskirche Christi und der Al Aksa-Moschee der Muslime entfernt. "Dort gehört das Friedenslicht hin", sagt Leo Lebendig. "Dort spricht man vom Frieden. Dort ist die Geburtsstätte der drei abrahamitischen Religionen. Und dort ist mir das Herz aufgegangen." Die Dormitio öffnet als Pilgerstätte der Entschlafung der Jungfrau Maria ihre Tore für Besucher aus aller Welt. Rund 200 Busse mit Wallfahrern und Touristen halten hier täglich an. Leo Lebendig hat sie gesehen. Die einen bestaunten seine Installation, andere fotografierten sie, wieder andere nahmen die Friedensbotschaft gar nicht wahr. Der Mann mit dem weißen Bart und dem schulterlangen Haar nennt seine Kunst "initiatorisch". Im Museum hat sie nichts verloren. "Sie will ins Leben entführen", sagt Leo Lebendig. Das ästhetische Ereignis soll in den Menschen etwas anstoßen, sie zum Handeln und Denken bewegen. Erst in der Aktion entwickle sich die Friedensbotschaft, erklärt der Künstler.

Nach Hiroshima

Dinslaken bildete den Anfang der Mission, Jerusalem markiert nicht das Ende. Nach dem 15. März schickt der Künstler sein Friedenslicht hinaus in die Welt. In Form einer 64 Meter hohen "atmenden Himmelssäule", die sich auf der Reise zur "menschlichen Seele" wandeln soll – Lebendig spricht lieber von "Human Soul" – soll es den Geist der Aktion bis nach Hiroshima tragen. Die Botschaft ist klar formuliert: "Die Welt bis 2020 atomwaffenfrei". Fritz Pleitgen, Geschäftsführer der Ruhr.2010, wünscht gutes Gelingen. "Sie haben ein Stück Friedenskultur in die Metropole Ruhr gebracht", schreibt er dem Lichtkünstler. "Ich hoffe dass das Friedenslicht, das im Kulturhauptstadtjahr seine Botschaft entfalten konnte, in die Zukunft getragen wird." Erster Halt? Leo Lebendig muss nicht lange überlegen: "Die Dresdner Frauenkirche und danach der Kölner Dom."

(RP)
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