Dinslaken Ein ganz normales Leben

Dinslaken · Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag. Auch in Dinslaken hoffen Familien, deren Kinder die Trisomie 21 haben, auf diesem Wege in der Öffentlichkeit ein Zeichen für mehr Akzeptanz und Integration setzen zu können.

Sina löffelt einen Joghurt und blickt fröhlich in die Runde. Die Vierjährige ist ein aufgewecktes kleines Mädchen, das nach dem Essen mit Vorliebe wild durch die Wohnung tobt und ihren Papa zum Spielen auffordert. "Sie ist vielleicht ein wenig anders, als andere Kinder; im Sinne von "besonders" könnte man sagen." Sinas Eltern sind glücklich mit ihrem kleinen Mädchen. Und machten in Familie und Freundeskreis bisher nur positive Erfahrungen. "Doch das ist nicht immer so", wissen beide. Gemeinsam mit vier weiteren betroffenen Familien aus Dinslaken und einer weiteren aus Oberhausen engagiert sich das Ehepaar Christoph Wawrzyczek und Astrid Baldy deshalb im Rahmen des Welt-Down-Syndrom-Tags für die Recht ihrer Kinder.

Gegen Vorurteile

Seit dem Jahre 2006 wird weltweit am 21. März der World-Down-Syndrome-Day gefeiert. Verbände, Eltern und Institutionen weisen mit Ausstellungen, Vorträgen und anderen Aktionen die Öffentlichkeit auf die besondere Lebenssituation von Menschen mit Down-Syndrom hin. Denn obwohl die medizinischen und pädagogischen Hilfen heute besser denn je sind, gibt es immer noch Vorurteile und pauschal vorgezeichnete Wege.

"Man muss viel kämpfen, wenn man sein Kind nach dem Kindergarten nicht auf eine Förderschule und anschließend in die Werkstatt schicken möchte. Dabei gibt es innerhalb des Krankheitsbildes ganz unterschiedliche Ausprägungen. Die Kinder sind in ihrer Entwicklung genauso vielfältig wie andere auch", sagt Astrid Baldy. Und ihr Mann fügt hinzu: "Der Separatismus muss aufhören. Die Kinder sollten ganz individuell auf ihre Fähigkeiten und Entwicklungsstufen hin gefördert werden." Viele Kinder kommen heute schon in den Genuss von dringend notwendigen frühen Hilfen, wodurch sie häufig Regelkindergärten besuchen und auch immer öfter auf Regelschulen gehen. Die daraus resultierende Selbstständigkeit erlaubt es ihnen später eigenständig zu wohnen, zu arbeiten und mit ihren Partnern zusammen zu leben.

Familie Wawrzyczek erfuhr erst nach der Geburt von der Behinderung ihrer Tochter. Nach dem anfänglichen Schock schöpfte sie viele Informationen aus dem Internet, machte sich schlau über spezielle Therapien und knüpfte Kontakte zu anderen Familien. "Der Gang in die Stadtbibliothek dagegen war frustrierend – da gab es nur Bücher aus den 60er und 70er Jahren. Was darin teilweise noch steht, wollen sie gar nicht wissen", erinnert sich Sinas Vater.

Heute wird die Vierjährige in vielerlei Hinsicht aufgefangen und gefördert. Physio- und Sprachtherapie fordern zwar viel Zeit, helfen Sina aber auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben. Und ihre Mama sagt lachend: "Manchmal kommt es mir so vor, als sei der einzige Unterschied zu anderen Kindern, das sie einen volleren Terminkalender hat."

(RP)
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