Hünxe Ein gefährliches Nadelöhr

Hünxe · Drei Schiffe haben innerhalb einer Woche die eingerüstete Bucholter Kanalbrücke in Hünxe gerammt. Sachschaden und ein Schwerverletzter waren die Folge. Um weitere Havarien zu vermeiden, wurden die Kontrollen verschärft.

 Bei dem Unglück am 21. Oktober wurde der Führerstand des Schiffes zertrümmert.

Bei dem Unglück am 21. Oktober wurde der Führerstand des Schiffes zertrümmert.

Foto: Feuerwehr

Wie und warum es zu den Unfällen kam, ist dem Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg-Meiderich ein Rätsel. "Es kann nicht allein an der Brücke gelegen haben", sagte gestern Pressesprecher Volker Schlüter.

 Drei Schiffsunfälle in einer Woche ereigneten sich an der Bucholter Brücke: Heute soll das Baugerüst abgebaut werden.

Drei Schiffsunfälle in einer Woche ereigneten sich an der Bucholter Brücke: Heute soll das Baugerüst abgebaut werden.

Foto: martin büttner

Die sei vorschriftsmäßig gesichert. "An der Hammer Brücke bei Haltern führen wir die gleichen Arbeiten durch. Da fährt keiner gegen." Die Bucholter Brücke im Ortsteil Bucholtwelmen ist seit dem 19. Mai für jeglichen Straßenverkehr komplett gesperrt. Der Rostschutz, die Fahrbahn- und Gehwegbeläge sowie die Lager werden erneuert.

Der Wesel-Datteln-Kanal ist an der Baustelle halbseitig gesperrt. Schiffsführer erhalten über Funk von der Sperrung Nachricht, können das Hindernis aber auch über Radar erfassen. 500 und 300 Meter vor der Baustelle machen Schilder auf den Engpass aufmerksam.

Grüne Signalbojen verengen schließlich die Fahrrinne und lotsen die Schiffe auf die freigegebene Seite. An der Brücke selbst zeigen rot-weiße Schilder an, wo die Gefahrenstelle problemlos zu passieren ist. Nachts ist das Nadelöhr beleuchtet.

Trotzdem ereignete sich dort am Morgen des 21. Oktober ein schwerer Unfall. Die "Saron-K" aus Maasbracht (Niederlande) prallte gegen das Baugerüst. Das Dach des Ruderhauses wurde beinahe komplett abgerissen. Der 63-jährige Schiffsführer erlitt schwere Verletzungen.

Nur sechs Tage später, am vergangenen Dienstag gegen 6.20 Uhr, havarierte an derselben Stelle ein niederländisches Motorschiff. Steuerhaus, Radarantenne, der mitgeführte Pkw und andere Schiffsbauteile wurden beim Zusammenprall mit dem Gerüst beschädigt. Der Schiffsführer blieb unverletzt.

Ein kleinerer Unfall ereignete sich am 19. Oktober. Auch hier wurde ein auf dem Schiff mitgeführtes Auto beschädigt. Glimpflich kam der Schiffsführer davon, der am 25. August beim Unterqueren der Brücke das Baugerüst streifte.

Beim ersten Unfall war es hell. Nach dem zweiten Unfall hatte der Schiffsführer angegeben, die Signalbeleuchtung an der Brücke habe funktioniert. Nach den Havarien in der vergangenen Woche waren die Beleuchtungen jeweils ausgefallen.

Ob sie funktionierten, als die Schiffe gegen das Baugerüst prallten, ist bislang unklar. "Wir wissen es nicht", erklärte Volker Schlüter vom Wasser- und Schifffahrtsamt. Die Beleuchtung werde täglich kontrolliert. Am Abend zuvor habe sie funktioniert. Die Wasserschutzpolizei wollte sich gestern nicht zu dem Fall äußern. Die Ermittlungen laufen noch.

Um möglichen weiteren Unfällen vorzubeugen, hat das Wasser- und Schifffahrtsamt in einem Baucontainer am Nordufer einen "Nachtwächter" postiert, der die Gefahrenstelle auch während der Dunkelheit im Auge behält und regelmäßig die Beleuchtung kontrolliert. Sein Einsatz wird nicht lange dauern.

Die Arbeiten an der Bucholter Brücke sind beendet. Der Abbau des Baugerüstes hat begonnen, der Rest des völlig verbogenen Gestänges, von dem einzelne Teile bis hinunter zur Wasseroberfläche hängen, soll vom Kanal aus demontiert werden. Wenn es alles glatt verläuft, können Schiffe die Bucholter Brücke ab morgen wieder ungehindert passieren.

(RP/rai)
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