Dinslaken Gegen das Vergessen — für Toleranz

Dinslaken · Dinslaken erinnert an Nazi-Zeit und Krieg in Filmen, Vorträgen, Ausstellungen und Theateraufführungen.

 Erinnerungskultur in Dinslaken: Die Stolpersteine von Gunter Demnig (großes Foto) gehören dazu. Über den Holocaustüberlebenden Fred Spiegel (rechts unten) hat Regisseur Adnan G. Köse einen Dokumentarfilm gedreht. Einen Blick ins Innere der jüdischen Synagoge soll eine Ausstellung im Museum gewähren.

Erinnerungskultur in Dinslaken: Die Stolpersteine von Gunter Demnig (großes Foto) gehören dazu. Über den Holocaustüberlebenden Fred Spiegel (rechts unten) hat Regisseur Adnan G. Köse einen Dokumentarfilm gedreht. Einen Blick ins Innere der jüdischen Synagoge soll eine Ausstellung im Museum gewähren.

Foto: mb, jok, privat

"Ein bedeutsames Jahr bedarf einer besonderen Erinnerungskultur", sagt Dinslakens Kulturdezernentin Christa Jahnke-Horstmann. 2013 ist so ein Jahr, auch für die Stadt Dinslaken. Auch hier sahen vor 75 Jahren die meisten Bürger zu, wie die Nazis Synagoge und Waisenhaus zerstörten, wie Juden durch die Straßen getrieben und verprügelt wurden. In zahlreichen Veranstaltungen will die Stadt an die Folgen der Machtübernahme durch die Nazis 1933 erinnern, an die Verfolgten und Opfer, an das Leid, das daraus für viele Menschen erwuchs. Zugleich sollen Akzente für mehr Toleranz und Zivilcourage gesetzt werden, gegen Ausgrenzung Andersdenkender, unmenschliche Praktiken im Alltag und die Aufweichung rechtsstaatlicher Prinzipien.

 Erinnerungskultur in Dinslaken: Die Stolpersteine von Gunter Demnig (großes Foto) gehören dazu. Über den Holocaustüberlebenden Fred Spiegel (rechts unten) hat Regisseur Adnan G. Köse einen Dokumentarfilm gedreht. Einen Blick ins Innere der jüdischen Synagoge soll eine Ausstellung im Museum gewähren.

Erinnerungskultur in Dinslaken: Die Stolpersteine von Gunter Demnig (großes Foto) gehören dazu. Über den Holocaustüberlebenden Fred Spiegel (rechts unten) hat Regisseur Adnan G. Köse einen Dokumentarfilm gedreht. Einen Blick ins Innere der jüdischen Synagoge soll eine Ausstellung im Museum gewähren.

Foto: mb, jok, privat

Der Holocaustüberlebende Fred Spiegel hat im vergangenen Jahr bei seinem Besuch seiner Heimatstadt Dinslaken gesagt, dass Erinnern, nicht Verdrängen der richtige Weg sei, um die eigene Vergangenheit zu bewältigen. Diese Stadt weiß das, sie schaut hin. Die Reihe "Gegen Vergessen — für mehr Toleranz" ist dafür der Beweis. Zahlreiche Geschichtsinteressierte, Kirchenvertreter, Vereine, die Stadtbücherei, Künstler und einige mehr haben das Programm unter Federführung des Stadtarchivs erarbeitet.

Christa Jahnke-Horstmann nannte die Zusammenarbeit "ausgesprochen konstruktiv" und das Ergebnis "beeindruckend". "Wir hoffen, dass wir damit auch junge Menschen ansprechen können."

Es gibt Vorträge und stadthistorische Spaziergänge zur jüdischen Geschichte. Der Künstler Gunter Demnig wird 30 neue Stolpersteine verlegen und Alfred Grimm weitere Mahnsteine übergeben. Es gibt eine Gedenkfeier am 23. März auf dem Parkfriedhof, an der Veteranen aus der französischen Partnerstadt Agen teilnehmen. Die Burghofbühne zeigt am 12. Mai ihr Stück "Liebesbriefe an Hitler" und Regisseur Adnan G. Köse am 8. Mai seinen Dokumentarfilm "Fred Spiegel — Zeuge der Wahrheit". Der in englischer Sprache gedrehte Beitrag ist, wie Köse gestern berichtete, mittlerweile deutsch untertitelt.

Im Museum Voswinckelshof gibt es eine Sonderausstellung "Zur jüdischen Geschichte, Jeanette Wolff und Fred Spiegel". Museumsleiter Dr. Peter Theißen setzt dabei auch auf multimediale Präsentation. So besteht die Möglichkeit, längere Interviews mit Zeitzeugen über Kopfhörer oder Lautsprecher zu verfolgen. Es werden Filmdokumente gezeigt und ein virtueller Rundgang durch das ehemalige Waisenhaus und die Synagoge unternommen. Geplant ist, einen Teil der Ausstellung in die neue Dauerausstellung zu integrieren.

Die Stadtbibliothek hat zum Gedenkjahr ein besonderes Literaturverzeichnis erstellt. Es ist eine Mischung aus neuen und älteren Titeln: Biografien, Romane, persönliche Erlebnisberichte, Filme, Hörbücher und Dokumentationen — das Angebot ist vielfältig und soll Interessierten die Möglichkeit geben, sich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen.

(RP/rl)
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