Dinslaken Gesamtschule hofft auf Einsicht der Politik
Dinslaken · Alle Klassenräume sind zu klein, Fach- und Arbeitsräume fehlen: Der Standort Goethestraße der Ernst-Barlach-Gesamtschule ist dringend sanierungsbedürftig. Geld dafür gibt's nicht. Eltern, Lehrer und Schüler sind sauer.
Wenn Hans-Ulrich Wangerin die Anforderungen einer modern geführten Gesamtschule im Ganztagsbetrieb mit der tatsächlichen Ausstattung des Gebäudes Goethestraße vergleicht, kommt er zu einem "desaströsen Ergebnis". Sämtliche Klassenräume sind kleiner als 64 Quadratmeter und entsprechen damit nicht den Mindeststandards, es fehlen Fachräume, zwei Differenzierungsräume, dringend benötigte Flächen und Räume für den Ganztag. Die 20 Plätze im Lehrerzimmer teilen sich 50 Pädagogen.
Der einzige Aufenthaltsraum ist eine Teeküche mit Schrägen. Dass ein Bereich im Treppenhauses bestuhlt ist, treibt dem Schulleiter den Schweiß auf die Stirn. Wer hier das Geländer übersteigt, kann tief fallen. Und wer sich wie der körperlich behinderte Cem Yilmaz täglich mehrfach die 52 Treppenstufen in den Ganztagsbereich im Dachgeschoss hochquälen muss, ist völlig erschöpft. "Das ist schwer", sagt der Zwölfjährige. Ab dem nächsten Schuljahr werden diese Hürde drei weitere behinderte Schüler nehmen müssen. Inklusion sieht für Hans-Ulrich Wangerin anders aus.
"Für die durch den Brandschutz und die Inklusion aufgegeben Unterrichtsräume gibt es bis heute keinen Ersatz", sagt der Schulleiter. Dass eine gebundene Ganztagsschule in einem über 100 Jahre alten Gebäude untergebracht wird, das von seiner gesamten Struktur nicht dafür ausgerichtet ist, hält er für unerträglich. Und genau deshalb hat er gemeinsam mit der Lehrern und Eltern einen "letzten Versuch", die Politik zum Einlenken zu bewegen. Denn die hat die Dependance Goethestraße nicht in das Sanierungskonzept der Stadt aufgenommen.
Der Plan sieht auch für den sechsjährigen Zeitraum, in der die geplante Sanierungsgesellschaft die Dinslakener Schulen fit für die Zukunft machen soll, kein Geld für die Goethestraße vor. Damit droht das nunmehr 28-jährige "Ganztagsprovisorium im Haus der 1000 Treppen fortgeschrieben zu werden", sagt Wangerin. Vor dem Hintergrund, dass am Standort Goethestraße jährlich 180 Schulkinder ihre Schullaufbahn beginnen und in den dortigen Jahrgängen 5 und 6 etwa 350 Schüler täglich von 8 bis 15.45 Uhr leben und lernen, könne man von den Betroffenen nicht erwarten, dass sie einer solchen Entwicklung tatenlos zusehen. Der Politik wirft Wangerin vor, die Situation zu ignorieren.
Eltern und Lehrerschaft würden deshalb allmählich rebellisch. Gemeinsam mit 1350 Schülerinnen und Schülern erwarten sie Antworten darauf, wie die Zukunft der größten integrativ und inklusiv arbeitenden Schule Dinslakens zukunftsfähig gestaltet werden soll. Von der 6,5 Millionen Euro teuren Maximallösung ist die EBGS längst abgerückt. "Es gibt auch unterhalb davon Lösungen", ist Wangerin sicher. "Wir wären schon zufrieden, wenn man darüber nachdenken würde, was machbar ist."