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Bundestagswahl 2013 Gewinnen allein ist ihm nicht genug

Dinslaken · Der Oberhausener Bezirksbürgermeister will als Nachfolger von Michael Groschek in den Bundestag. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ihm gelingt, ist hoch. Der Wahlkreis gilt für die Sozialdemokraten als sicher.

 Dirk Vöpel will als sozialdemokratischer Politiker Gehör finden, gestalten und Veränderungen bewirken.

Dirk Vöpel will als sozialdemokratischer Politiker Gehör finden, gestalten und Veränderungen bewirken.

Foto: Martin Büttner

Es läuft 'ne Menge schief in diesem Land. Meint Dirk Vöpel. Er will das ändern. Und deswegen will er in der Berliner Politik mitmischen. Die Chance bekam er, als Michael Groschek aus der Bundespolitik auf den Stuhl eines Landesministers in Düsseldorf wechselte. Der 42-jährige gebürtige Oberhausener, geschieden, "sehr stolzer Vater einer 13-jährigen Tochter", hat dessen Wahlkreis "übernommen". Hat sich in einer Mitgliederabstimmung gegen drei andere Genossen durchgesetzt. Jetzt sitzt er im Café Lueg und will Auskunft geben. Zu seiner Person. Zu seinen politischen Zielen. Und dabei macht er einen deutlich entspannteren Eindruck, als man es von einem wahlkämpfenden Sozialdemokraten in diesen Tagen erwarten würde.

Ja sicher, er kennt die Umfragen, in denen die SPD und ihr Kandidat nicht so recht vorankommen, aber: Gewählt wird erst am 22. September, und bis dahin lässt sich, davon ist Vöpel überzeugt, noch eine Menge bewegen. "Noch sind ganz viele Menschen unentschlossen. Wir müssen unsere Wähler mobilisieren, dann wird das Ergebnis ganz anders aussehen, als es die Umfragen vorhersagen." Dafür kämpft er. Um jede Stimme.

Nicht nur für seine Partei, sondern auch für sich persönlich. Nicht, dass er Sorgen haben müsste, den Wahlkreis zu verlieren, auch wenn er natürlich pflichtschuldig darauf hinweist, dass erst am Wahltag abgerechnet wird. Aber gewinnen allein reicht Vöpel nicht, er will möglichst gut abschneiden. "Je besser man im Wahlkreis abschneidet, desto größer ist auch das Standing, das man in der Fraktion hat", nennt er den Grund für das anspruchsvolle Ziel. Das ist Vöpel wichtig. Denn wenn er schon nach Berlin geht, dann will er auch etwas bewegen. Und das beginnt nun einmal damit, dass man mit seinen Positionen zunächst einmal in der eigenen Fraktion Gehör findet.

Gehör finden, gestalten wollen — das gehört zu Vöpels Grundverständnis in der Politik. Auf seiner Homepage erzählt er, wie er, nachdem er 1988 noch als Schüler gerade in die SPD eingetreten war, zum ersten Mal zur Juso-AG seines Ortsvereins Oberhausen-West gegangen — und weil deren Führungsteam amtsmüde war — für ihn selbst völlig überraschend als deren neuer Leiter zurückgekommen ist. Vöpel ist offenbar einer, der sich in die Pflicht nehmen lässt. Das war auch schon so, wie er berichtet, wenn in der Schule ein Klassensprecher gesucht wurde. Aber das ist nicht seine einzige Motivation, wenn er sich um ein Amt bewirbt. "Ich will etwas verändern", sagt er, "und dazu hat man mehr Chancen, wenn man ein Amt übernimmt."

Ämter und Funktionen hat er dann schnell übernommen. In der Partei als Vorsitzender der Jungsozialisten in den 90er Jahren, später als stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Oberhausen-West, dessen Vorsitzender er mittlerweile ist. 1989 begann sein Engagement in der ehrenamtlichen Kommunalpolitik, zunächst als Bürgermitglied im Umweltausschuss, dann in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen erste "parlamentarische" Erfahrungen sammeln. Seit 1999 vertritt er den Wahlbezirk Alstaden-Ost als direkt gewähltes Mitglied im Rat der Stadt. Vöpel ist seit über zehn Jahren Sprecher der SPD-Fraktion im Umweltausschuss. Seit 2011 ist er zudem Bezirksbürgermeister von Alt-Oberhausen.

Nun also die Bundespolitik. Dafür ist Vöpel bereit, einiges aufzugeben. Der Kandidat war schon in frühen Jahren begeistert von den Möglichkeiten, die die Informationstechnik bietet. 1998 hat er dann eine eigene Firma gegründet, arbeitet seither als selbstständiger IT-Betreuer. Dass er dafür auch sein Jura-Studium sausen ließ, hat er nach eigenem Bekunden nie bereut. Die eigene Firma müsste er wohl aufgeben, wenn er in den Bundestag einzieht. Der Reiz, den "Schalthebeln der Gesellschaft" nahe zu sein und Einfluss nehmen zu können, ist ihm das wert.

Das Thema, das dabei bei ihm ganz oben auf der Tagesordnung steht, ist, wen wundert's, so wie Vöpel in der Politik der am höchsten verschuldeten Kommune des Landes verhaftet ist, die Finanzierung der Städte und Gemeinden. Gegen die finanziellen Lasten, die den Kommunen aufgebürdet würden, könne niemand ansparen, sagt Vöpel und fordert: "Der Bund muss endlich seine Verantwortung gerecht werden." In seiner Partei sei das Thema inzwischen angekommen, "auch bei den Kollegen, die aus Kommunen kommen, denen es finanziell besser geht".

Ein weiteres wichtiges Thema für Vöpel ist das große Thema der SPD — die Gerechtigkeit. Dass aus seiner Sicht auch seine eigene Partei mit der Agenda-Politik zu größer werdenden Ungerechtigkeit beigetragen hat, verschweigt Vöpel nicht. "Als Gerhard Schröder die Agenda durchgesetzt hat, waren die Zeiten anders. Inzwischen aber hat sich gezeigt, dass es Fehlentwicklungen — etwa bei der ausufernden Zeitarbeit — gegeben hat. Das muss geändert werden", sagt er. Vöpel hat allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass ihm da an den Wahlständen Skepsis entgegenschlägt. "Wir haben Fehler gemacht, aber wer handelt, macht nun einmal auch Fehler. Er muss aber die Chance haben, diese zu korrigieren, wenn er sie erkennt."

Das ist die Botschaft, mit der Vöpel den Skeptikern entgegentritt. Das Thema Gerechtigkeit jedenfalls ist den Menschen, auch das hat Vöpel in vielen Gesprächen erfahren, "sehr wichtig". Und damit ist er bei einem dritten Grundpfeiler seines Politikverständnisses. "Man darf die Bodenhaftung nicht verlieren, muss bei den Leuten sein und ihnen zuhören. Ich lerne im Wahlkampf viele Menschen, viele unterschiedliche Positionen und Blickwinkel kennen. Das ist wichtig. Schließlich will ich diese Menschen in Berlin vertreten."

(RP)
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