Voerde Haibach versucht Neuanfang

Voerde · 30 Jahre lang hat Ulrike Haibach-Daniel an der Bahnhofstraße 61 in Voerde Bücher verkauft. Heiligabend werden dort die letzten über die Theke gehen. Silvester wird die Buchhandlung geschlossen. Ob es 2013 eine Neueröffnung gibt, ist fraglich. Die 55-Jährige sucht ein kleineres Ladenlokal.

 Ulrike Haibach-Daniel will sich mit ihrer Buchhandlung kleiner setzen. Das Ladenlokal an der Bahnhofstraße 61 in Voerde wird zum 31. Dezember geschlossen.

Ulrike Haibach-Daniel will sich mit ihrer Buchhandlung kleiner setzen. Das Ladenlokal an der Bahnhofstraße 61 in Voerde wird zum 31. Dezember geschlossen.

Foto: Martin Büttner

"Der Buchhandel ist schwieriger geworden. Voerde ist schwieriger geworden." Ulrike Haibach-Daniel benötigt gerade mal zwei Sätze, um die Frage zu beantworten, warum sie ihre Buchhandlung an der Bahnhofstraße 61 schließen will. Umsatzeinbußen sind bei gleichbleibend hohen Mieten nun mal nicht leicht zu verkraften. Da wird ein Ladenlokal mit 185 Quadratmetern Verkaufsfläche schnell zu groß. Und da immer mehr Kunden ihre Bücher mittlerweile online bestellen, hielt es die Buchhändlerin für zu riskant, ihren Mietvertrag um fünf Jahre zu verlängern. Sie kündigte ihn zum 31. Dezember.

Das könnte das Aus für die Buchhandlung Daniel & Haibach sein, muss es aber nicht. Ulrike Haibach-Daniel gibt sich optimistisch. "Ich sehe eine realistische Chance, dass es an anderer Stelle in Voerde weitergeht. Ich würde es noch einmal probieren, wenn ich ein geeignetes Ladenlokal finde." Darauf hoffen nicht nur die zahlreichen Kunden, für die die Buchhandlung, die am 11. November 1982 als "Bücherstube" eröffnete, seit langem eine Institution ist, die das kulturelle Leben in Voerde entscheidend geprägt hat. Bürgermeister Leonhard Spitzer sah das genau so, als er zum Silberjubiläum der Buchhandlung betonte, der Namen Daniel & Haibach sei ein "Markenzeichen für gute Qualität".

1991 stieg Ulrike Haibach-Daniels Ehemann Udo in das Geschäft ein. 1992 expandierte der Laden zur heutigen Größe. Für das passionierte Buchhändler-Ehepaar ging es nie allein um den Verkauf von Lesestoff. Es ging auch darum, dass Leser zwischen Hunderten von Metern Buchrücken Literatur live erleben konnten. Bei rund 150 Lesungen waren die bekanntesten und hochkarätigsten Autoren der deutschen Literaturszene zu Gast. Es gab Literaturstammtische, die Jugendbuchwoche wurde hier mitentwickelt, der Verein r(h)ein-kultur-welt (rkw) gemeinsam mit der Dinslakener Buchhandlung Korn aus der Taufe gehoben. Heute ist Ulrike Haibach-Daniel zweite Vorsitzende des Förderkreises Stadtbibliothek, hilft als kommissarische rkw-Vorsitzende die Kulturarbeit der Stadt zu koordinieren und freut sich, dass dies so gut funktioniert. "Auf die Kooperation mit den Duisburger Philharmonikern bin ich besonders stolz." Die Stimmung in der Buchhandlung ist derzeit nicht die beste. Das 30-jährige Bestehen will Ulrike Haibach-Daniel dennoch mit einer besonderen Aktion feiern. Am Sonntag, 11. November, wird – im Vorgriff auf den deutschen Vorlesetag am 16. November – in der Buchhandlung ein komplettes Buch gelesen. Kunden, Geschäftspartner und Wegbegleiter aus 30 Jahren werden sich Alan Bennetts "Die souveräne Leserin" teilen. Die 120 Seiten lange Erzählung handelt davon, wie die Queen ihre Liebe zu Büchern entdeckte. Drei Stunden lang dauert die Leserunde, zwischendurch gibt's Suppe, danach ein Fest mit Dämmerschoppen, Musik und Häppchen.

(RP)
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