Voerde Kanal-TÜV: Initiative übt heftige Kritik

Voerde · Aufgeschreckt von Berichten, wonach die Landesregierung nun doch eine Dichtheitsprüfung für alle privaten Abwasserleitungen verbindlich festschreiben will, hat sich gestern die Bürgerinitiative "Möllener Fair Play" zu Wort gemeldet. Und übt heftige Kritik an diesen Plänen.

"Mit der trügerischen Ruhe an Rhein und Ruhr ist es nun endgültig vorbei. Nun kommt es genauso, wie vor der Wahl von den Bürgerinitiativen prognostiziert: Es gibt bei der Dichtheitsprüfung nur eine Verlängerung der Fristen – alle müssen prüfen – nichts bleibt mehr übrig von dem Wahlkampfversprechen von Hannelore Kraft, dass nach Ansicht der SPD Ein- und Zweifamilienhäuser von der Prüfpflicht ausgenommen werden sollen", schreibt Hans-Peter Bergmann von der Bürgerinitiative "Möllener Fair Play".

Die Kanallobby habe sich bei diesem Milliardenschweren künstlichen Konjunkturprogramm durchgesetzt, obwohl es auch bis heute keine wissenschaftlich belegbaren Beweise gebe, dass "undichte" private Abwasserleitungen eine Gefahr für das Trinkwasser darstellen. Nordrhein-Westfalen bleibe mit der geplanten Regelung weiterhin das einzige Flächenbundesland, was seinen Bürgern diese Prüfung zumute. Im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen stehe allerdings auch, dass eine Bundeseinheitliche Regelung angestrebt wird. Diese Forderung sei von den rund 70 Bürgerinitiativen, die sich bis heute in Nordrhein-Westfalen formiert haben, von Anfang angemahnt worden und scheine nun ebenfalls zur "Luftnummer" zu mutieren. Auch wenn es so klinge, dass nun die Hauseigentümer bis 2026 nichts machen müssen, ist dem nicht so.

Viele Ausnahmeregelungen

Es werde sehr viele Ausnahmeregelungen geben: etwa in Wasserschutzgebieten. Eine Kanalprüfung koste je nach Länge der Rohre zwischen 300 bis 1000 Euro – in ländlichen Gebieten mit oftmals sehr langen Systemen deutlich mehr. Die darauf folgende Sanierung werde von mehreren Tausend Euro bis in den fünfstelligen Bereich zu Buche schlagen.

Voerde habe 2010 für etwa 3000 Grundstücke ein künstliches Fremdwassersanierungsgebiet aufgestellt, wo angeblich zu viel Grund- und Oberflächenwasser in die Kanalisation eindringe, die eine Mehrbelastung der Kläranlage auslösen soll. Laut Aussagen des Ersten Beigeordneten Wilfried Limke seien bis heute etwa 25 Prozent der Grundstücke geprüft worden. Dabei seien 65 Prozent als undicht erklärt worden. Die Investitionskosten pro Eigentümer lägen bei 6500 Euro plus den Kosten für die Prüfung. Dies macht allein bei diesen 3000 Grundstücken 15 Millionen Euro Privatvermögen aus, bei dem dann das Land etwa 30 Prozent Sanierungskosten beisteure.

(RP)
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