Dinslaken Methadon-Programm läuft gut

Dinslaken · Der Hünxer Arzt Dr. Michael Wefelnberg kümmert sich seit knapp einem Jahr um die Versorgung Drogenabhängiger mit Ersatzstoffen wie Methadon. Mit zwei Kollegen kann er 150 Patienten behandeln.

 Dr. Michael Wefelnberg in seiner Praxis: Mit dem Messgerät kontrolliert er vor der Methadongabe, ob der Patient Alkohol getrunken hat.

Dr. Michael Wefelnberg in seiner Praxis: Mit dem Messgerät kontrolliert er vor der Methadongabe, ob der Patient Alkohol getrunken hat.

Foto: Büttner

Seit dem 1. Januar 2011 stellt Dr. Michael Wefelnberg die so genannte Substitionsbehandlung von schwer Drogenabhängigen für Hamminkeln, Wesel und Schermbeck sicher.

Das heißt: Heroin- und Kokainabhängige, Cannabiskonsumenten — viele sind zudem Alkoholiker —, bekommen täglich vom Arzt eine "Ersatzdroge" verabreicht, die sie unter seiner Aufsicht einnehmen. Im Evangelischen Krankenhaus Wesel betreut Michael Wefelnberg 34 Patienten, in seiner Praxis in Hünxe sind es 22. Letztere kommen zwar aus Wesel, nutzen als Berufstätige jedoch das für sie günstigere Zeitfenster von 8 bis 19 Uhr in der Nachbarkommune.

Raus aus der Kriminalität

"Die Behandlung läuft insgesamt gut", sagt der Arzt. Auch die Zusammenarbeit mit den Drogenberatungsstellen in Wesel und Dinslaken sei wertvoll und hilfreich. Die Patienten kommen regelmäßig, um sich ihr Methadon oder Polamidon abzuholen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Substitution anschlägt.

Sinn und Zweck der Therapie ist es, die Menschen gesundheitlich und sozial so zu stabilisieren, dass die eigentliche Entwöhnung von der Drogensucht folgen kann. Die Behandlung soll Abhängigen den Ausweg aus dem Drogenkreislauf öffnen. "Methadon soll die Patienten aus dem illegalen Bereich rausholen", sagt Dr. Wefelnberg. Kein Beschaffungsdruck, keine Kriminalität, keine Bestrafung und keine gesundheitlichen Nebenwirkungen wie etwa Hepatitis.

Zwei Drittel der Patienten sind Männer, das Durchschnittsalter liegt zwischen 30 und 40 Jahren. Die Vergabe der Ersatzdroge unterliegt strengen Regeln. Gegen Vorlage eines Rezepts wird der Stoff in 10-Milliliter-Dosen oral verabreicht.

Einen Vier-Liter-Behälter mit der Flüssigkeit bewahrt Wefelnberg in einem Tresor auf. Das hat Gründe. "Methadon sorgt bei Abhängigen nicht für den gleichen Kick und Rausch wie Heroin", erklärt Wefelnberg. Die synthetische Droge wirke dennoch ähnlich wie ein Opiat. "Wer Methadon unkontrolliert nimmt, der landet auf der Intensivstation."

Keine Chance für Dealer

Aus diesem Grund ist der Hünxer Arzt auch "geizig", wenn es um so genannte Take-Home-Rezepte geht. Sie sollten nur in Ausnahmefällen an Patienten ausgegeben werden, die gefestigt genug sind, den Ersatzstoff in der Apotheke abzuholen und sieben Tage eigenverantwortlich zu Hause einzunehmen.

Auch das gelinge bislang, sagt Michael Wefelnberg. "Der illegale Methadon-Markt in Wesel ist ausgetrocknet." Dank der strengen Vergabepraxis hätten die Patienten gelernt, in der Spur zu bleiben. "Sobald man das zu lässig sieht, geht auf der Straße die Dealerei los."

(RP)
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