Armutszuwanderung in Duisburg 3000 Tatverdächtige in Problemvierteln

Duisburg · Nach Erkenntnissen der Polizei nimmt die Kriminalität in den Vierteln mit Armutsflüchtigen weiter zu. Gleichzeitig rechnet das Land mit noch mehr Zuwanderern. Auf das gestartete Integrationszentrum wartet eine Herkulesaufgabe.

 Junge Rumänen und Bulgaren warten in Hochfeld auf einen Tagesjob. Weil vernünftige Einnahmequellen fehlen, fallen viele durch Diebstahl oder Betrug auf.

Junge Rumänen und Bulgaren warten in Hochfeld auf einen Tagesjob. Weil vernünftige Einnahmequellen fehlen, fallen viele durch Diebstahl oder Betrug auf.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Die Zahlen sind erschreckend, denn sie zeigen das ganze Ausmaß des Armutskriminalität in den Problemvierteln in Rheinhausen/Bergheim und Hochfeld. Gegen 2974 Tatverdächtige aus dem Umfeld der rumänischen oder bulgarischen Einwanderer ermittelte die Duisburger Polizei allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres.

Die Delikte sind dabei immer die gleichen: Diebstahl, Betrug oder Schwarzfahren. Hinzu kommen Anzeigen wegen Ruhestörung oder anderer Ordnungswidrigkeiten. Die Zahlen stammen aus einem polizeilichen Einsatzkonzept, das unserer Redaktion vorliegt. Polizeisprecher Ramon van der Maat bestätigt die Zahlen auf Nachfrage.

Auch der Anstieg der Kriminalität in den Vierteln lässt sich aus dem Bericht herauslesen. Wörtlich heißt es: "Für das erste Halbjahr 2013 sind für die Anschrift ,In den Peschen 3-5' 302 Einsätze und für die Anschrift ,Beguinenstr. 1, 3, 14 und 14a' 147 Einsätze der Polizei verzeichnet. Im Vergleich dazu wurden im ersten Halbjahr 2012 136 Einsätze für die Anschrift ,In den Peschen 3-5' und 56 Einsätze für die Anschrift ,Beguinenstr.' erfasst." Allein für das Problemhaus "In den Peschen" bedeutet dies einen Anstieg der Einsätze um 122 Prozentpunkte.

Hilfsprogramm für Städte

Um vor Ort Präsenz zu zeigen, bündelt die personell bekanntlich ausgedünnte Polizei deshalb ihre vorhandenen Bereitschaftskräfte. Bereits 2011 leisteten die Beamten laut dem Bericht in den Problemvierteln 5672 Stunden ab. 2012 waren es gut doppelt so viele: 11 558. Geht der Trend weiter, werden es zum Jahresende erneut mehr als 11 000 Einsatzstunden sein.

Wie eine langfristige Lösung aussehen könnte, ist angesichts dieser Zahlen weiterhin fraglich. Am Mittwoch trat der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) vor die Presse und verkündete ein Hilfsprogramm für Städte mit starken Zuströmen von Armutsflüchtlingen. Die Landesregierung will pro Jahr 7,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um in den betroffenen Städten "den sozialen Frieden zu sichern und die zu uns gekommenen Menschen angemessen unterstützen zu können", wie Schneider in Düsseldorf sagte.

Der Minister rechnet mit Beginn des kommenden Jahres und der dann vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Menschen aus Rumänien und Bulgarien mit "vielen weiteren Armutszuwanderern". Bereits jetzt leben in NRW rund 60 000 Menschen aus diesen Ländern.

In Duisburg wird die Integrationsarbeit von Elisabeth Pater gesteuert. Sie ist Leiterin des gerade erst ins Leben gerufenen Kommunalen Integrationszentrums und hat sich für 2014 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Kinder der Armutsflüchtigen in Rheinhausen/Bergheim und Hochfeld sollen ohne Wartezeit einen Schulplatz bekommen. Integration durch Bildung nennt sich das vielversprechende Prinzip. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für alle Beteiligten: Flüchtlinge, Stadtverwaltung und Anwohnern in den betroffenen Stadtteilen. Ob Elisabeth Pater mit ihrem Ziel allerdings Erfolg haben wird, ist zumindest fraglich. Der Plan könnte an Banalem scheitern: am Kontakt zu Eltern und Kind beispielsweise.

Zwar werden die vor vor allem aus Bulgarien und Rumänien eingewanderten Kinder in der Regel den Ämtern gemeldet, doch Schreiben mit dem Hinweis der Schulpflicht erreichen nur auf Umwegen den Empfänger. "Die Briefe kommen häufig unzustellbar zurück, wir setzen dann die Berater aus den freien Trägern vor Ort und unsere vier Mitarbeiter mit entsprechenden Sprachkenntnissen ein, um die Post persönlich zu überbringen", schildert Pater die gängige Praxis.

Elisabeth Pater glaubt dennoch, dass weit mehr Zuwanderer integrationswillig seien, als es die Zahlen der Polizei vermuten lassen. "Das Problem sind diejenigen, die herkommen, um sich die Taschen voll zu machen. Darüber dürfen wir nicht die Integrationswilligen vergessen."

(RP)
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