Duisburgs Polizeisprecher im Gespräch "Bald rappelt es zwischen Bandidos und Satudarah"

Düsseldorf · Bandidos und der deutsche Ableger der niederländischen Satudarah kämpfen in Duisburg gegen die Hells Angels. Die Niederländer drohen in Interviews offen, in der Stadt werde sich die Zukunft Europas entscheiden. Die Polizei ist alarmiert. Die Beamten sind sicher: Die Freundschaft zwischen Bandidos und Satudarah wird nicht lange halten. Die Gewalt könnte weiter eskalieren.

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Duisburg ist ein Pulverfass. Wie ernst und gefährlich die Lage im westlichen Ruhrgebiet tatsächlich ist, unterstreichen die Worte des Duisburger Chapter-Chefs der Satudarah, der im Interview mit der "Bild"-Zeitung neue Drohungen aussprach. "Ich bin mir sicher, dass die Hells Angels bald keine Rolle mehr spielen werden", sagte der Mann, der sich Ali Osman nennt. Osman glaubt, dass die Hells Angels sehr nervös seien: "In Duisburg wird die Zukunft Europas entschieden."

Die Polizei ist sich der Brisanz bewusst. "In Duisburg konzentriert sich der Konflikt, weil alle drei Rockergruppen präsent sind. Die Stadt ist das Eingangstor zum Ruhrgebiet und erste Anlaufstelle von den Niederlanden aus", erklärt Stefan Hausch, Sprecher der Polizei unserer Redaktion. "Wir nehmen die neuen Drohungen sehr ernst und überwachen die Szene mit einer massiven Präsenz an Beamten."

Vorgeschobener Waffenstillstand

Die Zusammenarbeit zwischen Bandidos und Satudarah sei nur ein vorgeschobener Waffenstillstand, ist sich Hausch sicher. "Satudarah will in der Stadt und der Region weiter Fuß fassen. Irgendwann wird es auch zwischen den beiden Rockergruppen rappeln. Und das wird die Lage noch einmal verschärfen."

Man müsse diese OMCGs ("Outlaw Motorcycle Gang") von normalen Motorradclubs und "Kuttenträgern abgrenzen", die Spritztouren unternehmen und an ihren Maschinen schrauben wollen, sagt Hausch. Die OMCGs seien anders, hier sei die Toleranzschwelle der Gewalt sehr niedrig. "Sobald sich die verfeindeten Gruppen sehen, geht es rund. Es kann jederzeit und überall etwas passieren — nicht nur in Duisburg", sagt Hausch.

"Wir stellen keine Rechnung"

Um die Duisburger Polizei zu entlasten, werden auch Beamte aus Nachbarstädten herangezogen. Zu den Kosten für den Steuerzahler wollte Hausch sich nicht weiter äußern, nur soviel: "Der Bürger zahlt für die innere Sicherheit, und wir sorgen für die innere Sicherheit. Wir stellen keine Rechnung."

Rückblick: Einst waren die Fronten im Duisburger Rockerkrieg klar verteilt. Auf der einen Seite standen die Bandidos. Auf der anderen der Erzfeind, die Hells Angels. Seit jeher lieferten sich beide Gruppen einen erbitterten und blutigen Kampf um die Vormachtstellung — nicht nur in Duisburg, in Nordrhein-Westfalen, bundesweit.

Gewaltorgien, Prügeleien und Schüsse - seit Juni 2012 hat sich die ohnehin brisante Gemengelage zwischen den beiden verfeindeten Gruppen aber um eine gefährliche Dimension erweitert: Im vergangenen Sommer nahm das Duisburger Chapter - eine Art Ortsverband - der niederländischen Satudarah die Arbeit auf. Sie stehen bislang den Bandidos nahe und sind mit den Hells Angels verfeindet.

"Die pfeifen auf alles"

Seither vergeht kaum eine Woche, in der es nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den drei Rockergruppen kommt. Ende Februar lag ein Rocker der Hells Angels schwer verletzt auf einem Parkplatz in Oberhausen.

Eine Woche zuvor hatten Unbekannte auf ein Auto geschossen, das neben dem Clubhaus der Rockergruppe Satudarah in Duisburg geparkt war. Vier Tage davor hatte es in der Nähe des Satudarah-Treffs in Duisburg eine Schlägerei zwischen Mitgliedern der beiden Gruppen gegeben.

Die Polizei Duisburg arbeitet mit Nachdruck daran, die Hintergründe der Taten zu klären und eine Eskalation zwischen Hells Angels, Bandidos und Satudarah zu vermeiden. So kontrollieren die Beamten sämtliche Szene-Treffpunkte in Duisburg. Die Gruppen werden der organisierten Kriminalität zugeordnet. Hausch: "Die pfeifen auf alles, was die Gesellschaft zusammenhält."

(nbe)
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