Duisburg Besen aus der Blindenwerkstatt

Duisburg · In Hochfeld ist die Blindenwerkstatt A. Kaniss zu finden. Seit über 70 Jahren stellt das Unternehmen hochwertige Haushaltsbürsten aus Naturmaterialien her. Die Werkstatt ist staatlich anerkannt.

Besen, Bürsten, Handfeger — nicht nur privat werden tagtäglich Haushaltsbürsten gebraucht, auch bei Unternehmen kommen die borstigen Werkzeuge ständig zum Einsatz. In der staatlich anerkannten Blindenwerkstatt A. Kaniss stellen sechs sehbehinderte Angestellte hochwertige Besen, Klobürsten und Staubwedel in Handarbeit her.

Einer von ihnen ist Zabrak Loymab. Zwar kann er nur noch zwischen Hell und Dunkel unterscheiden, trotz seiner Erblindung nimmt der gelernte Bürsten- und Besenmacher aber geschickt eine Strähne Ziegenhaar in die Hand und knüpft sie mit einem langen Draht an ein rundes Holzstück. Langsam nimmt der Staubwedel Gestalt an. "Besonders beim Ziegenhaar braucht man Fingerspitzengefühl", sagt der 38-Jährige. Jeden Morgen kommt er mit dem Zug aus Münster nach Duisburg und arbeitet von 8 bis 17 Uhr in der Blindenwerkstatt in Hochfeld.

Beate Kaniss leitet gemeinsam mit Vater und Mutter das Familienunternehmen. Ihr ist es wichtig, dass die Blindenwerkstatt kein gemeinnütziger Verein ist, sondern ein Unternehmen, das in der Wirtschaft bestehen muss. "Unsere Mitarbeiter sind alle qualifizierte Fachkräfte und wir bilden auch aus", so die 38-Jährige.

16 Angestellte

Das besondere an der staatlich anerkannten Blindenwerkstatt ist, dass Unternehmen, die dort Besen und andere Produkte einkaufen, den Rechnungsbetrag von der so genannten Ausgleichsabgabe abziehen können. Diese Abgabe fällt für Unternehmen mit über 16 Angestellten an, wenn sie keine Arbeitsplätze für Behinderte einrichten. "Je nach Einkauf kann man bis zu 40 Prozent der Ausgleichsabgabe absetzten", so Beate Kaniss.

Die handgemachten Besen der Firma zeichnen sich durch eine besonders lange Lebensdauer aus. "Außerdem benutzen wir hauptsächlich Naturmaterialien wie Ziegen- und Pferdehaar sowie Schweineborsten", berichtet die Expertin. Vertrieben werden die Produkte über das hauseigene Callcenter.

Zum Sortiment der Blindenwerkstatt gehören auch Hand- und Geschirrtücher. "Diese werden aber nicht bei uns im Haus, sondern im Blindenhilfswerk in Kiel hergestellt." Günstig sind die hochwertigen Produkte übrigens nicht. Ein handgemachter Rosshaarbesen kostet 27 Euro.

(RP)
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