Duisburg Bewährungsstrafen für Promi-Hacker

Duisburg · Die beiden 18- und 23-jährigen "Promi-Hacker" aus Duisburg und Wesel sind am Donnerstag vor dem DuisburgerJugendschöffengericht wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht in mindestens 270 Fällen verurteilt worden.

Prozess gegen Promi-Hacker vor dem Amtsgericht Duisburg
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Prozess gegen Promi-Hacker vor dem Amtsgericht Duisburg

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Beide erhielten Haftstrafen von je 18 Monaten, wobei die des Jüngeren nicht zur Bewährung ausgesetzt worden ist — trotzdem muss er nicht in Haft. "Er hat jetzt ein halbes Jahr Zeit, sich zu bessern. Sollte er das nicht tun, muss er ins Gefängnis und die volle Strafe absitzen", erklärt ein Gerichtssprecher. "Das ist eine Besonderheit des Jugendstrafrechts."

Die beiden hatten mit Hilfe einer speziellen Software über Jahre hinweg Daten prominenter amerikanischer Popstars wie Lady Gaga, Kelly Clarkson und Kesha auf deren Computern ausgespäht und Songs — insbesondere unveröffentlichte — illegal heruntergeladen. Der Musikindustrie sei dadurch ein enormer wirtschaftlicher Schaden entstanden, so der Anwalt der Nebenklage, der die Interessen der Branche vertrat.

Die beiden Hacker, die sich beide geständig zeigten, verdienten nach eigenen Aussagen selbst etwa 15 000 Euro mit dem Weiterverkauf und dem Tausch der Tonträger im Internet, wobei der Weseler mit dem Geld seinen täglichen Drogenkonsum finanzierte. Der Duisburger, bei dem es sich um einen mehrfachen Wiederholungstäter handelt, soll laut Anklage zudem Sängerin Kesha mit der Veröffentlichung von Nacktfotos, die er zufällig auf ihrem PC gefunden hatte, erpresst haben, weswegen er auch noch wegen Nötigung verurteilt wurde. so der Anwalt des 18-Jährigen.

Das kriminelle Duo lernte sich zufällig auf einer einschlägig bekannten Tauschbörse für Musik im Internet kennen, persönlichen Kontakt hätten sie kaum miteinander gehabt. Sie verbrachten zum Teil 16 Stunden am Tag vor dem PC. "Im Netz fand ich die Bestätigung, die ich im normalen Leben nicht bekam", sagt der 23-Jährige. In der Schule sei er nur gehänselt worden, hatte keine Freunde, fand keinen Ausbildungsplatz. "Seit seinem Hauptschulsabschluss 2005 hat er sechs Jahre nichts anderes mehr gemacht, als vor seinem Computer zu sitzen", so sein Anwalt, der sich mit dem Urteil zufrieden zeigte.

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