Duisburg Bezirkspolitik: Rat soll umdenken

Duisburg · Der Rat soll seine Entscheidung zum Kombibad Homberg zurücknehmen. Das forderte die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl in ihrer Sitzung am Donnerstagabend – und zwar einstimmig. An Duisburg-Sport übten die Vertreter der Parteien heftige Kritik, sprachen von "Ideenlosigkeit.

 Rund 120 Menschen nahmen gestern Nachmittag an der Demonstration vom Kombibad Homberg zum Bezirksamt am Bismarckplatz teil. Hier schaut Moana durch einen selbst gebastelten Rettungsring.

Rund 120 Menschen nahmen gestern Nachmittag an der Demonstration vom Kombibad Homberg zum Bezirksamt am Bismarckplatz teil. Hier schaut Moana durch einen selbst gebastelten Rettungsring.

Foto: Andreas probst

homberg Es war Geschlossenheit, was die Bezirksvertreter aus Homberg, Ruhrort und Baerl am Donnerstagabend mit ihrem gemeinsamen Antrag, der Rat möge seine Entscheidung zum Kombibad zurücknehmen, demonstrierten. Für SPD, Grüne und Linke war es aber auch noch ein Schritt mehr: Sie wandten sich öffentlich gegen ihre Parteikollegen auf Ratsebene. Denn es war die rot-rot-grüne Ratsmehrheit, die im Juni bei der alles entscheidenden Sitzung zur Haushaltskonsolidierung durchgesetzt hatte, dass der Freibad- und Saunabereich des Kombibades geschlossen werden und lediglich das Hallenbad in Trägerschaft eines Vereins erhalten bleiben soll. "Das war ein Schnellschuss, den man noch mal überdenken sollte", sagte Bezirksvertreter Matthias Schneider (Grüne). "Homberg hat in Duisburg offenbar keine Lobby", kritisierte Roland Busche (Linke) seine Ratskollegen.

Dem gemeinsamen Antrag war ein Fachvortrag von Jürgen Dietz, Betriebsleiter von Duisburg-Sport, vorausgegangen – und eine anschließende heftige Diskussion, im Zuge derer sich Dietz einiges an Kritik gefallen lassen musste. Duisburg-Sport strenge sich nicht genug an, doch noch eine Lösung zu finden, das Bad als Ganzes zu erhalten, war der Tenor. Habe man überhaupt nach einem Betreiber – sei es in öffentlicher Hand oder privat – gesucht? Oder nach Sponsoren, die Geld dafür geben, dass das Bad nach ihnen benannt wird?, fragte Thomas Rangs (FDP). Er warf Duisburg-Sport "Versagen" vor, Bürgermeister Benno Lensdorf wählte den Begriff "Einfallslosigkeit".

Jürgen Dietz sagte zu seiner Verteidigung, dass man sehr wohl mit Vereinen gesprochen habe und mit Firmen, die Namensgeber werden könnten, aber man sei zu keinem Ergebnis gekommen. Eigentlich, fügte er hinzu, sei dies ja auch gar nicht die Aufgabe von Duisburg-Sport. Man sei lediglich dazu angehalten, den Beschluss des Rates umzusetzen.

Dietz rechtfertigte auch noch einmal, warum gerade das Kombibad dran glauben muss: "Weil es sehr hohe Kosten verursacht." Auf der Einnahmenseite stünden 264 000 Euro, auf der Ausgabenseite knapp 1,1 Millionen. "Das Kombibad ist jährlich 830 000 Euro in den Miesen", so Dietz. Diese Summe könne man einsparen, würde man das Bad komplett schließen. Setze man aber das um, was der Rat beschlossen habe, würde das Bad Duisburg-Sport nur noch 343 000 Euro im Jahr kosten. Dann seien es zwar nur noch 52 000 Euro auf der Einnahmeseite, weil es kein Bürger- und Vereinsschwimmen mehr gebe, aber auch nur 395 000 Euro auf der Ausgabenseite, weil die Energiekosten für Freibad und Sauna sowie Personalkosten entfielen.

Das machte die Bezirksvertreter stutzig. Wenn doch ein Verein das Hallenbad übernimmt, warum entfallen dann immer noch so hohe Kosten auf die Stadt? Dietz erklärte, dass Duisburg-Sport auch weiterhin die Betriebskosten zahlen würde. Wenn dem so sei, so die Bezirksvertreter, biete die vom Rat beschlossene Lösung gar nicht so viel Einsparpotenzial – was sie ohnehin nicht habe, weil Duisburg-Sport in seiner Kostenrechnung davon ausgehe, künftig 467 000 Euro an Personalkosten einsparen zu können. "Das Personal wird doch an anderer Stelle in der Stadt eingesetzt und weiter bezahlt. Unter dem Strich bringt das für den städtischen Gesamthaushalt keine Entlastung", so Klaus Radny (CDU).

Mehr zum Hintergrund unter www.rp-online.de/duisburg

(RP)
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