Duisburg Bibliothek: Von Duisburg nach China

Duisburg · Auf Einladung des Goethe-Instituts besuchte Bibliotheksdirektor Dr. Jan-Pieter Barbian große Bibliotheken in China, um dort Vorträge zu halten. Seine Erfahrungen wertet er in einem Fachartikel aus, der im kommenden Jahr erscheint.

 Die Bibliothek in Hangzhou ist auch ein architektonisches Aushängeschild der Region.

Die Bibliothek in Hangzhou ist auch ein architektonisches Aushängeschild der Region.

Foto: j.-p. barbian

Die Duisburger Zentralbibliothek verfügt über 8500 Quadratmeter; die Zentralbibliothek in Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong mit 7,7 Millionen Einwohnern, steht in einem neu gebauten Stadtviertel und verfügt über eine Fläche von sage und schreibe 100 000 Quadratmetern. Es ist eine der größten Bibliotheken in China. Verständlich, dass Dr. Jan-Pieter Barbian die Augen gewissermaßen übergingen, als er vor dem riesigen Bibliotheksgebäude stand, um dort in einem Hörsaal vor rund 300 chinesischen Bibliothekaren einen Vortrag über die Bibliotheksarbeit in Duisburg zu halten. Angesichts solch ungleicher Verhältnisse fragt man sich natürlich, was Barbians chinesische Kollegen an der Duisburger Bibliotheksarbeit interessant finden können.

Die chinesischen Fachleute interessierten sich vor allem für die inhaltliche Arbeit speziell der Duisburger Bibliothek. Und da vor allem für die Zusammenarbeit der Bibliothek mit anderen Einrichtungen. Entsprechend sprach Barbian über die Erfahrungen, die man hierzulande in der Stadtbibliothek als "Netzwerkagentur für Kultur und Bildung" macht.

Noch stark beeindruckt von seiner China-Reise sprach Barbian jetzt mit der RP über seine Erfahrungen im Reich der Mitte. Vor Ort erscheine manches anders als aus der Ferne, resümiert er. Während hierzulande ein Teil der Menschen China in Bausch und Bogen verdammen, seien andere voll des Lobes über das Riesenreich und seine Fortschritte in vielen Bereichen. Barbian warnt vor einer einseitigen Positionierung. China sei ein Reich mit vielen Facetten.

Fasziniert sei er, so Barbian, dass in großen chinesischen Städten die öffentlichen Bibliotheken ganz eindeutig als Motoren der Stadtentwicklung gesehen werden. Die zum Teil atemberaubende Architektur, die hochmoderne technische Ausstattung und nicht zuletzt das Ansehen, das die Bibliotheksarbeit in China genieße, trügen dazu bei. Barbian machte seine Erfahrungen neben Guangzhou an drei weiteren zentralen Orten in China: So in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten mit 5,3 Millionen Einwohnern, in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejinang im Südosten (vier Millionen Einwohner) und in Hong Kong, der Sieben-Millionen-Einwohner-Stadt, die nach wie vor einen Sonderstatus in China hat. Bei seinen Vorträgen stellte Barbian stets die Stadt Duisburg vor, einschließlich der Städtepartnerschaft mit Wuhan. Er berichtete auch von der PISA-Studie, deren Resultate dazu führten, dass seit einigen Jahren Schulen und Kindergärten in der Bibliotheksarbeit wichtige Rollen spielen. Stärker als in China, wo die Bibliotheken eher "autark" als kulturelle Einrichtung geführt werden, setze man in Duisburg viel stärker auf den Bildungsbereich. Der Gedanke, dass eine Bibliothek als eine Einrichtung an der Schnittstelle von Kultur und Bildung besondere Aufgaben übernehmen könne, sei, so Barbian, auf sehr großes Interesse gestoßen. Bei seinen Vorträgen verwies Barbian auf eine ganze Reihe von Kooperationen, die in der Zusammenschau auch für Duisburger interessant sein dürften. So arbeitet die Stadtbibliothek nicht nur mit Schulen und Kindergärten zusammen (Letzteres sorgte in China für Erstaunen), sondern auch mit dem Zoo, der Deutsch-Französischen Gesellschaft, der Volkshochschule, der Bürgerstiftung, dem Verein für Literatur und Kunst und – was mit Applaus bedacht wurde – dem Konfuzius-Institut. Barbian erwähnte die Vorlese-Projekte und die Arbeit mit Migranten. Die chinesischen Bibliothekare waren an praktischen Anregungen interessiert. In diesem Zusammenhang erwähnte Barbian die Bibliotheks-Bücher zum Umweltschutz. Bei diesem Thema hätten seine Kollegen besonders aufgemerkt.

(RP)
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