Duisburg-Rheinhausen Blindgänger unter Wohnhaus vermutet

Duisburg · Das Eigenheim steht, man ist gerade eingezogen – und muss plötzlich erfahren, dass unter dem neuen Haus ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen könnte. Eine solche Nachricht müssen gerade die Familien verarbeiten, die vor kurzem eines der neuen Doppelhäuser an der Clara-Schumann-Straße in Rheinhausen bezogen haben.

 Unter diesem Haus könnte sich eine Weltkriegsbombe befinden.

Unter diesem Haus könnte sich eine Weltkriegsbombe befinden.

Foto: Ralf Hohl

Das Eigenheim steht, man ist gerade eingezogen — und muss plötzlich erfahren, dass unter dem neuen Haus ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen könnte. Eine solche Nachricht müssen gerade die Familien verarbeiten, die vor kurzem eines der neuen Doppelhäuser an der Clara-Schumann-Straße in Rheinhausen bezogen haben.

Bislang geht es nur um einen Verdacht. Aber wenn der sich bestätigen und unter dem Haus tatsächlich ein Blindgänger liegen sollte, müsste dieser geborgen und entsorgt werden. Im besten Fall könnte er von außen durch den Garten freigelegt und entschärft werden — im schlechtesten Fall müsste man durch den Keller gehen und vielleicht feststellen, dass er kontrolliert gesprengt werden muss.

Bernd Hamacher, Pressesprecher der Bezirksregierung Düsseldorf, versucht aber erst einmal zu beruhigen. "Es handelt sich zum jetzigen Zeitpunkt lediglich um einen Verdachtspunkt", sagt er. Die Luftbildaufnahmen verrieten nur, dass an dieser Stelle Beschuss herunter gekommen sei. Nur mit einer Sonde könne man feststellen, ob dort auch tatsächlich eine Bombe liege. Diese Untersuchung soll heute durchgeführt werden. Der Kampfmittelräumdienst und eine Fachfirma zur Kampfmittelsondierung werden anrücken und eine Probebohrung machen. Dann will man sich gemeinsam mit der Baufirma beraten, wie es weitergeht.

Man spricht von einem "Versäumnis"

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Die Stadt Duisburg hat da eine ganz konkrete Antwort: Es sei versäumt worden, zusammen mit dem Bauantrag im Juni 2011 auch eine Luftbildauswertung zu beantragen, sagt Sprecher Peter Hilbrands. Das lege die Landesbauordnung NRW fest. "Ein Bauunternehmen oder ein Architekt weiß so etwas. Und das wird, wenn man einen Bauantrag stellt, auch noch mal mitgeteilt." Laut Hilbrands gab es dann einen Wechsel in der Bauleitung der Bauunternehmens, dem neuen Bauleiter sei das Versäumnis aufgefallen. Am 30. August 2012 habe die Firma dann eine Luftbildauswertung beantragt, am 19. September habe die Bezirksregierung der Firma schriftlich mitgeteilt, dass es Anhaltspunkte für eine mögliche Existenz eines Blindgängers gebe und dass dies vor Beginn der Baumaßnahme zu überprüfen sei. Hilbrands: "Erst am 7. Januar 2013 meldete sich der Bauleiter und teilte mit, dass der entdeckte Kampfmittelverdachtspunkt bereits seit längerem überbaut ist und die entsprechenden Häuser auch bereits bezogen sind."

Dem widerspricht Selahattin Tekin, Gesellschafter der Baufirma Haak aus Rheinhausen. Haak habe sich noch am 19. September, als das Schreiben der Bezirksregierung eingegangen sei, telefonisch an das Bauordnungsamt gewandt — und nicht erst am 7. Januar, wie die Stadt behaupte. Er weist zudem jegliche Schuld von sich. "Wir haben doch nicht bewusst auf einer Bombe gebaut. Mit dem ersten Bauabschnitt, um den es hier geht, hatten wir einen selbstständigen Architekten beauftragt, der die Baustelle komplett geleitet hat. Er hat es wohl verschlagen, den Antrag zu stellen." Oder, fügt er hinzu, "die Behörden der Stadt haben geschlafen".

Viele Schuldzuweisungen

Dies wiederum weist die Stadt ganz klar von sich: Ihr habe gar nicht auffallen können, dass vor Baubeginn der Antrag auf eine Luftbildauswertung noch nicht gestellt war, sagt Sprecher Hilbrands. Denn: Bei Eigenheimen gelte das vereinfachte Baugenehmigungsverfahren. Dabei gehe man bei gewissen Dingen davon aus, dass der Antragsteller seinen Pflichten nachkomme — auch im Falle eines Antrags auf Luftbildauswertung. "Das wird dann nicht noch mal extra überprüft. Wer vernünftig ist, macht das ja auch. Schließlich haftet er", so Hilbrands.

Ein Streitpunkt ist zudem die Frage, ob die neuen Hauseigentümer vor dem Einzug wussten, dass unter ihrem Haus eine Bombe liegen könnte. Die Eigentümer streiten das ab. Selahattin Tekin von der Baufirma Haak sagt dazu, dass sie im Dezember einfach eingezogen seien, ohne dass das Haus vorher abgenommen worden sei. Nachdem sie die erste Nacht dort verbracht hätten, habe man sie davon in Kenntnis gesetzt. Am 9. Januar habe es dann einen Ortstermin mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst gegeben, der den Bewohnern erklärt habe, dass keine akute Gefahr bestehe.

(das/jre/jco)
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