Redaktionsgespräch Der neue Dezernent setzt auf den Dialog

Duisburg · Dr. Ralf Krumpholz ist seit drei Monaten im Amt. Viel Zeit, sich in Ruhe einzuleben, hatte er nicht.

 Der ehemalige Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Dr. Krumpholz muss als Dezernent jetzt schon mal seinen Parteifreunden widersprechen.

Der ehemalige Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Dr. Krumpholz muss als Dezernent jetzt schon mal seinen Parteifreunden widersprechen.

Foto: Hohl

Um es gleich vorweg zu sagen: Der Grüne-Umweltdezernent ist keine Mimose. Als ehemaliger Geschäftsführer seiner Ratsfraktion war er eher eine Birke im Wind, die sich zwischen den zerstrittenen Mitgliedern hin und her neigte, ohne umzufallen. "Ich habe sicherlich gelernt, ausgleichend tätig zu sein", sagt Krumpholz lachend, auf seine politische Arbeit angesprochen.

Apropos Bäume: Im Streit um die 32 Platanen, die an der Mercatorstraße gefällt werden sollen, hat der 51-Jährige erst vor kurzem beweisen müssen, dass er Ruhe bewahren kann und nicht nur dialogbereit, sondern auch -fähig ist. Da ging es bei einer Podiumsdiskussion derart heiß und teilweise polemisch her, dass manch einer auf dem Podium am liebsten den Saal verlassen hätte. Krumpholz vertrat als Grüner gegen die Baumschützer die Meinung der Verwaltung, was ihm gut gelang, "weil es zu unserem Entwurf keine Alternative gibt", sagt er. Dass die Naturschützer einen Alterativplan erarbeitet hatten, rechnet er ihnen hoch an, "aber schon im Vorfeld habe ich ihnen erläutert, warum ihre Ideen nicht umgesetzt werden können." Sie hätten also noch genug Zeit gehabt, Alternativen zu entwickeln, was aber nicht der Fall war. "Ich habe den Dialog gesucht. Dies hat immer mit gegenseitiger Akzeptanz, mit Argumentation und Vernunft zu tun. Denn das ist mir immer wichtig", sagt der neue Dezernent. Als gelungenes Beispiel für den Dialog mit Bürgerinitiativen steht für ihn der Widerstand gegen die CO-Pipeline im Duisburger Süden. "Wir brauchen doch die Unterstützung durch die Bürger schon allein, weil bei ihnen oft ein sehr große Know How vorhanden ist, von dem auch wir profitieren können. Ich persönlich hoffe, dass die Pipeline nie in Betrieb geht".

Kaum gewählt, musste der promovierte Politikwissenschaftler und Finanzbetriebswirt auch bei einem anderen Thema vor Bürgern Position beziehen. Bekanntlich sind im Umfeld der ehemaligen Berzelius-Hütte die Böden in Hausgärten mit Schadstoffen belastet. "Das Thema kannte ich sehr gut, weil es uns Grüne schon beschäftigt hat, als es darum ging, die Spielplätze und danach die Kleingärten zu sanieren." Inhaltlich sei das bei den Hausgärten das gleiche. Und was hier zum Schutz der Bürger unternommen werde, "das ist ebenso Grüne-Politik wie die der Verwaltung. Im Vordergrund steht jeweils das Wohl der Menschen."

So wichtig ihm "grüne" Themen sind, sein Dezernat ist auch zuständig für Klima- und Umweltschutz sowie Gesundheitsfragen. "Wir müssen beispielsweise unser vorhandenes Duales Klimakonzept fort- beziehungsweise umschreiben, damit wir für künftige Aktionen die Richtlinien für EU-Fördermittel erfüllen", sagt er. Aktionen die Richtlinien für EU-Fördermittel erfüllen", sagt er. Hierbei geht es zum Beispiel um die Reduzierung der Feinstaubbelastung. Obwohl die direkten Handlungsmöglichkeiten einer Kommune begrenzt sind, komme es vor allem darauf an, dass die Industrie mitmacht.

Beim Klimaschutz könnten nur rund zehn Prozent direkt durch die Stadt beeinflusst werden und davon ein fast 90-prozentiger Anteil allein durch die Stadtwerke. Dass das Unternehmen versucht, fossile Energieerzeugung durch regenerative zu ergänzen, begrüßt der Dezernent. "Aber wir dürfen uns hier keine Illusion machen. Mit einem Wasserkraftwerk an der Ruhr und einem Windrad in Mündelheim könnten die Stadtwerke die Stromnachfrage niemals abdecken."

Bei der verkehrsbedingten Feinstaubbelastung setzt Dr. Krumpholz darauf, das Thema Elektromobilität voranzutreiben. Ein "abgasneutraler" Öffentlicher Nahverkehr beispielsweise sei in diesem Zusammenhang durchaus anzustreben. Bei der laufenden Restrukturierung des Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzerns dürfe es darum nicht allein auf ökonomische Inhalte ankommen, "sondern auch die ökologischen Herausforderungen müssen angenommen werden." Weil gerade beim Klimaschutz die hiesige Industrie stark gefordert ist, stehen Besuche bei den Unternehmen in dieser Stadt oben auf seiner "To-do-Liste".

Besucht hat er hingegen schon die Suchtberatungsstelle. Und auch das Thema Impfungen hat ihn schon beschäftigt. "Gegen Masern sind hier rund 96 Prozent der Kinder geimpft", sagt er. Allerdings sehe dies bei den Kindern der Zuwanderer anders aus. "Bei den Eingangsuntersuchungen der schulpflichtigen Kinder haben wir damit begonnen, gleichzeitig zu impfen", sagt er. Geprüft werde noch, wie man beispielsweise an die älteren rumänischen und bulgarischen Jugendlichen und jungen Erwachsen herankommt, von denen ebenfalls etliche geimpft werden müssten.

Das breite Aufgabenfeld seines Dezernates empfindet Dr. Krumpholz als interessante Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit seinen Kollegen in der städtischen Vorständekonferenz sei sehr gut und werde auch dadurch positiv beeinflusst, dass sowohl der Oberbürgermeister als auch der Planungs- und der Schuldezernent relativ neu im Amt seien, was frischen Wind in die Arbeit bringe.

(RP)
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