Duisburg Die Leise und der Drastische

Duisburg · Am Donnerstag Abend wurden im Lehmbruck-Museum zwei grundverschiedene Ausstellungen eröffnet: Die Düsseldorfer Künstlerin Martina Klein zeigt "Raumfarben", der Argentinier Fabián Marcaccio zerstörte Körperwelten.

 Fabián Marcaccio stellt seine zum Teil schockierenden Arbeiten im Lehmbruck-Trakt des Museums aus.

Fabián Marcaccio stellt seine zum Teil schockierenden Arbeiten im Lehmbruck-Trakt des Museums aus.

Foto: andreas probst

Eine solche Woche wie die zurückliegende möchte Museumsdirektor Prof. Dr. Raimund Stecker niemanden wünschen. Unmittelbar vor der geplanten Finissage der erfolgreichen Hornemann-Ausstellung und wenige Tage vor der Eröffnung von zwei Ausstellungen hatte die Bauaufsicht, wie ausführlich berichtet, das Lehmbruck-Museum aus Sicherheitsgründen gesperrt.

 Martina Klein zeigt ihre "Raumfarben" in der Straßengalerie des Museums.

Martina Klein zeigt ihre "Raumfarben" in der Straßengalerie des Museums.

Foto: Probst, Andreas

Da galt es, zu retten, was zu retten ist, einen nachhaltigen Schaden in Grenzen zu halten. Mehr als zwei Stunden Schlaf habe er in den vergangenen Nächten nicht gehabt. Doch, es ist bekanntlich noch alles halbwegs gutgegangen: Das Museum ist ab sofort wieder regulär geöffnet, und wie geplant konnten gestern Abend die Ausstellungen mit Werken der Düsseldorfer Künstlerin Martina Klein und des 1963 in Argentinien geborenen, seit 20 Jahren in New York lebenden Künstlers Fabián Marcaccio eröffnet. Die beiden grundverschiedenen Ausstellungen könnten die Stimmungslage des Museumsdirektors widerspiegeln.

1. Es ist noch einmal gutgegangen: Martina Klein (Jahrgang 1962) hängt ihre einfarbigen Tafelbilder nicht einfach an die Wand, sondern stellt sie, bisweilen auf Sitzbänkenm platziert und in einem rechten Winkel zueinander, in den Raum. Die Malerei bekommt so eine neue Dimension, korrespondiert mit dem Ort.

Jetzt im Lehmbruck-Museum ist es die Straßengalerie, jener gangartige Raum, der auch von außen gut einsehbar ist. Martina Klein arbeitet mit minimalistischen Methoden. Besonders schön sind ihre Farbarbeiten, die zum Teil an der Wand hängen, aber dann ein Stück über den Boden zu gleiten scheinen. Dass man auch die Rückseite der Gemälde sieht, ist gewollt. Alles soll sichtbar werden, auch die Konstruktion, auf der die Farbe in klassischer Weise mit dem Pinsel aufgetragen wird.

2. Der Zorn: Den leisen Tönen von Martina Klein setzt Fabián Marcaccio, seit der Documenta XI (2002) international bekannt, eine Art Kampfjetlärm entgegen. Seine "Paintants", eine Wortneuschöpfung aus den Begriffen "painting" und "mutant", sind künstlerische Auseinandersetzungen beispielsweise mit den Kriegsgräueln, wie sie in den Medien widergespiegelt werden. So zeigt er beispielsweise im "CNN-Paintant" einen zerfetzten Körper, in dem noch ein CNN-Mikrofon steckt.

Raimund Stecker sieht in Marcaccios Arbeiten eine radikale Auseinandersetzung mit der Realität. Seine Arbeiten, die ursprünglich auf einem Laufsteg in der Glashalle ausgestellt werden sollten, befinden sich nun im Lehmbruck-Trakt, umgeben von Lehmbrucks "Gestürztem" und der realistischen Arbeit "War" des US-amerikanischen Künstlers Duane Hanson, die als Klage gegen den Vietnamkrieg tote und sterbende Soldaten zeigt.

(RP)
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