Duisburg "DU/ART" für Duisburger Nachlässe

Duisburg · Ab sofort gibt es am Dellplatz 8 einen neuen Kunstort, Archiv, Galerie und Atelier in einem. Gerhard Losemann als Doyen der Duisburger Künstler präsentiert hier seine Sammlung mit Werken verstorbener Nachkriegskünstler dieser Stadt.

 Gerhard Losemann in dem neuen Duisburger Kunst-Ort, wo er Werke aus den umfangreichen Nachlässen verstorbener Duisburger Künstler-Kollegen zeigt.

Gerhard Losemann in dem neuen Duisburger Kunst-Ort, wo er Werke aus den umfangreichen Nachlässen verstorbener Duisburger Künstler-Kollegen zeigt.

Foto: andreas probst

Ist das Kunst oder kann das weg? Wenn ein Künstler stirbt, haben die Erben meist ein echtes Problem mit dem unter Umständen riesigen Nachlass. Schnell wird da vieles "entrümpelt". Gerhard Losemann, Jahrgang 1938 und inzwischen Doyen der Duisburger Künstler, fing nach dem frühen Unfalltod seines Kollegen Dieter Pirdzun 1987 an, die Nachlässe verstorbener Kolleginnen und Kollegen zu sichten und zu sammeln. In den vergangenen Jahren wurden ihm zusätzlich verschiedene Konvolute "testamentarisch aufs Auge gedrückt" (Losemann). Um die etwa 2500 (!) Werke lagern zu können, hat ihm die Stadt Duisburg Kellerräume in nicht mehr benötigten Schulen überlassen, zuletzt in Neuenkamp.

Seit gestern nun hat Duisburg einen neuen Kunst-Ort am Dellplatz 8: "DU/ART", neu als Archiv, Galerie und Atelier. In den Räumen war schon einmal eine Galerie untergebracht, noch davor ein koreanisches Schnellrestaurant. Gerhard Losemanns langjährige Lebensgefährtin hat das Haus gekauft. Für die Kunst genutzt werden neben dem Schauraum im Erdgeschoss auch der Keller und der dritte Stock – dicht gedrängt gefüllt mit Kunst, wobei die besonders sperrigen Teile vorerst noch in Neuenkamp geblieben sind.

Ein Jahr lang wurde jetzt daran gebaut, denn es stellte sich heraus, dass zuvor fast alles schwarz gebaut worden war, und der Brandschutz ist ja in Duisburg ein großes Thema, so dass erst vor drei Wochen die Bauabnahme kam. Der kunsthistorische Hintergrund liegt in der Person des 1977 verstorbenen Wilhelm Wiacker, der vielen als bedeutendster Duisburger Künstler der Nachkriegszeit gilt. Seine Schüler an der Volkshochschule, darunter Gerhard Losemann, gründeten 1957 die Duisburger Sezession, die – damals noch ausschließlich ungegenständliche – Abspaltung vom Duisburger Künstlerbund. Als die alte Mercatorhalle abgerissen wurde, versuchte Losemann vergeblich, die von Wiacker gestalteten Holztüren für die neue Mercatorhalle zu erhalten; zumal sie aus demselben Holz sind, das auch im Neubau verwendet wurde. Und auch für die Wiacker-Werke an den Wänden der abzureißenden Berufsschule am Burgplatz setzt sich Losemann ein.

Als erste Ausstellung zeigt "DU/ART" ab sofort für voraussichtlich drei Monate eine Dokumentation über Performances von Gisela Schneider-Gehrke (1949-2001). Die in Norddeutschland geborene, in Düsseldorf ausgebildete und vielfach mit Duisburg verbundene Künstlerin fasste ihre Ästhetik 1983 so zusammen: "Kunst ist Religion in der Bedeutung des Wortes, heißt Anbinden und Vereinen der Teile zum Einen, bedeutet Aufzeigen der Einheit in der Vielfalt und der Vielfältigkeit in der Erscheinung des Einen".

Natürlich wird es am Dellplatz 8 irgendwann auch eine Wiacker-Ausstellung geben, denn "alleine der Keller ist voll mit Schneider-Gehrke und Wiacker", berichtete Losemann gestern. Um den Verkauf der gezeigten Werke geht es bei "DU/ART" zunächst einmal nicht. Ziel dieses neuen Kunstortes sei es, so Losemann, die Werke im Kontext der Kollegen und der jeweiligen Entwicklung des Künstlers zu zeigen, vor allem auf bislang noch nie gezeigten Teilgebieten.

(hod)
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