Gastbeitrag zur Opernkrise Duisburg am Scheideweg

Duisburg · Armin Klaes, Dirigent und Hochschullehrer an der Uni Duisburg-Essen, setzt sich für die Fortführung der Theatergemeinschaft Düsseldorf-Duisburg ein. Allerdings sollte man die Rahmenbedingungen ändern.

 Armin Klaes ist Dirigent und Hochschullehrer an der Universität Duisburg-Essen.

Armin Klaes ist Dirigent und Hochschullehrer an der Universität Duisburg-Essen.

Foto: privat

Das Duisburger Theater wurde vor 100 Jahren durch vorbildliches bürgerschaftliches Engagement finanziert, die Stadt stellte nur das Grundstück. Jetzt bedarf es in der Not wieder einer großen bürgerschaftlichen Anstrengung gemeinsam mit Verwaltung und Politik, damit Theater und Rheinoper ihre überragende gesellschaftliche Rolle und ihr hohes künstlerisches Niveau durch diese tiefe Finanzkrise hindurch auf Dauer bewahren können.

Es kann überhaupt keinen Zweifel daran geben, dass ein Ausstieg Duisburgs aus der Deutschen Oper am Rhein einen nicht mehr rückgängig zu machenden dramatischen strukturellen Flurschaden verursachte. Der Kulturbereich ist mit 2,6 Prozent der Haushaltsmittel der Stadt im Vergleich zu anderen Städten schon sehr klein - Bochums Quote ist etwa doppelt so hoch -, so dass weitere Einsparungen eigentlich ausgeschlossen sein müssten, damit Duisburg nicht noch weiter zurückfällt. Zumal alle profitieren: Der kleine Kulturbereich strahlt aus auf die gesamte Bürgerschaft, wirkt sich aus nach innen durch die Steigerung des Wohnwertes und des Lebensgefühls, als Duisburger in einer "richtigen Stadt" zu wohnen, auf die man stolz sein kann.

Nach außen aber wirkt sich die Kultur vor allem aus durch kulturelle Leuchttürme, eben "Highlights" als maßgeblich für das Image und Attraktivität der Stadt in Konkurrenz zu anderen umliegenden Städten. Auch und gerade eine finanziell so klamme und durch die Loveparade-Katastrophe und Strukturwandel arg gebeutelte Stadt wie Duisburg braucht herausragende "Marken", die Gesprächsstoff bieten und die Stadt anziehend machen wie der MSV, besondere Events wie die Duisburger Akzente und die Traumzeit- und Musikfestivals, das Lehmbruck-Museum und als grundständige musikalische Spitzenkultur-Aushängeschilder seit Jahr und Tag die überregional herausragende Deutsche Oper am Rhein (DOR) und die beliebten und renommierten Duisburger Philharmoniker als Kategorie A-Top-Orchester. Die überaus wertvolle und international bekannte Marke DOR würde durch eine Kündigung für Duisburg fahrlässig auf den Wert 0 gesetzt und allein den Düsseldorfern überlassen.

Es liegt an Duisburg, eine Fortführung der Ehe und die weitere Nutzung der offensichtlich auch in Köln und Bonn sehr begehrten Marke DOR in Verhandlungen mit Düsseldorf - die ja eine Fortsetzung mit Duisburg bevorzugen - ab 2014 von bestimmten Verbesserungen abhängig zu machen: Geänderte Rahmenbedingungen, Umschichtungen, ein auf Duisburger Erfordernisse angepasstes Marketing- und Sponsoren-Konzept (fördernde Mitglieder gibt es viele in Duisburg, aber kaum Sponsoren und eine seit Jahren zurückgehende Auslastung - alles im Unterschied zu Düsseldorf), verstärkte Nutzung des bürgerschaftlichen Engagements wie durch ein Jugendpatenschaften-Programm.

Das Problem mit der jetzt ablaufenden Kündigungsfrist mit Düsseldorf kann unter Partnern durch eine vertraglich gegenseitig eingeräumte spätere Kündbarkeit des laufenden Vertrags bis Ende 2012 gelöst werden. Stattdessen droht im Moment unter enormem Zeitdruck der Rat der Stadt entscheiden zu müssen nur zwischen einer unmöglichen Alternative: Entweder eine drastische, unwirtschaftliche Reduktion der Opernaufführungen der DOR in Duisburg, die Rückstufung Duisburgs zu einer Spielstätte des Düsseldorfer Opernhauses, eine absehbare Abwärtsspirale der Duisburger Operntradition.

Spätestens bei der nächsten Spardiskussion wäre die Theaterehe dann wieder in der Diskussion; dazu käme die Aufgabe der so wichtigen Kinder- und Jugendarbeit und des Opernstudios für Nachwuchsförderung. Oder es kommt tatsächlich zur vom Duisburger Kulturdezernenten vorgeschlagenen endgültigen Kündigung des Opern-Vertrags mit Düsseldorf durch Duisburg. Beide Varianten widersprechen den ureigenen Duisburger Interessen. Nötig ist vielmehr ein dritter Weg, der aktiv gesucht und dem genügend Zeit zur Verhandlung und Entwicklung gegeben werden muss - nicht nur die Duisburger Verantwortlichen, sondern die Kommunalaufsicht und Landesregierung sind da gefordert.

Aber auch wir Duisburger selbst können wirkungsvoll zum Erhalt der Oper beitragen, indem wir - zum eigenen Vergnügen! - schlicht das tolle Angebot der Rheinoper im - auch im Vergleich zu Köln und Düsseldorf - schönsten Opernhaus am Rhein hier in Duisburg öfter nutzen! Info Am heutigen Dienstag tagen ab 15 Uhr die beiden Kulturausschüsse von Duisburg und Düsseldorf gemeinsam zum Thema Opernehe öffentlich in der Mercator-Halle.

(ila)
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