Duisburg Ein Geschenk zu Ehren des Buches

Duisburg · Zum Welttag des Buches erhielten die Besucher der Rheinhauser Bezirksbibliothek am Dienstag eines von 250 Büchern, die Gunda Plewe bereitgestellt hatte. Die noch übrig gebliebenen Bücher verwendet sie für eine Fortsetzung.

 Voll in ihrem Element: Gunda Plewe empfahl jedem Besucher bei Bedarf ein auf seine Interessen zugeschnittenes Buch. Gut 250 Bücher warteten darauf, verschenkt zu werden.

Voll in ihrem Element: Gunda Plewe empfahl jedem Besucher bei Bedarf ein auf seine Interessen zugeschnittenes Buch. Gut 250 Bücher warteten darauf, verschenkt zu werden.

Foto: Andreas Probst

Die kleine Melissa kann sich nicht entscheiden. Klar, bei so viel Auswahl. Schüchtern steht sie vor ihren Eltern bei den Kinderbüchern, stöbert, schmökert und liest. Auch nach einer Viertelstunde will sich die Siebenjährige nicht so recht auf ihren Favoriten festlegen. Doch dann hat sie es gefunden, das Buch ihrer Wahl. Sie hält ein schönes Kinderbuch über Schneewittchen in ihren kleinen Händen. Noch liest ihre Mama ihr nur gelegentlich etwas vor. Das könnte sich jetzt ändern. Melissa und ihre Eltern zählten am Dienstag zu den Glücklichen, die anlässlich des Welttages des Buches im Foyer der Bezirksbibliothek ein Buch geschenkt bekamen.

Gunda Plewe hat die Aktion organisiert. Die gelernte Buchhändlerin kennt sich nicht nur mit Büchern aus, sondern auch mit solchen Projekten. Im vergangenen Jahr hatte die Duisburgerin an der Aktion "Lesefreunde" des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels teilgenommen. Seinerzeit hatte sie 30 Bücher verschenkt. Dienstag standen hingegen gut 250 Bücher aus allen Genres auf den fünf Tischen. Da "Lesefreunde" in diesem Jahr nicht wiederholt wird, stellte die in Rheinhausen aufgewachsene Expertin ein eigenes Projekt auf die Beine. Sie schrieb 20 Verlage an und bat um deren Hilfe. 15 von ihnen, so Plewe, "zeigten sich sehr großzügig".

"Wenn es keine Bücherei geben würde, wäre ich verloren", sagte die die sympathische Frau mit dem auffälligen Körperschmuck im Gesicht. Plewe möchte den Beschenkten durch die Buch-Geschenke "eine Freude machen" und zusätzlich die "Begeisterung für Bücher" neu entfachen. "Das Buch muss von dem verstaubten Image weg, das es hat", begründete sie. Die 42-Jährige bewies gestern Nachmittag eindrucksvoll, warum sich ein Besuch im Buchhandel lohnt, gerade im Hinblick auf die schier erdrückende Internet-Konkurrenz. Sie beriet jeden Besucher individuell. "Rufen Sie mich ruhig nachts um halb drei an, ich stehe parat", versprach sie. Das glaubt man ihr gerne. Sie gab sich außerordentlich kompetent. "Oh, dann kann ich ja aus dem Vollen Schöpfen", sagte sie schmunzelnd zu einem Mann, der ihr keine Vorliebe schildern konnte. Einer Frau riet sie mit dem entsprechenden Buch in der Hand: "Das ist sehr niveauvoll, das könnte gut zu Ihnen passen." Auch einige Besucher zeigten sich spendabel und brachten ausrangierte Bücher mit. "Nach dem Lesen stehen die doch nur im Regal, da kann ich sie doch besser verschenken", argumentierte eine ältere Dame.

Um kurz vor fünf (die Aktion hatte um 16 Uhr begonnen) ebbte der Andrang so langsam ab. Plewe versuchte jedoch nicht, krampfhaft jedes einzelne Buch zu verschenken. Die übrig gebliebenen Schätze werden für die Fortsetzung des Buch-Verschenkens verwendet, die nicht zwangsläufig auch an den Buch-Welttag gekoppelt ist.

Wir bekamen übrigens "Das dunkle Schweigen" von Wolfgang Schorlau empfohlen und geschenkt, 2006 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Die ersten Zeilen über Privatermittler Georg Dengler hören sich jedenfalls vielversprechend an.

(RP/ac)
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