Duisburg Einwanderung mal anders

Duisburg · Der soeben mit einem Integrationspreis ausgezeichnete Verein "Kunstpause" zeigte gestern Nachmittag in der Globus Gesamtschule, wie Künstler und Schüler mit dem Thema Migration auf kreative Weise umgehen können.

 Sie präsentierten gestern Nachmittag das Kunstpause-Projekt "Wir sind die Welt".

Sie präsentierten gestern Nachmittag das Kunstpause-Projekt "Wir sind die Welt".

Foto: andreas probst

Mit sechs Jahren verließ Fatih mit seiner kurdischen Familie die Türkei und lebt fortan in Deutschland. Gestern Nachmittag erzählte der nunmehr 16-Jährige, wie schwer es anfangs für ihn war. Vor zehn Jahren sprach er kein Wort Deutsch, folglich war er in der Grundschule miserabel. Auch war es zunächst nicht einfach, Freunde zu finden. Jetzt steht Fatih selbstbewusst auf der Bühne in der Aula der Globus-Gesamtschule, berichtet mit berechtigtem Stolz, dass er einen Notendurchschnitt von 1,6 hat. Das Wünschen hat er nicht verlernt. Auf einem Bild sieht er sich selber als Sportsmann, angetan mit einer Kleidung, die an einen alevitischen Geistlichen erinnert. Irgendwann, so verrät Fatih, wenn endlich Frieden zwischen den Türken und Kurden herrscht, dann möchte er in einem freien Kurdistan seine eigene Sportschule eröffnen.

Ein Ort für solche Vorstellungen ist der Verein Kunstpause, bei dem Künstler unterschiedlicher Sparten mit Schülern arbeiten – stets als Ergänzung zum normalen Unterricht. 2001 wurde die "Kunstpause" gegründet. Vor kurzem bekamen die beiden Vorsitzenden dieser Initiative, Aliza Efraim und Klaus Steffen, die offizielle Nachricht, dass die Kunstpause im Juni den mit 2500 Euro dotierten Integrationspreis der Betriebskasse Novitas BKK bekommen wird. Die israelische Künstlerin und Lyrikerin und der deutsche Klangkünstler sehen den Preis als Bestätigung ihrer langjährigen Arbeit mit Schülern, von denen viele eine Einwanderungsgeschichte haben.

Bei der gestrigen Präsentation unter dem Motto "Wir sind die Welt" in der Globus-Gesamtschule haben die von Eliza Efraim betreuten Schüler der Klassen neun und zehn versucht, ihre eigene Geschichte in Bildern und Collagen darzustellen. Ein Schüler beschrieb beispielsweise einen Nachmittag in einem Istanbuler Café mit Worten und Zeichnungen. Eine türkische Schülerin malte eine schöne Frau in einem schönen Kleid, vielleicht ist es ihr Traum vom Beruf der Designerin. Kreativ auch die Idee des 16-jährigen Arne, der seinen Mitschülern mit Einwanderungsgeschichte "deutsche Kultur" zeigen will und das Dürer-Bild eines Knaben nachmalte und es mit einem Selbstporträt ergänzte.

Interessant und professionell

Die Gruppe von Klaus Steffen hat in monatelanger Arbeit eine DVD produziert, die gestern vorgestellt wurde. Mit Kamera und Mikrofon machten sich die 15- bis 16-jährigen Schülerinnen und Schüler auf den Weg, um in Hochfeld Zeitzeugen der Einwanderung zu finden. Und sie wurden fündig! Am Küchentisch werden da Interviews mit älteren Einwanderern geführt, die ihre Geschichten erzählen. Bisweilen werden türkische Passagen deutsch untertitelt. In einem andere Teil kommt ein Stadtteilmanager zu Wort, der die jüngere Geschichte Hochfelds schildert. Sein Kommentar wird mit Hochfeld-Impressionen ergänzt. Interessant und professionell wirkt das.

(RP)
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