Duisburg Erstklassig: John Fiores philharmonischer Trost

Duisburg · Mit besonderer Begeisterung wurde in der gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle der Gastdirigent des jüngsten, sechsten Philharmonischen Konzerts begrüßt. Es war John Fiore, bis 2009 zehn Jahre lang beliebter und erfolgreicher Chefdirigent der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg.

Schon das erste Stück des Abends, das bekannte Adagio für Streicher op. 11 von Samuel Barber, zeigte die großen Stärken dieses Dirigenten: in erster Linie satte und klare Klangfarben sowie perfekte, wahrhaft sangliche Phrasierung. Die Duisburger Philharmoniker dankten es ihm mit erstklassig beseeltem Spiel an jedem einzelnen Pult. Mit der nicht weniger populären Vocalise op. 34 Nr. 14 von Sergej Rachmaninow, bei der zu den Streichern erst einmal einige delikate Bläser kamen, setzte John Fiore dann seine kluge dramaturgische Steigerung fort.

Denn während das Barber-Adagio laut Fiore "die Sehnsucht eines jungen Mannes nach Liebe, nach dem Leben" ausdrückt, geht es bei der Vocalise um den "Blick zurück aus einer ganz anderen Perspektive". Darauf folgte schlüssig die volle Besetzung in Rachmaninows meisterhafter sinfonischer Dichtung "Die Toteninsel" op. 29 nach dem gleichnamigen Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin, die selten so genau atmend zu erleben ist.

Der tröstliche Programm-Bogen schloss sich nach der Pause mit dem Requiem op. 48 von Gabriel Fauré, am Schluss mit einem Ausblick ins Paradies. Der von Marcus Strümpe vorbereitete "philharmonische chor duisburg" beeindruckte vor allem mit einer praktisch professionellen Pianissimo-Kultur. Klein aber fein die solistischen Beträge von Anna Virovlansky (Sopran), hier noch bestens bekannt von ihren überragenden zwei Jahren an der Rheinoper, und Hans Christoph Begemann (Bariton). Das Kirchenlatein im Requiem wurde hier "französisch" oder "gallikanisch" ausgesprochen, wie es zu Faurés Zeit im französischen Sprachraum üblich war.

Vor der Pause zerklatschte eine unsensible Fraktion im Publikum die Stille nach den leise endenden Stücken. Nach der Pause ging Konzertmeister Florian Geldsetzer kurz in den betreffenden Bereich, um die Herrschaften darauf hinzuweisen, wofür er von den Umstehenden Beifall erhielt. Mit Erfolg: Faurés Paradies hatte genug Luft.

(hod)
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