Duisburg "Es geht um die Substanz"

Duisburg · Kulturdezernent Karl Janssen sieht im Kulturbereich, speziell bei der Rheinoper, keine entscheidenden Sparmöglichkeiten. Die Politik müsse Prioritäten setzen. Janssens Idee: Staatsballett und Landesmuseum.

Man dürfe sich nichts vormachen, sagt Duisburgs Kulturdezernent Karl Janssen: Die Vorstellung der Rechnungsprüfungsanstalt, die den städtischen Haushalt mit Blick auf Einsparungen durchforstet und der Annahme ist, bei der Rheinoper könne man nochmals zwei Millionen Euro einsparen, sei eine Illusion. "Ganz oder gar nicht", müsse die Devise heißen.

Im RP-Gespräch forderte Janssen, dass bei der großen Spardiskussion "alles auf den Tisch" kommt. Mit halbherzigen Beschlüssen komme man jetzt nicht weiter; erst recht nicht bei der Frage, ob der Opernvertrag, der seit 1956 zwischen Düsseldorf und Duisburg besteht, weiterhin gelten soll.

Verlängerung um fünf Jahre

Die Zeit drängt. Wenn der Vertrag bis zum 31. Juli nicht schriftlich gekündigt wird, tritt die Verlängerung um weitere fünf Jahre automatisch in Kraft. Das wiederum könne gegen die Regeln der Haushaltskonsolidierung verstoßen. Vielleicht wird, so hofft Janssen, der Stichtag wegen der Auflösung des Landtags bis zum Herbst verschoben. Aber allerspätestens dann sei eine Entscheidung fällig.

Janssen scheut sich nicht, das Szenario zu entwerfen, wenn Duisburg die Scheidung der Opernehe herbeiführt. Man müsse dann auch fragen, was mit den Duisburger Philharmonikern geschieht, die zu mehr als 70 Prozent für die Oper arbeiten. Und wenn es die Philharmoniker nicht mehr geben sollte, dann habe man das Problem der Vermietung der Mercator-Halle, die regelmäßig von den Philharmonikern genutzt wird (Konzerte plus Proben). Nicht zuletzt stelle sich die Frage, ob Duisburgs kulturelle Substanz nicht unwiederbringlich beschädigt wird, wenn die Stadt aus der Opernehe ausscheidet.

"Die Stadt nicht kaputtsparen"

Auf der anderen Seite könne man Gelder für die Sicherung der Akzente und der Traumzeit gewiss gut gebrauchen. Janssen wünscht sich bei diesen Fragen eine offene Diskussion und fordert eine Prioritätensetzung durch Politik und Verwaltung. Zugleich warnt er davor, eine Stadt kaputtzusparen: "Mit den Pflichtaufgaben allein, auch in Zeiten der Haushaltskonsolidierung, kann eine Stadt nicht erfolgreich geführt werden", sagt er. In eine Stadt müsse man auch investieren, das stumpfe Kürzen von Ausgaben könne langfristig schaden — auch finanziell.

Das Duisburger Kulturleben und dessen Finanzierung möchte Jansen mit einigen Ideen beleben. So könne er sich vorstellen, dass das Lehmbruck-Museum den Status eines Landesmuseums bekommt und mit dem Düsseldorfer Kunstmuseum stärker kooperiert. Um den Renovierungsstau im Lehmbruck-Museum abzubauen, seien langfristig zwölf Millionen Euro nötig; Gelder, die Janssen über das Stadterneuerungsprogramm des Landes zu bekommen hofft.

Auch das Ballett der Rheinoper könne er sich gut als "Staatsballett" vorstellen — gefördert mit Geld vom Land. Und das Schifffahrtsmuseum, das "unbedingt zur Hafenstadt Duisburg gehört", könne eine andere Gesellschaftsschaftform bekommen. Frage: Mit der Hafen-AG oder der Firma Haniel als Partner? "Warum nicht?!" meint Janssen. Und nicht nur die Kultur, sondern alle Bereiche des Stadtlebens könnten von der Einrichtung einer Stabsstelle für Sponsoring profitieren.

(RP)
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