Duisburg Fasziniert von niederrheinischer Römerzeit

Duisburg · Das römische Kastell Asciburgium an der heutigen Stadtgrenze Duisburg/ Moers ist der wohl wichtigste berufliche Lebensinhalt von Dr. Tilmann Bechert. 1969 kam Bechert, als 30-jähriger Archäologe mit dem Spezialgebiet römische Provinzen frisch promoviert, von Frankfurt nach Duisburg, um jene Ausgrabung fortzusetzen, die der zwei Jahre zuvor verstorbene Direktor des Niederrheinischen Museums, Prof. Fritz Tischler, begonnen hatte.

Bechert leitete bis 1981 die Ausgrabung, die die römische Sammlung der Stadt Duisburg wesentlich erweitern konnte, denn die in Asberg und Rheinhausen-Bergheim gemachten Funde gehören heute zum Inventar des Kultur- und Stadthistorischen Museums und zum Fundarchiv der Stadtarchäologie. Nun stellt Bechert den 16. Band (Teil 1) der Reihe Funde aus Asciburgium vor, dem noch ein zweiter Teil folgen soll. Becherts 40-jährige Beschäftigung mit einem der "faszinierendsten Kapitel der Geschichte des Niederrheins" fließen in die Publikation ein. Das Kastell Asciburgium ist das einzig bekannte kleinere Kastell der Römer in dieser Region und deshalb für Archäologen und geschichtlich Interessierte besonders untersuchenswert. Zwischen 17 v. Chr. und 90 n. Chr. lebten in diesem Lager etwa 500 Mann. Zum Vergleich: Im großen Kastell auf dem Gebiet des heutigen Neuss waren rund 6000 Mann untergebracht. Aufgegeben wurde das Asberg-Kastell, weil dort der Rheinbogen zunehmend verlandete und somit die Transportmöglichkeiten über Wasser wegfielen.

Für Bechert war die Ausgrabung ein beruflicher Glücksfall. Als er 1969 in Asberg anfing, war das Kastell noch gar nicht entdeckt, die Ausgrabungsstelle war "noch voll im Saft", wie er jetzt begeistert erzählte. Nicht nur für Bechert, sondern auch für Werner Pöhling, dem durch zahlreiche öffentliche Führungen bekannten Mitarbeiter im Kultur- und Stadthistorischen Museum, wurde das Kastell zum beruflichen Schicksal. Pöhling, damals noch Student der Sozialwissenschaften, jobbte bei den Ausgrabungen und entdeckte dabei sein Herz für die Archäologie und Geschichte.

Viele Anekdoten

Bechert und Pöhling können aus ihrer gemeinsamen Ausgrabungszeit viele Anekdoten erzählen. Etwa die von dem Häuslebauer, auf dessen Grundstück die Archäologen nach römischen Funden "löffeln" wollten. Der zunächst etwas widerspenstige Grundstücksbesitzer konnte mit dem Versprechen überredet werden, dass ihm die Archäologen die Baugrube ausheben würden.

Info Tilmann Bechert: Kastell Asciburgium. Ausgrabungen in Moers-Asberg 1965–2011. Teil 1: Einführung, Methodik, Geschichte. 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 22,50 Euro. Erschienen im Verlag Dr. Faustus.

(RP)
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