Kundgebung in Duisburg-Rheinhausen Großer Aufmarsch gegen Pro NRW

Duisburg · Lediglich 15 Demonstranten von Pro NRW kamen zu ihrer Kundgebung gegen das Hochhaus In den Peschen nach Bergheim. Sie wurden von 250 Gegendemonstranten mit Pfiffen empfangen.

Duisburg: "Pro NRW"-Demo vor "Problemhochhaus"
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Wegen der Witterung verzögert sich die geplante Ankunft der Demonstranten von Pro NRW auf 11 Uhr. Noch bleibt also eine Stunde Zeit. Polizeisprecher Stefan Hausch unterhält sich gerade mit uns. Jetzt tritt ein älterer Mann heran. Längere graue Haare, grauer Bart. "Wo muss ich denn genau hin?", fragt er. "Wo möchten Sie denn hin", antwortet Hausch mit einer Gegenfrage. Der knappe Kommentar des Suchenden. "Zu den Richtigen." Der Polizeisprecher klärt freundlich auf: "Also dort drüben steht das Bündnis für Toleranz und..." Der Grauhaarige unterbricht. "Nein, nein, Sie verstehen mich falsch. Wo versammelt sich denn Pro NRW?" Hausch stutzt und weist dem Mann schließlich verwundert den Weg zur Wiese an der Ecke In den Peschen.

Direkt vor dem "Problemhochhaus" steht eine Traube. Vasilka Bettzieche von der Integrationshilfe redet gerade. Sie schreit fast. "Wir sind dafür, dass Menschen, die deutsche Gesetze nicht akzeptieren, nach Hause sollen. Wir werden dabei helfen", kündigt sie an. Passanten gehen vorbei, nicht jeder beachtet die Rednerin. Ein Trio bleibt stehen. Es naht der erste Konflikt des Tages. "Wohnen Sie mal einen Monat hier, dann ziehen Sie aus", ruft eine Frau mit Krücken. Ein Anderer beschwert sich lautstark: "Natürlich sieht es hier heute nicht mehr so schlimm aus. Es wurde ja extra aufgeräumt. Das war ein Dreckstall." Die drei Passanten sind kaum zu beruhigen. Auf eine gemäßigte Diskussion möchten sie sich nicht einlassen. Schließlich gehen sie weiter.

Eine unmittelbare Anwohnerin, gleichzeitig auch Eigentümerin des Nachbarhauses, gönnt sich aus dem offenen Fenster eine Zigarette. Sie schaut sich das Treiben aus ihrer Wohnung an. "Ich erlebe das hier alles hautnah. Näher geht es nicht", berichtet sie. Sie redet von "erheblichen Beeinträchtigungen" durch die benachbarten Roma und Sinti sowie von Problemen, die Wohnungen zu vermieten. So ruhig, wie sie das sagt, scheint sie sich mit der Situation abgefunden zu haben.

Mittlerweile ist es unmittelbar vor dem Hochhaus still geworden. Es ist kurz vor 11. Wie sieht es auf der Wiese von Pro NRW aus? Neun Personen stehen dort.

Eingepfercht von Wellenbrechern und Dutzenden Polizisten. Die ersten Gegendemonstranten formieren sich unter "Nazis raus"-Rufen. Transparente werden platziert. "Rassismus kann tödlich sein", steht auf einem geschrieben.

Auf der anderen Straßenseite kommen die Redner des Bündnisses für Toleranz zu Wort. "Es ist schön, zu sehen, dass Duisburg schnell mobilisierbar ist, wenn die Diskriminierung ihr hässliches Gesicht zeigt", zeigt sich Oberbürgermeister Sören Link solidarisch mit den mehr als 250 Gegendemonstranten. Der Pfarrer der evangelischen Friedenskirchengemeinde Friemersheim, Heiner Augustin, richtet seine Worte an alle rechten Gruppierungen: "Wir brauchen euch hier wirklich nicht."

Ein Großteil der Pro-NRW-Gegner erfährt erst gegen 12 Uhr, dass die, die auf der Wiese stehen, zwar Sympathisanten, nicht aber die angekündigten Demonstranten von Pro NRW sind. Die Rechtspopulisten haben sich in Meiderich verirrt. Um 12.30 Uhr kommen sie dann aber. Statt der angekündigten 25 Demonstranten sind es nur 15, die aus zwei Bussen aussteigen.

"Jetzt kann die Party steigen. Zeigt alles, was ihr habt, dass die hier nicht willkommen sind", mobilisiert ein Anhänger der Piratenpartei. Er fordert aber auch zu einer gewaltfreien Gegendemonstration auf: "Seid aber bitte friedlich", ruft er in sein Megafon.

Und da kommen sie. Einige mit blauen Jacken, andere mit Deutschlandfahnen bewaffnet. Als Tony Fiedler die Anwesenden begrüßt und seine Stimme durch große Lautsprecherboxen verstärkt wird, schallen ihm pure Verachtung und ein gellendes Pfeifkonzert entgegen. Den Pro-NRW-Mann stört das wenig. Er redet einfach weiter und stellt seine Kollegen vor. Da können noch so viele pfeifen.

Glücklicherweise bleibt es auch während der Reden der Rechten friedlich. Die Gegendemonstranten haben sich offensichtlich den Titel von "Die Ärzte" zu Herzen genommen. Deren Lied "Lass die Leute reden" wird einfach lauter aufgedreht. Die Rechten sind nur noch leise zu hören.

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