Moschee in Duisburg Gemeinde schickt Hells Angels auf die Straße
Duisburg · Bis zu 3000 Muslime kamen am Wochenende zum Fastenbrechen in die Duisburger Merkez-Moschee - der Gemeinde gelang es, die Kontrolle über ihr Fest zu behalten. Selbst, als die Hells Angels auftauchten. Der Gemeinderat reagierte mit Hilfe seiner Security-Mitarbeiter.
Es ist kurz vor 23 Uhr, als die Hells Angels am Eingang zum Moschee-Gelände auftauchen. In breiter Reihe marschieren die Rocker über den Vorplatz, grüßen Bekannte, es ist die übliche Demonstration der eigenen Präsenz. Und es ist der Moment, als die Moschee-Gemeinde endgültig die Kontrolle über das eigene Fest zurückgewinnt. Unerschrocken zieht der Gemeindevorstand seine Security-Mitarbeiter zusammen und komplimentiert die Höllenengel zurück auf die Straße. Das Signal ist eindeutig: An der Merkez-Moschee soll Ruhe einkehren.
Basar blieb zeitweise geschlossen
Bis zu 3000 muslimische Gläubige feierten am Wochenende das Fastenbrechen auf dem Gelände der Moschee in Duisburg-Marxloh. Die chaotischen und teilweise beängstigenden Zustände aus der Vorwoche blieben jedoch aus. Am 26. und 27. Juli hatten sich mehr als 5000 Menschen auf dem Grundstück gedrängt, ein Sicherheitskonzept fehlte. Die Polizei und das städtische Ordnungsamt befürchteten eine Massenpanik und suchten in Krisensitzungen nach einer Lösung. Letztlich wurde ein Kompromiss mit der Gemeinde geschlossen. Der Basar vor der Moschee blieb sowohl Freitagabend als auch in der Nacht zu Sonntag geschlossen. Die Maßnahme zeigte Wirkung: Viele Besucher des Gemeindefestes blieben nur kurz, die Polizei musste nach eigenen Angaben nicht eingreifen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Allerdings bleibt die Frage, wie in Zukunft eine neuerliche Zuspitzung verhindert werden kann. Das Gemeindefest während des islamischen Fastenmonats Ramadan lockt nicht nur Duisburger Muslime an, mit Bussen und in Fahrgemeinschaften reisten am Wochenende auch Gläubige aus den Niederlanden oder Belgien nach Duisburg. Der türkischsprachige TV-Sender "Kanal Avrupa" aus Duisburg soll nach Aussagen der Gemeinde in den Tagen vor dem Chaos-Wochenende massiv Werbung für das Fest gemacht haben. "Als der größte Andrang war, hatte der Sender vorher per Livestream berichtet", sagt Yüksel Aydemir, stellvertretender Vorsitzender der Duisburger Gemeinde. Angst habe er nicht verspürt, aber man habe mit deutlich weniger Besuchern gerechnet.
Ordnungsbehörden wollen Situation nicht hinnehmen
Klar ist aber auch, dass eine Situation wie in den Nächten des 26. Und 27. Juli von den Ordnungsbehörden nicht mehr hingenommen wird. In einem Polizeibericht zu den Chaosnächten heißt es: "Fluchtwege sind praktisch nicht vorhanden. Es bleibt festzuhalten, dass bei unkontrollierten Menschenbewegungen — im schlimmsten Fall einer Panik — auf dem Veranstaltungsgelände oder in der Moschee katastrophale Folgen unausweichlich sind."
Zustandsbeschreibungen wie diese treffen im dritten Jahr nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg auf hohe Sensibilität. Polizei und Stadt baten zu einem Krisengipfel und machten ihre Positionen deutlich. "Wir werden reagieren müssen", sagt Helga-Maria Poll vom Vorstand der Begegnungsstätte. Der ausgehandelte Kompromiss wird langfristig nicht reichen, um die Situation zu entschärfen. "Das Gelände mit den Wällen wird sicherlich verändert", sagt Poll, die bei den Verhandlungen dabei war. Außerdem soll der hauseigene Sicherheitsdienst aufgestockt werden.
Festzuhalten bleibt aber auch, dass selbst im größten Gedränge niemand verletzt wurde. "Die Menschen kommen um zu feiern, zu beten. Ärger gibt es nicht", sagt Aydemir. Besucher am Wochenende lobten den friedlichen Charakter der Veranstaltung.