Duisburg Giftfässer zu nah am Outlet-Center

Duisburg · Ein Störfall-Gutachten der Bezirksregierung entpuppt sich als Stolperstein für das geplante Outlet Center. Fässer mit Schwefeldioxid, die bei Grillo lagern, liegen nicht im nötigen Sicherheitsabstand. Die Stadt und Grillo verhandeln.

 Das Grillo-Werk befindet sich mitten im dicht besiedelten Stadtgebiet in Hamborn. Wie sich jetzt erst herausstellte, lagern dort gefährliche beziehungsweise giftige Substanzen, die nicht dem erforderlichen Abstandsgebot der aktuellen Sicherheitsbestimmungen entsprechen.

Das Grillo-Werk befindet sich mitten im dicht besiedelten Stadtgebiet in Hamborn. Wie sich jetzt erst herausstellte, lagern dort gefährliche beziehungsweise giftige Substanzen, die nicht dem erforderlichen Abstandsgebot der aktuellen Sicherheitsbestimmungen entsprechen.

Foto: Hohl, Ralf

Schwefeldioxid ist giftig, farblos und riecht stechend. Es wird als Lösungsmittel benutzt, zur Lebensmittelkonservierung und in der chemischen Industrie. Wird es in höheren Konzentrationen eingeatmet, können die Atemwege geschädigt werden. Bei den Grillo-Werken in Marxloh lagern Fässer mit Schwefeldioxid unter freiem Himmel, in etwa 250 Metern Entfernung zur ehemaligen Rhein-Ruhr-Halle. Dort soll bekanntlich das Factory Outlet Center entstehen.

Der Gutachter verweist auf neue Sicherheitsbestimmungen — danach muss der Mindestabstand 800 Meter betragen. Grillo verweist auf einen Bestandsschutz und darauf, dass das Werk und die Produktionsanlagen nicht einfach verschoben werden können. Firmenchef Ulrich Grillo will sich erst einmal nicht an Spekulationen beteiligen und die Auswertung des Störfallgutachtens Fachleuten überlassen. Erste Gespräche mit der Stadt über das Problem hat es bereits gegeben. Duisburgs Planungsdezernent Carsten Tum gibt zwar auch den Hinweis auf den Bestandsschutz, er ist aber auch der Auffassung, dass die neuen Sicherheitsbestimmungen eine neue Bewertung nötig machten.

Sofort handeln

Schwere Geschütze fährt dagegen die Politik auf. CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler wirft Grillo Verstöße gegen die Störfallverordnung vor und fordert das Unternehmen zu sofortigem Handeln auf. "Eine Einhausung der Fässer in Lagerhallen mit einer Luftwäscheanlage ist nach den Erfahrungen mit dem Großbrand in Krefeld geboten", so Enzweiler. Die Bezirksregierung wisse von der Situation, handele aber nicht. "Bestandsschutz kann doch nicht da gelten, wo das Wohl der Menschen gefährdet ist. Das ist juristisch unumstritten", sagt der CDU-Ratsherr.

Bestandsschutz gehe nicht vor Brandschutz, argumentieren auch Charlotte Weyers und Dr. Detlef Feldmann (Linke), beide Mitglieder im Umweltausschuss. Sie verweisen im Übrigen darauf, dass in unmittelbarer Nähe Wohnungen, Geschäftszentren, die Helios St. Johannes Klinik, Altenheime, Kindergärten, Schulen und Sportanlagen liegen. Beide fordern die Genehmigungsbehörden auf, hier tätig zu werden.

Auch Investor Roger Sevenheck von der German Development Group (GDG) kann das nicht ganz nachvollziehen. "In diesem Bereich gibt und gab es doch auch immer schon andere Gebäude und Wohnungen, in denen Menschen leben. Das ist Sache der Stadt und der Firma Grillo, nicht des Investors", so Sevenheck gestern im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er sei aber zuversichtlich, dass schnell eine Lösung gefunden werde, so Sevenheck. Sie werde ebenso gefunden wie für andere Probleme im Zusammenhang mit dem FOC-Bau, der wie berichtet bereits um die Jahreswende begonnen werden soll. Zuletzt war im April 2008 beim Befüllen eines Kesselwagens verflüssigtes Schwefeldioxid ausgetreten. Damals mussten Anwohner mit Reizungen der Atemwege vorsorglich ins Krankenhaus gebracht werden.

(RP/url/top/jco)
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