Duisburg Händler sind gegen City-Maut

Duisburg · Die von den Verkehrsministern diskutierte Einführung von Maut-Gebühren in Großstädten stößt in Duisburg auf wenig Zustimmung: Der Einzelhandelsverband und die IHK sind dagegen, die Stadtverwaltung warnt vor Übereifer.

 Viel Verkehr rollt am Freitag von der Autobahn 40 am Marientor stadteinwärts: Kostet die Fahrt in die Innenstadt bald extra?

Viel Verkehr rollt am Freitag von der Autobahn 40 am Marientor stadteinwärts: Kostet die Fahrt in die Innenstadt bald extra?

Foto: Probst, Andreas

Stoßstange an Stoßstange schiebt sich der Autoverkehr gestern Mittag von der A 40 stadteinwärts. Duisburger kommen von der Arbeit, Auswärtige eilen zu Geschäftsterminen. Sie alle müssen die Innenstadt möglicherweise bald weiträumig umfahren — oder zahlen. Neben hohen Benzinpreisen und Parkgebühren könnte eine weitere Belastung auf die Autofahrer zukommen, sofern die Einführung einer City-Maut politisch durchsetzbar ist.

Über ein entsprechendes Gutachten diskutierten die Verkehrsminister von Bund und Ländern am Donnerstag. Auf der Suche nach fehlenden Milliarden für die Verkehrsinfrastruktur erwägen insbesondere die Grünen, den Kommunen das Recht für eine Nahverkehrsabgabe zu übertragen. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) signalisierte in diesem Zusammenhang zumindest Gesprächsbereitschaft. Er sei "gegen Denkverbote".

Ähnlich zurückhaltend äußert sich Duisburgs Stadtentwicklungsdezernent Carsten Tum, der vor einem "Schnellschuss" warnt: "Eine City-Maut können wir nicht von heute auf morgen einführen. Dafür ist ein ganzheitliches Konzept erforderlich, dass die Entwicklung des öffentlichen Personennahverkehrs miteinbezieht." Grundsätzlich sei die Verwaltung daran interessiert, "dass mehr Menschen auf Bus und Bahn umsteigen". Allerdings fürchtet Tum, dass eine Nahverkehrsabgabe negative Auswirkungen auf den Einzelhandel haben könnte.

"Uns graust vor solchen Plänen", bestätigt die Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbands Niederrhein, Doris Lewitzky. Kunden, die die Innenstädte besuchen wollten, müssten noch höhere Hürden überwinden als bislang. "Die Innenstädte müssen attraktiv bleiben", sagt Lewitzky. "Outlet Center auf der grünen Wiese werden schon genug gefördert." Zudem habe nicht jeder die Möglichkeit, problemlos Bus und Bahn zu erreichen.

Ein deutliches Nein zur Einführung einer City-Maut kommt auch von der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Duisburg. "Derzeit lohnt es sich überhaupt nicht, darüber nachzudenken", sagt der IHK-Verkehrsexperte Ocke Hamann, "die City-Maut ist für das Ruhrgebiet völlig ungeeignet." Im Raum stehende Gebühren von bis zu 6,10 Euro pro Zufahrt "wären der sichere Tod für die Innenstädte" und würden Einzelhändler vor erhebliche Probleme stellen.

Anderseits habe Duisburg enormen Investitionsbedarf hinsichtlich der Infrastruktur. Als Beispiel nennt Hamann die zahlreichen Brücken im Stadtgebiet, die größtenteils marode seien. "Das wird Duisburg treffen", mahnt Hamann. "Es ist richtig, darüber nachzudenken, wo das Geld herkommt. Die City-Maut ist aber ganz bestimmt der falsche Weg."

(RP)
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