Duisburg Historische Fähre über den Rhein

Duisburg · Viele Hundert Jahre – mit einigen Unterbrechungen – verbanden Fähren die Ufer des Rheins zwischen Friemersheim und Wanheim. Zunächst schipperten muskel-, später motorbetriebene Boote über den Fluss.

 Das Foto zeigt "Hucks Bötchen" und den Steiger an der Anlegestelle Wanheim unterhalb der Friemersheimer Straße in den 1930er Jahren.

Das Foto zeigt "Hucks Bötchen" und den Steiger an der Anlegestelle Wanheim unterhalb der Friemersheimer Straße in den 1930er Jahren.

Foto: Heimatbuch Wanheim-Angerhausen

Viele Hundert Jahre — mit einigen Unterbrechungen — verbanden Fähren die Ufer des Rheins zwischen Friemersheim und Wanheim. Zunächst schipperten muskel-, später motorbetriebene Boote über den Fluss.

 So sah eine Fuhrwerks- und Personenfähre aus, die im 17. Jahrhundert den Rhein zwischen Wanheim und Friemersheim querte.

So sah eine Fuhrwerks- und Personenfähre aus, die im 17. Jahrhundert den Rhein zwischen Wanheim und Friemersheim querte.

Foto: Heimatbuch Wanheim-Angerhausen

In der Diskussion um das Zukunftsprojekt "Duisburg 2027" haben sich Bürger eine Brücke zwischen Friemersheim und dem Duisburger Süden gewünscht. Diejenigen, die mit der Geschichte Duisburgs ein wenig vertraut sind, werden da sofort an die historische Fährverbindung zwischen Wanheim und Friemersheim gedacht haben. Viele Hundert Jahre bestand diese Verbindung — mit einigen Unterbrechungen. Zunächst schipperten muskel-, später motorbetriebene Boote über den Rhein.

Wie lange die "halbe Rhein- und Angerfähre" schon in Betrieb war, ist unklar. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1573. Ein bizarrer Name, mögen sich viele denken. Er rührt daher, dass die Fährverbindung damals zwei Unternehmen sicherstellten — eines vom rechten und eines vom linken Rheinufer. Die Unternehmen durften jeweils nur die Fahrtrichtung vom eigenen Ufer auf die andere Seite bedienen — nicht umgekehrt. Daher der Begriff "halbe Fähre".

Einige nannten die Fähre auch "Kirchenfähre". Denn Wanheim-Angerhausen gehörte bis 1803 in kirchlicher Hinsicht zum linksrheinischen Kirchspiel Friemersheim im Fürstentum Moers. Also nutzen die Verbindung auch viele Gläubige aus Wanheim und Angerhausen, um nach Friemersheim zu gelangen. All das ist sehr detailliert in dem Buch "Wanheim-Angerhausen — Heimat zwischen Wanheim und Rhein" nachzulesen.

Aber zurück zum Begriff "halbe Fähre". Bis 1852 gehörte die linksrheinische Fährgerechtsame für die Überfahrt von Bliersheim nach Wanheim zum Herkhof in Bliersheim (1961 abgerissen). Der Pächter war auch immer Pächter der "Herkschen Fähre". Auf der Wanheimer Rheinseite gehörte die Fähre seit jeher zu den königlichen Regalien. Als "Rechtsnachfolgerin" des Königs war die Stadt Duisburg im Besitz der Fährgerechtsame in Wanheim und verpachtete diese in der Regel.

Das mit der "halben Fähre" erledigte sich 1737 (oder 1748, die Daten variieren) für die kommenden Jahren erst einmal. Denn der Familie Bohres, die den Fährbetrieb in Wanheim innehatte, gelang ein kleiner Coup: Durch Einheirat auf dem Herkhof in Bliersheim wurde sie gleichzeitig auch Pächter der linksrheinischen Fähre, betrieb also fortan beide "halben Fähren".

Im 19. Jahrhundert dann fielen die Fähren zwischen Wanheim und Bliersheim immer mehr der industriellen Entwicklung zum Opfer. Das langsame Sterben, das sich über sechs Jahrzehnte hinzog, begann 1816 mit dem Erscheinen des ersten Dampfschiffes auf dem Rhein und endete 1873, als die Eisenbahnbrücke Hochfeld-Rheinhausen eröffnet wurde.

1876 schließlich wurde der Betrieb der "halben Rhein- und Angerfähre" eingestellt. Der Bürgermeister von Friemersheim schrieb damals an den Moerser Landrat, dass man es bedauere, dass "die Fähre eingeht, da die Kommunikation mit der benachbarten Gemeinde Wanheim-Angerhausen dadurch sehr erschwert wird".

In den Folgejahren war die Wiedereinrichtung einer Fähre immer wieder ein Thema. 1912 wurde sogar noch einmal etwas daraus. Der Fährbetrieb der Wanheim-Bliersheimer Fährgesellschaft fiel aber wenig später dem Ersten Weltkrieges zum Opfer, 1915 wurde der Fährverkehr wieder eingestellt.

Und dann wurde 1925 noch einmal ein Anlauf genommen, ein sehr erfolgreicher sogar. Älteren Lesern wird der Begriff "Hucks' Bötchen" vielleicht noch etwas sagen. Gemeint ist das motorbetriebene Fährboot des Wanheimers Wilhelm Hucks, mit dem man zwischen 1925 und 1936 den Rhein zwischen Friemersheim und Wanheim überqueren konnte. Die Verbindung wurde vor allem von Arbeitern von der rechten Rheinseite genutzt, die bei Krupp in Rheinhausen beschäftigt waren. Am Wochenende machten viele Familien mit Kindern aus dem Duisburger Süden Ausflüge ins idyllische Friemersheim. 1936 wurde der Fährbetrieb eingestellt, weil Hucks die Unkosten nicht mehr tragen konnte.

Vor rund fünf Jahren ließ die evangelische Kirchengemeinde Wanheim den Fahrbetrieb für einen Tag noch einmal aufleben. Die Gemeindeglieder setzten von Wanheim aus nach Friemersheim über und fuhren später auch über den Rhein wieder zurück. Für diesen Zweck hatte die Kirchengemeinde die Autofähre aus Kaiserswerth ausgeliehen.

(RP/ac)
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