Duisburg Hitzige Diskussion über die Asylunterkünfte

Duisburg · Sozialdezernent Reinhold Spaniel sah es ganz realistisch: "Ich werde am Ende des Abends sicher keine Verdienstmedaille von ihnen bekommen." Und genau so war es, als er jetzt in Marxloh sein Konzept zur Unterbringung von Asylbewerbern vorstellte. Sie sollen wie berichtet so lange in Häusern wohnen, die für das Projekt "Grüngürtel" bereits geräumt worden sind, bis die Asylunterkünfte nahe des Masurensees in Wedau bezugsfertig sind. Er wolle an diesem Abend Unterstellungen und Gerüchten vorbeugen und Ängste nehmen, so Spaniel.

 Auf dieser abgelegenen Fläche in Wedau sollen die Container für die Asylbewerber aufgestellt werden.

Auf dieser abgelegenen Fläche in Wedau sollen die Container für die Asylbewerber aufgestellt werden.

Foto: Andreas Probst

Die Übergangsunterkünfte seien notwendig, da das Land die Städte nicht über das genaue Datum informiert, an dem die Asylbewerber zugeteilt werden. Von heute auf morgen rollen die Busse an, und dann gelte nur noch die Anordnung: "Bringt die Leute unter", sagte der Beigeordnete.

Bis zur Fertigstellung der Container in Wedau müssen zwei leerstehende Häuser an der Gertrudenstraße als Quartiere dienen. "Wirtschaftlich ist dies die beste Lösung", so der Sozialdezernent. Man habe die Ausstattung eines insolventen Hotels in Krefeld gekauft, um die Wohnungen herzurichten. Die Asylbewerber sind überwiegend Armutsflüchtlinge, "deren Einkommen in ihrer Heimat niedriger ist als die Leistungen für Asylbewerber hierzulande", so Spaniel. Um während des maximal sechsmonatigen Aufenthalts in Marxloh die Umstände so unkompliziert wie möglich zu gestalten, versprach Spaniel einen "Hauswart" in jedem Gebäude und falls nötig auch eine höhere Polizeipräsenz.

Denn die Marxloher haben Angst vor steigender Kriminalität. So wie Gertrud Schaefer. Sie lebt seit 49 Jahren in Marxloh. Zwar sei sie erfreut, dass die prognostizierten 60 bis 80 Asylbewerber weniger seien, als sie angenommen habe, dennoch äußerte sie große Sorgen über die Zukunft des Stadtteils. "Ich habe Angst, dass Asylbewerber wegen des viel zu niedrigen Regelsatzes in die Kriminalität abrutschen könnten." Spaniel hielt dagegen: "Es gibt keinen Grund, erhöhte Kriminalität zu fürchten", sagte er. Die Marxloher fürchten allerdings auch die Konfrontation mit anderen, ihnen fremden Kulturen und Lebensweisen. Spaniels Äußerung, dass 346 Euro monatlich ausreichend für Asylbewerber seien, sorgte ebenso für Unmut wie die Unterbringung in Containern und das Fehlen von genügend Integrationshelfern.

(jos)
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