Einsatzleiter der Duisburger Feuerwehr Hochwasser: "Was hier passiert, ist unglaublich"

Duisburg/Magdeburg · Die Duisburger Feuerwehr kämpft gemeinsam mit tausenden Helfern gegen das Jahrhundert-Hochwasser in Magdeburg. Einsatzleiter Oliver Tittmann spricht von einer "unglaublichen" Zusammenarbeit.

 Einsatzkräfte der Stadt Duisburg und der Kreise Kleve und Wesel kämpfen im Magdeburg gegen das Hochwasser an.

Einsatzkräfte der Stadt Duisburg und der Kreise Kleve und Wesel kämpfen im Magdeburg gegen das Hochwasser an.

Foto: Stadt Duisburg

"Mit den Tagen komme ich etwas durcheinander", sagt Oliver Tittmann, Einsatzleiter der Duisburger Feuerwehr. Gemeinsam mit rund 150 Kräften aus den Kreisen Wesel und Kleve sowie der Stadt Duisburg ist er seit Samstagnacht um 2 Uhr in Magdeburg vor Ort, um gegen das Jahrhundert-Hochwasser anzukämpfen. Hauptaufgabe ist die Sicherung eines Umspannwerkes gegen Wassereinbruch, da bei Ausfall des Werkes die Entwässerungspumpen der Stadt auszufallen drohen. Dann würde auch die Magdeburger Altstadt überflutet werden.

"Umspannwerk kein Problem mehr"

Soweit wird es aber wohl nicht kommen und das ist auch der Verdienst von Tittmann, seines Teams und tausender Helfer, die ganze Arbeit geleistet haben: "Wir haben den Schutzdamm komplett fertiggestellt und noch einmal kontrolliert", sagt der Einsatzleiter im Gespräch mit unserer Redaktion. "Das Umspannwerk sollte also kein Problem mehr werden."

Bis Montagmittag waren die Duisburger nahezu im Dauereinsatz. Rund 50.000 Sandsäcke und 100 sogenannte "Big Bags", größere, mit Kies befüllte Säcke, wurden verbaut. "Der Kies wurde von der Bundeswehr aus einem nahe gelegenem Kieswerk in die großen Säcke gefüllt und dann mit 18 Fahrzeugen zum Einsatzort gebracht", erzählt Tittmann. Rund 1000 Helfer waren nach Schätzungen des Einsatzleiters am Bau des etwa 4,5 Kilometer langen Deiches beteiligt. Zeit zum Verschnaufen gab es aber erst, als der massive Schutzwall fertiggestellt war. "Wir sind jetzt in Alarmbereitschaft, können also jederzeit angefordert werden, wenn Hilfe benötigt wird", sagt Tittmann. Zudem ist die Hochleistungspumpe (kurz HFS), die die Duisburger mitgebracht hatten, weiter im Dauereinsatz. Mit ihr können große Mengen an Wasser gefördert und abgepumpt werden. Auch der von der Duisburger Feuerwehr errichtete Bereitstellungsraum ist rund um die Uhr besetzt.

Zeltlager im Freibad

Hoffen lässt indes auch der sinkende Pegelstand. "Das Wasser geht um etwa zwei Zentimeter pro Stunde zurück" erklärt Tittmann. "Das gibt uns die Gelegenheit jetzt mal zu duschen, zu essen oder zu schlafen." Untergebracht ist die Truppe im Freibad Ovelstedt, wo ein Zeltlager errichtet wurde. "Ein großes Dankeschön geht an die Mitarbeiter des Freibads, die sofort bereit waren, uns aufzunehmen", sagt Tittmann. "Sie stehen jederzeit, auch in der Nacht, für uns parat und unterstützen uns mit einer freundlichen Selbstverständlichkeit."

Begeistert ist der Einsatzleiter auch von den vielen, zum Großteil ehrenamtlichen Helfern und den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt. "Das ist hier dramatisch. Für viele Leute geht es um ihr Hab und Gut, um ihr Überleben. Und trotzdem ist jeder unglaublich hilfreich und freundlich. Das ist alles hoch emotional und ganz toll, was hier geleistet wird." Es werde Kuchen verteilt, Getränke ausgeschenkt und sogar für Sonnenmilch sei gesorgt. Ein Schnellrestaurant liefere den hungrigen Helfern zudem 200 Burger aus. "So absurd das klingt, aber so macht die Arbeit hier auch einfach Spaß", sagt Tittmann.

Bis Freitag eingeplant

Noch bis kommenden Freitag sind die Einsatzkräfte aus Duisburg im Kampf gegen das Hochwasser eingeplant. Ob sie auch weiterhin am Umspannwerk eingesetzt werden, steht nicht fest. "Diese Entscheidung treffen wir nicht, das ist Sache des Innenministeriums. Aber wenn Hilfe benötigt wird, sind wir da", verspricht Tittmann. Bis dahin darf auch jeder mal ein oder zwei Augen zudrücken. Sie haben es verdient.

(sgo)
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