Pilotstadt Duisburg Hygieneampel für Gastronomie startet

Duisburg · Duisburg und Bielefeld sind Pilotstädte: Hier soll die "Hygieneampel" für die Gastronomie getestet werden. Das Kontrollbarometer soll ab Juni vor den Lokalen hängen.

Wie sauber ist die Küche des Lieblingsrestaurants? Werden die verwendeten Lebensmittel richtig gekühlt und stammt das Fleisch aus einem seriösen Zuchtbetrieb? Die Farben grün, gelb und rot sollen demnächst Antworten auf diese und weitere Fragen geben. Duisburg wird für zwei Jahre Pilotstadt und testet das "Kontrollbarometer". Das Projekt soll im Juni starten.

Die "Gastro-Ampel" soll Transparenz schaffen. Ein Blick in die Küche kann so manchen Appetit verderben. Die Landesregierung möchte den Druck auf die "schwarzen Schafe", die ihre Beanstandungsquoten seit Jahren nicht verbessert haben, erhöhen. Die Verbraucher sollen sich künftig auf Augenhöhe mit den Gastronomen befinden. Die Bewertungen der Restaurants, Imbissen, Gaststätten und Eiscafés beruhen auf den Kontrollen, die bisher auch schon üblich gewesen sind. Die Kontrolleure überprüfen sowohl die Sauberkeit und die Hygiene in allen Räumlichkeiten, in denen mit Lebensmitteln gearbeitet wird, als auch die Personalhygiene.

Zudem wird geprüft, ob alle Lebensmittel korrekt gekennzeichnet sind - alle Inhaltsstoffe und Zutaten müssen korrekt sein. Des Weiteren werden Temperaturkontrollen durchgeführt und die baulichen Beschaffenheiten sollen in Zukunft fachmännisch überprüft werden. Die Kontrolleure vergeben sogenannte Risikopunkte. Je schlechter, desto mehr Punkte — auf einer Skala von Null bis 80. In der Kategorie "Rot" (61 bis 80 Risikopunkte) werden sich Betriebe wiederfinden, gegen die nachweisbare Verstöße gegen die Hygiene-Vorschriften vorliegen. Betriebe mit Null bis 40 Punkten bekommen hingegen das Qualitätssiegel "Grün" für gutes Genießen. Betriebe, bei denen die Ampel "gelb" zeigt, liegen 41 bis 60 Risikopunkte vor. Würde in Zukunft ein bundesweites System für die "Hygieneampel" in Kraft treten, dann würden neben den aktuellen Ergebnisse auch noch die Ergebnisse der drei letzten Kontrollen dargestellt werden.

"Mängel fallen nicht mehr unter den Tisch"

Roselyne Rogg, Geschäftsführerin des Kleinen Prinzen an der Schwanenstraße, blickt der "Gastro Ampel" positiv entgegen. "Ich finde das Projekt sehr gut. Dadurch, dass die Beanstandungen jetzt veröffentlicht werden sollen, fallen Mängel nicht mehr einfach unter den Tisch." Aus rechtlichen Gründen kann die von der Landesregierung favorisierte Veröffentlichung der Ergebnisse direkt im Restaurant nicht durchgesetzt werden. Daher werden die Ergebnisse der Pilotstadt Duisburg im Internet erscheinen. Bevor die Ergebnisse jedoch im Internet preisgegeben werden, haben die Betriebe ein Anhörungsrecht. Zusätzlichen Kosten treten dank der bereits angewendeten Verfahren der amtlichen Lebensmittelüberwachungen nicht auf. Die betroffenen Betriebsinhaber werden auf Informationsveranstaltungen über Verfahren und Folgen informiert.

Thomas Kolaric vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) kann dem Pilotprojekt nicht viel abgewinnen. "Die Lebensmittelskandale der jüngsten Zeit haben gezeigt, dass die Gastronomie die falsche Adresse ist. Die Probleme liegen doch alle im Bereich der Produzenten, nicht bei Restaurants, Imbissen und Lokalen", sagte er. Die jüngsten Zahlen, die ihm vorlagen: Von den rund 2000 Gastronomiebetrieben in Duisburg mussten 2010 insgesamt zehn wegen Hygienemängeln zeitweise oder ganz schließen. "Natürlich gibt es schwarze Schafe", so Kolaric. Die seien aber in der Minderheit und kein Argument dafür, durch eine unsinnige Maßnahme die Existenz vieler in Frage zu stellen. "Eine gelbe Ampel kann es auch dafür geben, dass nicht ordnungsgemäß festgehalten wurde, dass man geputzt und sauber gemacht hat. Das gibt dann Abzüge, obwohl eigentlich alles blitzsauber ist.

Für eine Hygieneampel gibt es nach Auffassung des Verbandes keine gesicherte rechtliche Grundlage. In dieser Woche werde es aber Gespräche mit dem Amt für gesundheitlichen Verbraucherschutz geben. Anschließend will der Verband seine Betriebe über die künftige Vorgehensweise informieren.

Ergebnisse der Kontrollen gibt es unter www.vz-nrw.de

(RP/top)
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