Duisburg Inselhaft glücklich

Duisburg · Die Rheinhauser Stadtteile Friemersheim und Bergheim dienten einst als Rückzugsorte vor dem Hochwasser des Rheins. Längst haben sie sich auch zu wichtigen Wohnquartieren entwickelt.

Vor wenigen Hundert Jahren war Friemersheim eine Insel, da sind sich die Historiker heute sicher. "Vom achten bis ins zehnte Jahrhundert kam man per Schiff von Friemersheim bis zum Schwarzen Meer", erklärt Dr. Volker Herrmann bei einer seiner letzten Führungen als Stadtarchäologe in Duisburg. Und sogar Kaiser Karl der Große wird höchstwahrscheinlich Friemersheim den einen oder anderen Besuch abgestattet haben auf seinen Reisen quer durch sein Reich. Denn laut Herrmann war Friemersheim "prädestiniert für einen Stopp auf der Strecke von Köln nach Nijmegen". Darum wird, gestützt auf Ausgrabungen, die monumentale Bauten freilegten, spekuliert, ob vielleicht sogar einmal eine größere Anzahl Soldaten in Friemersheim stationiert war.

Flucht auf die Kuppen

Für die Historiker ist die genaue Rekonstruktion der Geschichte Friemersheims aufgrund der klimatischen Veränderungen schwierig, hat der Rhein doch durch seine Verlagerungen immer wieder Erdschichten mit historischem Wert weggespült. Hochwasser war tagtägliches Leid im 19. Jahrhundert. Ortsnamen wie "Bergheim" oder "Hochemmerich" spiegeln die "Flucht auf die Kuppen" noch heute wider. Dieser Standort am Wasser sicherte Friemersheim jedoch laut Herrmann im Mittelalter eine zentrale Bedeutung zu, bedeuteten Häfen doch immer Reichtum durch Handel und Zölle.

Nachdem Friemersheim nach seiner Blütezeit im Mittelalter durch die Industrialisierung wieder etwas an Attraktivität verloren hatte, erobert die Region jetzt langsam wieder ihre Stellung im Handel zurück. "Heute erlangt Duisburg durch den Hafen als Umschlagplatz seinen im Mittelalter angestammten Platz zurück", so der ehemalige Stadtarchäologe.

Einer der schönsten Flecken

Nicht nur historisch-geografisch war Friemersheim einst eine Insel, auch heute noch fühlen sich die Friemersheimer mental oft noch inselhaft glücklich mit dem historischen Stadtkern und dem nahen Wasser. Im liebevoll gestalteten Lehrerhaus, das der Freundeskreis lebendige Grafschaft betreibt, wird die Erinnerung wach gehalten. Die alten Gemäuer dienen, ebenso wie die Dorfkirche direkt gegenüber, als Veranstaltungsort für Konzerte, Theater und Begegnungen aller Couleur. Stattliche alte Bauerngehöfte, wertvoller Baumbestand und die nahe gelegene Rheinaue mit kilometerlangen, gepflegten Rad- und Wanderwegen machen Friemersheim zu einem beliebten Freizeit- und Erholungsgebiet.

"Friemersheim hat einen fast vollständig erhaltenen alten Dorfkern, einer der schönsten Flecken Erde in der gesamten Region", schreibt Ingrid Mahlert auf der Internetseite www.friemersheim.eu, auf der sie etliche Informationen über den Stadtteil sowie seine Vereine und Verbände zusammengestellt hat.

(RP)
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