Duisburg Integration ohne Optionszwang

Duisburg · "Da muss selbst ein Minister einmal zurückstehen", bat der Vorsitzende der DGB Region Niederrhein Rainer Bischoff den Festredner, NRW-Arbeits-, Sozial- und Integrationsminister Guntram Schneider.

 Der Duisburger DGB feierte im „Kleinen Prinzen“ das vor 50 Jahren geschlossene Anwerbeabkommen.

Der Duisburger DGB feierte im „Kleinen Prinzen“ das vor 50 Jahren geschlossene Anwerbeabkommen.

Foto: Probst, Andreas

An erster Stelle wolle er die Kollegen willkommen heißen, "die vor 50 Jahren als Gastarbeiter aus der Türkei zu uns gekommen sind". Im "Kleinen Prinzen" in Duisburg feierte die DGB Region Niederrhein das vor 50 Jahren abgeschlossene Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei.

"In den Betrieben ist die Integration schneller gegangen", merkte Gewerkschaftler Rainer Bischoff an. "Unsere Kollegen hatten sofort das volle Recht, ihren Betriebsrat zu wählen und sich selbst zur Wahl zu stellen." Minister Guntram Schneider nahm in seinem Festvortrag die Steilvorlage Bischoffs auf. "Wenn wir Integration wollen, müssen wir die gesellschaftliche Teilhabe sicherstellen. Dazu gehört das kommunale Wahlrecht ohne den elenden Optionszwang, sich für eine Staatsangehörigkeit entscheiden zu müssen", forderte er vehement.

Darüber hinaus mahnte er gegenseitige Toleranz und Respekt an, benannte als unverhandelbare Voraussetzungen für Integration die Anerkennung der Deutschen Sprache als Grundlage für Bildung und der Deutschen Rechtsordnung. Jenseits dessen müsse es jedem überlassen bleiben, wie und an welchen Werten jeder sein Leben ausrichtet, was er isst, wie er feiert und mit welchen Menschen er befreundet sei.

"Diese Vielfalt ist unsere Stärke", fand Minister Schneider. "Intellektuellen Büchsenspannern" schrieb er ist ins Stammbuch, dass Deutschland seit der Unterzeichnung des Anwerbeabkommens ein Einwanderungsland sei, "auch wenn das viele heute immer noch nicht wahrhaben wollen".

Als Teil der Stadtgeschichte machte Duisburgs Integrationsbeauftragte Leyla Özmal die Zuwanderung der vergangenen 50 Jahre aus, die nun dauerhaft mit einer Ausstellung im Stadthistorischen Museum gewürdigte werde. "Einwanderer haben unsere Gesellschaft entscheidend mitgeprägt", merkte Duisburgs Bürgermeister Erkan Kocalar an.

Vier Millionen Menschen seien als Arbeitskräfte gekommen. Zwei Millionen seien geblieben. Sie hätten hier ihre Heimat gefunden, gearbeitet, Vereine gegründet und Geschäft eröffnet. In diesem Zusammenhang erinnerte Kocalar an heute florierende Geschäftsviertel im Stadtteil Marxloh.

(RP)
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