Duisburg Keine Leiche im DGB-Keller

Duisburg · Wechsel an der Spitze: Nach 16 Jahren als Vorsitzender des DGB Niederrhein tritt Rainer Bischoff zurück. Für ihn übernimmt SPD-Ratsfrau Angelika Wagner den Vorsitz. Wagner muss noch vom Bezirksvorstand bestätigt werden.

 Links die Zukunft, rechts die Vergangenheit des DGBs: Angelika Wagner beerbt Rainer Bischoff. Der SPD-Landtagsabgeordnete stand dem Gewerkschaftsbund 16 Jahre vor und will zukünftig mehr Zeit für die Familie haben.

Links die Zukunft, rechts die Vergangenheit des DGBs: Angelika Wagner beerbt Rainer Bischoff. Der SPD-Landtagsabgeordnete stand dem Gewerkschaftsbund 16 Jahre vor und will zukünftig mehr Zeit für die Familie haben.

Foto: Hohl, Ralf

Rainer Bischoff (SPD) tritt nach 16-jähriger Amtszeit als Vorsitzender des DGB der Region Niederrhein zurück. Seine Nachfolgerin wird Angelika Wagner, SPD-Ratsfrau und langjährige Mitarbeiterin des DGB.

Rücktritt keine Überraschung

Mit Rücktrittsgedanken spielte Bischoff, der neben seiner Tätigkeit als DGB-Vorsitzender auch seit zwölf Jahren Landtagsabgeordneter der SPD ist, schon seit längerer Zeit: "Ich bin seit 16 Jahren hier beschäftigt. Mit Mitte 50 sind zwei Jobs auf Dauer zu viel, ich brauche mehr Freiheit", begründet der 54-Jährige seinen Schritt.

Seit 1950 gab es beim Duisburger DGB nur vier Vorsitzende. "Hier herrschte stets eine hohe Kontinuität, und ich bin froh, dass ich dazu gehören durfte", sagt Bischoff, der die 16 Jahre stolz als kleine Epoche bezeichnete.

Beim Rückblick fällt dem SPD-Politiker aber auch die unangenehmste Phase seiner Amtszeit ins Auge: die Jahre 2004 und 2005, als die Harz IV-Reformen unter der damaligen Rot-Grünen Bundesregierung eingeführt wurden. Bischoff saß zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite die wütenden Gewerkschafter, auf der anderen Seite seine SPD, die die Reformen initiiert hatte. "Das war wirklich keine schöne Zeit für mich", gibt Bischoff zu. Auch den Fall einer Kollegin, die Gelder veruntreute, wird er nie vergessen. "Es wurde sogar gegen mich ermittelt", erinnerte sich Bischoff mit Schrecken zurück.

Schöne Erinnerungen hat er vor allem an die kollegiale und faire Zusammenarbeit der einzelnen Gewerkschaften untereinander — insgesamt sind im DGB Niederrhein acht Gewerkschaften unter einem Dach vereint. "Die Veranstaltungen zum 1. Mai haben bei uns auch immer hervorragend geklappt", so Bischoff. Er verlasse den DGB-Vorsitz mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Mein lachendes Auge denkt daran, dass Frau Wagner die richtige Nachfolgerin ist", sagt Bischoff. Die Zustimmung des DGB-Bezirksvorstandes für die Nachfolgerin muss aber noch erfolgen. "Ich habe aber vom Bezirksvorstand schon eine feste Zusage bekommen, dass alle mit Angelika Wagner einverstanden sind", versichert Bischoff. Damit wird Wagner Interimsvorsitzende, ihre eigentliche Wahl zur Vorsitzenden erfolgt erst im kommenden Jahr.

Angelika Wagner gibt an, stets die einzige Frau in den Betrieben gewesen zu sein, in denen sie bislang arbeitete. In ihrer Ausbildungszeit war sie die einzige Elektrotechnikerin, nach ihrer Ausbildung die einzige Frau in einem Walzwerk. Jetzt wird sie die erste Vorsitzende des DGB Niederrhein.

Erfahrung als Doppelspitze

Die 44-Jährige arbeitet schon seit einiger Zeit als Doppelspitze mit Bischoff zusammen, beide kennen sich gut. "Meinen Hobbys kann ich nun leider noch weniger nachgehen, mein Motorrad steht schon ewig in der Garage", sagt die gebürtige Moerserin, die in Rheinhausen lebt. Dennoch habe sie mit dem Vorstandsposten geliebäugelt, so Wagner. " Aber an meinem Stuhl gesägt, hat sie nie", wirft Bischoff lachend ein.

In die Tätigkeiten seiner Nachfolgerin will sich Rainer Bischoff nach eigenem Bekunden nicht einmischen. "Wenn Angelika aber Rat sucht, findet sie bei mir stets ein offenes Ohr. Wir arbeiten zwölf Jahre zusammen. Sie wird keine versteckte Leiche im DGB-Keller finden", sagt Bischoff schmunzelnd.

(RP/rl)
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