Armin Schneider "Kirche will nah bei den Menschen sein"

Duisburg · Der wiedergewählte Superintendent der evangelischen Kirche in Duisburg sieht sich als Anwalt der Schwachen. Am vergangenen Wochenende wurde Armin Schneider als Superintendent der evangelischen Kirche in Duisburg mit überwältigender Stimmenmehrheit wiedergewählt. Mit Pfarrer Schneider sprach Redakteur Peter Klucken.

 Pfarrer Armin Schneider ist für weitere acht Jahre als Superintendent des Kirchenkreises Duisburg gewählt worden.

Pfarrer Armin Schneider ist für weitere acht Jahre als Superintendent des Kirchenkreises Duisburg gewählt worden.

Foto: ralf hohl

Vor acht Jahren wurden Sie zum ersten Mal zum Superintendenten gewählt. Was hat sich von 2004 bis heute bei der evangelischen Kirche in Duisburg geändert?

Schneider Das Wichtigste: die beiden ehemaligen Kirchenkreise Duisburg-Nord und Duisburg-Süd sind zusammengewachsen in dieser Zeit. Die beiden ehemaligen Kirchenkreise hatten ja zum Teil auch eine schwierige Geschichte miteinander, und dass sie jetzt selbstverständlich eine Einheit bilden, darüber freue ich mich. Nach der Fusion der beiden Kirchenkreise haben wir mit der Auflösung des Gesamtverbandes zum 1. Januar 2006 und seiner Integration in den Kirchenkreis eine neue Struktur geschaffen, die den Kirchenkreis handlungsfähiger gemacht hat. Das hat uns zum Beispiel dabei geholfen, unsere Finanzen zu konsolidieren. Standen in den ersten Jahren eher finanzielle und strukturelle Themen im Vordergrund, so hat der Kirchenkreis auch inhaltlich mehr und mehr an Profil gewonnen.

Wie meinen Sie das konkret?

Schneider Wir haben uns zu politischen, insbesondere zu kommunal- und sozialpolitischen Fragen öffentlich positioniert. Manchmal zusammen mit der katholischen Kirche, etwa bei der Plakataktion "Der Armut die Rote Karte"; oder zusammen mit unseren diakonischen Einrichtungen, wie zuletzt in unserer Arbeitsmarktkampagne "Ich will arbeiten". Wir haben als Kirche eine anwaltschaftliche Funktion gerade auch für die schwächsten Mitglieder unserer Stadtgesellschaft, die wir auf gar keinen Fall aufgeben dürfen. In dieser Funktion werden wir uns auch in Zukunft zu Wort melden. Und wenn es sein muss, auch unbequeme Positionen in der Öffentlichkeit vertreten; Protestant zu sein ist eben auch eine Verpflichtung. Daneben hat uns von Anfang an die Leitvorstellung "Missionarisch Volkskirche sein" begleitet. Wir sind in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie nah bei den Menschen in dieser Stadt.

Sie sind qua Amt im öffentlichen Leben der Stadt präsent. Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Position der Kirche und Ihre Aufgabe als Superintendent?

Schneider Als "Christengemeinde" sind wir auch Teil der "Bürgergemeinde". Die Unterscheidung stammt von dem Theologen Karl Barth. Wir nehmen teil am gesellschaftlichen und politischen Diskurs in dieser Stadt. Unsere anwaltschaftliche Funktion für die schwächsten Mitglieder unserer Stadtgesellschaft habe ich eben schon erwähnt. Daneben hat sich unsere Synode beispielsweise nach der Katastrophe bei der Loveparade an die Öffentlichkeit gewandt und sich zur damals wahrnehmbaren politischen Lähmung der Stadt geäußert. Wir greifen in unserer Veranstaltungsreihe "Kanzelreden" gesellschaftlich relevante Themen auf und bitten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur auf der Kanzel der Salvatorkirche dazu Stellung zu beziehen. Auf andere Weise nimmt das "Politische Nachtgebet", das regelmäßig in der Kreuzeskirche stattfindet, wichtige Fragen unseres Gemeinwesens auf und stellt sie zur Diskussion. Aus tiefer Überzeugung arbeite ich im Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage mit.

Nicht nur in der Stadt wird viel vom Sparen geredet, auch bei den Kirchen ist Geld immer wieder ein Thema. Sehen Sie spezifisch kirchliche Wege, mit der schwächer werdenden Finanzkraft umzugehen?

Schneider Im Blick auf anstehende Einsparprozesse habe ich bei meiner ersten Bewerbung vor acht Jahren gesagt: "Wir werden in Zukunft mit weniger auskommen müssen...Die entscheidende Frage ist für mich, wie wir das in Zukunft organisieren — mit weniger auskommen. Das kann nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern das muss in einem organisierten Prozess geschehen, der nach klar erkennbaren und gemeinsam zu vereinbarenden Kriterien abläuft. Für diesen Prozess ist mir wichtig, dass er im offenen Dialog mit allen Betroffenen geführt wird.

Das klingt nach endlosen Diskussionen ohne Resultat ...

Schneider Offener Dialog heißt nicht, so lange zu reden bis alle einverstanden sind. Konsens ist ein hohes Gut; aber er ist vermutlich nicht bei allen notwendigen Entscheidungen herzustellen. Aber ich möchte nach allen Entscheidungen allen Betroffenen offen in die Augen sehen können." In den vergangenen acht Jahren habe ich versucht, mich genau daran zu halten, und das werde ich auch in Zukunft tun.

(RP/ac)
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