Duisburg Kleingärten vor dem Aus?

Duisburg · Das Duisburger Umweltamt warnt Kleingärtner im Süden der Stadt vor dem Verzehr selbst angebauten Gemüses. Grund sind kontaminierte Böden. Werden die Anlagen saniert, müssen die Gärtner vielleicht weichen.

 Stolz zeigt Fritz Manthey (80) seine Urkunde: Fast 50 Jahre hat einen Garten in der Kolonie "Feierabend". "Ich genieße mein Gemüse", sagt er.

Stolz zeigt Fritz Manthey (80) seine Urkunde: Fast 50 Jahre hat einen Garten in der Kolonie "Feierabend". "Ich genieße mein Gemüse", sagt er.

Foto: apr

In der Kleingartenanlage "Feierabend" bereiten sich die Pächter derzeit auf die Saison vor. Sie erledigen kleine Reparaturen, säen Rasen, pflanzen Blumen, Obstbäume und Gemüse. Familie Dornig hat viele Beete schon fertig, gerade arbeiten Irene (57) und Georg (59) am neuen Gewächshaus. Sie wollen nach wie vor alles essen, was im eigenen Garten gedeiht: Gurken, Kartoffeln, Tomaten. Äpfel, Pflaumen und Kirschen sowieso. "Wir wissen wenigstens, wo unserer Essen herkommt", meint Georg Dornig.

 Keine Angst vor verseuchtem Boden: Irene und Georg Dornig bauen ein Gewächshaus. Schwiegersohn Michael Tadeuszak (re.) hilft dabei.

Keine Angst vor verseuchtem Boden: Irene und Georg Dornig bauen ein Gewächshaus. Schwiegersohn Michael Tadeuszak (re.) hilft dabei.

Foto: Probst, Andreas

Störfall im Jahr 1999

Geht es nach der Stadt Duisburg, sollten die Dornigs das lieber lassen. Weil die Böden unter anderem mit Blei und Cadmium verseucht sind, rät das Umweltamt dazu, auf Anbau und Verzehr von Gemüse und bodennah wachsenden Früchten zu verzichten. Kinder sollten nicht in Kontakt mit dem Boden kommen.

Betroffen ist neben der Kolonie "Feierabend" mit 87 Parzellen auch die weiter nördlich gelegene Anlage "Ährenfeld" (21 Parzellen). Verursacht hat die Kontamination der Böden die im Süden der Stadt ansässige Schwerindustrie, insbesondere ein Störfall bei der insolventen Berzelius Umwelt Service AG im Jahr 1999.

Akute Gefahr für die Gesundheit besteht nach Angaben der Verwaltung nicht. Langfristige Folgen sind aber nicht ausgeschlossen. Cadmium kann in hohen Dosen die Knochen schädigen und zu Nierenversagen führen.

Eine Gärtnerin, die ihren Namen nicht nennen wollte, ist sich der Gefahr bewusst: "Wir haben Obstbäume, aber ich werfe alles weg. Hätte ich gewusst, dass der Boden verseucht ist, hätte ich den Garten gar nicht erst gepachtet", sagt sie. Und ergänzt zynisch: "Am besten die machen hier alles platt und streichen grün."

Ähnlich könnte es kommen. Ein Gutachter prüft derzeit verschiedene Maßnahmen. Zwar betont die Stadt, dass nichts entschieden sei und man die Sanierung in Abstimmung mit den Kleingärtnern plane. Konkret kommt wohl aber nur in Betracht, den Boden (60 Zentimeter) abzutragen oder die Anlagen samt Häuschen abzureißen. In dem Fall würden die Pächter entschädigt. Entscheidend werden die Sanierungskosten sein. Man wolle die Gärten in jedem Fall erhalten, so das Umweltamt. Die Frage ist nur, an welchem Standort.

Kein Zeitplan

Der Vize-Chef des Duisburger Kleingartenverbandes, Paul Feldmann, sieht die Stadt in der Pflicht: "Die Verträge müssen erfüllt werden!" Er fürchtet, dass Mitglieder "das Handtuch werfen", wenn die Maßnahmen zu extrem ausfallen. Was jetzt passiert, hängt vom Ausgang der Gespräche ab. Ein Zeitplan gibt es bislang nicht. Vor der nächsten Saison, also im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2013 werde nicht mit der Sanierung begonnen, hieß es gestern.

(RP)
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