Duisburg Lehmbruck knapp an Insolvenz vorbei

Duisburg · Die finanzielle Lage des Museums zwingt zu einem straffen Restrukturierungsprogramm. Das Kuratorium der Stiftung des Lehmbruck-Museums hat mit Robert Witte, ehemaliger Sparkassen-Vorstand, einen Berater ins Boot geholt, der sich mit Geld bestens auskennt und dies in seiner Dienstzeit auch schon vielfach unter Beweis gestellt hat. Im Haus der Gebag tut er derzeit alles, um das Unternehmen in sicheres Fahrwasser zu lenken. Und beim Museum jetzt ebenfalls. Die Wahrscheinlichkeit, dass er scheitert, ist angesichts seiner Qualifikation gering. Witte ist ein kultivierter Mensch, aber nicht als Kunstexperte bekannt.

Dafür ist es Prof. Dr. Raimund Stecker um so mehr. Der quirlige Direktor des Lehmbruck-Museums ist ein ausgewiesener Fachmann. Er ist in der Branche bestens vernetzt, weiß um die Werte der Kunst im Allgemeinen und die in seinem Museum im Besonderen. Könnte er so handeln, wie es ihm vorschwebt, er bugsierte unser Museum mit Sicherheit in die Spitzengruppe der deutschen Museen. Doch ein Kaufmann ist er nicht. Und darum hat er möglicherweise viel zu spät erkannt, dass er dem Lehmbruck-Museum ein Defizit von gut einer drei viertel Millionen beschert hat. Ein so hohes Defizit, dass bis vor wenigen Tagen noch die Insolvenz drohte, unter anderem, weil die Zahlung der Mitarbeitergehälter auf der Kippe gestanden haben soll.

Diese Gefahr ist wohl abgewendet, aber die angespannte finanzielle Lage zwingt nun zu einem Restrukturierungsprogramm. Und das wird erhebliche Einschnitte mit sich bringen. Der bereits diskutierte Verkauf einer Skulptur von Giacometti ist zwar derzeit nicht das vorrangige Thema. Wohl aber eine Neuausrichtung der inhaltlichen Arbeit des Museums. Dazu gehört, dass vermutlich der Mitarbeiterstamm verkleinert wird. Denn das Lehmbruck hat im Vergleich zu den Erträgen zu hohe Personalkosten.

Wie aus der gestrigen Sitzung des Kuratoriums zu hören ist, hat Robert Witte eine Strukturanalyse vorgelegt, in der unter anderem genau dies klar gestellt wird. Entscheidungen, wie es in Zukunft weitergehen soll, fasste das Stiftungs-Gremium allerdings noch nicht. In Überlegung soll sein, dem Museum einen Kredit zur Verfügung zu stellen, der über einen Zeitraum von zehn Jahren zurückzuzahlen ist. Denn wird nicht gehandelt, werden die Defizite von Jahr zu Jahren steigen.

Nicht geklärt wäre damit allerdings, wie der bauliche Zustand des Museums zu verbessern ist. Denn die überfälligen Reparaturen muss die Stadt Duisburg bezahlen, die sich seit Jahren mit Investitionen in diesem Bereich zurückhält. Wer sich das Gebäude im Kantpark genau anschaut, kann sehen, wie dringend die Reparaturen sind. Und im Inneren sowieso: Dass im Lehmbruck vor wenigen Monaten Bereiche abgesperrt werden mussten, weil es aufgrund von baulichen Mängeln Sicherheitsbedenken gab, ist dafür nur ein Zeichen. Der Investitionsstau soll bereits bei zwölf Millionen Euro liegen.

Das strenge Sparprogramm könnte dazu führen, dass Kunstwerke verkauft oder einzelne Bereiche des Museums geschlossen werden. Dass der Personalabbau auch den Museumsdirektor selbst treffen wird, das ist nicht ausgeschlossen. Dann aber aus einem anderen Grunde: Stecker ist nicht nur ein umtriebiger Kunstexperte, sondern auch dafür bekannt, dass er Wahrheiten ungeschminkt und wenn nötig auch laut ausspricht.

(RP/ac)
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