Duisburg Loveparade-Betroffene eröffnen Beratungsstelle

Duisburg · Knapp zwei Jahre nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten hat der Betroffenen-Verein "Loveparade-Selbsthilfe" am Donnerstag in Duisburg eine Anlaufstelle für Opfer und Hinterbliebene gegründet. Sie bietet einmal pro Woche Sprechzeiten an und vermittelt psychologische und rechtliche Beratung, wie die Leiterin der Beratungsstelle, Angelika Köhler, sagte. Die Stadt Duisburg finanziert die Teilzeitstelle.

 So gedachten die Angehörigen und Betroffenen der Opfer im Juli 2011.

So gedachten die Angehörigen und Betroffenen der Opfer im Juli 2011.

Foto: Andreas Probst

"Vielfach zeigten sich psychische Probleme und Störungen erst Jahre nach dem Ereignis", sagte Köhler. Der zweite Jahrestag der Katastrophe am 24. Juli werde auch viele Erinnerungen wieder aufwühlen. Zahlreiche der über 100 Vereinsmitglieder seien bis heute nicht arbeitsfähig. Teilweise seien langfristige Krankschreibungen inzwischen ausgelaufen, und Mitglieder hätten die Kündigung vom Arbeitgeber erhalten.

Die Versicherung fordere von Betroffenen Gutachten zum Nachweis, dass Krankheitssymptome wie Depressionen oder Schlaflosigkeit tatsächlich mit den Loveparade-Erlebnissen in Zusammenhang stehen. Der Nachweis falle oft schwer; dies gelte auch für Kündigungen, weil Arbeitgeber darin natürlich nicht die lange Erkrankung als Grund anführten, sagte der Vereinsvorsitzende Jürgen Hagemann. "Am Anfang hatten die Opfer noch den Loveparade-Bonus, jetzt spüren sie die volle Härte des Systems."

Bei der Düsseldorfer Anwaltskanzlei Baum, Reiter und Kollegen liegen nach deren Angaben über 80 Mandate von Loveparade-Betroffenen für Schadenersatzforderungen. Die zivilrechtliche Aufarbeitung ist aber blockiert, weil die Staatsanwaltschaft Duisburg weiterhin zur strafrechtlichen Verantwortung für die Genehmigung und Durchführung der Techno-Parade ermittelt. Solange es keine Beklagten gibt, können Opfer laut Verein nicht als Nebenkläger auftreten und haben somit auch kein Akteneinsichtsrecht.

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