Duisburg Mit Schimmi auf Kult-Tour

Duisburg · Seit März bietet DU-Tours Touren durch Ruhrort an, die sich auf Spurensuche der Schimanski-Tatorte begeben. Ausgangspunkt dabei ist das Café Kaldi, das inzwischen selbst schon Kultstatus erreicht hat.

"Schuld und Sühne": Schimanskis neuester Fall
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"Schuld und Sühne": Schimanskis neuester Fall

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Schimanski ist kult und das Café Kaldi inzwischen auch. Beide zusammen gelten sogar als mega-kultig, wenn es um die beliebten "Schimmi-Touren" in Ruhrort geht. Denn diese sind mittlerweile ein Insidertipp und Erfolgsrenner.

Trotz ständig neuer hinzukommender Termine ist das Tour-Angebot bis Jahresende so gut wie stets ausgebucht. Dennoch: "Online (www.du-tours.de) sind immer wieder Restkarten für die Touren zu ergattern", sagt die Düsseldorfer Journalistin Dagmar Dahmen von DU-Tours, die die Idee zu dieser außergewöhnlichen Spurensuche des Ex-Tatort-Kommissars Horst Schimanski durch Ruhrort hatte. Jetzt fand die sechste Tour statt.

Vorab Infos per E-Mail

Kundenservice oder — wie Dahmen beziehungsweise ihre beiden Mitstreiterinnen Britta Gies und Silke Laskowski vom Café Kaldi es nennen — "einfühlen, worauf es den Menschen ankommt", wird groß geschrieben. So bekommt jeder Tour-Teilnehmer zwei Tage bevor es los geht von Dahmen per E-Mail Nachricht, an was alles zu denken ist: Dass bequemes Schuhwerk angezogen und Wasser für unterwegs mitgenommen werden soll, dass dieses Wochenende die Oberbürgermeister-Lehr-Brücke gesperrt ist und wo geparkt werden kann. Selbst eine Wetterprognose ist dabei: Leicht bewölkt bei 16 Grad. Mitdenkender kann es in der Vorbereitung nicht zugehen.

Treffpunkt der Tour ist der Kultkiosk KUKI auf dem Neumarkt, nur wenige Meter vom "Haupthaus" der Kaldis entfernt, dem Café Kaldi. Andere Touren, die mit einem Brunch beginnen, starten nämlich im Kaldi selbst. Unübersehbar hängt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Wo ist meine Currywurst? Den Kinderpimmel kannste alleine essen", am Unterstand des KUKI, der das Publikum auf das, was es bei der Tour erwartet, "sprachlich und kulinarisch" vorab einstellt.

Denn an Station 3, dem Drehort "Bierquelle" an der Fürst-Bismarck-Straße im zweiten Ruhrort-Tatort "Grenzgänger" (1981), fiel Schimanskis im deutschen Fernsehen seinerzeit viel diskutierte Satz: "Zottel, du Idiot, hör' auf mit der Scheiße!". Die BILD-Zeitung zählte damals in diesem Streifen übrigens 18 Mal das Wort "Scheiße".

Als die drei umtriebigen Frauen der "Schimmi-Tour" im November 2011 das Projekt "ausgeheckt" hatten, war klar, dass sie arbeitsteilig vorgehen wollten: Dahmen ist auf der Tour zuständig für die "Schimmi-Variante", Gies für den "Lokal-Teil" und Laskowski arbeitet "Backstage an der Fritteuse" am "Schimmi-Teller", den es zum Abschluss der Tour im Kaldi gibt. Zu erzählen, ob aus den Tatorten oder über Ruhrort, gibt es auf dem insgesamt zwölf Stationen umfassenden Rundgang mehr als genug.

Dahmen: "So war die Traditionskneipe 'Ruhrorter Hof' in den Schimmi-Tatorten ein Bordell — die Innenaufnahmen wurden allerdings im Hotel Hansa gedreht —, der heutige Döner-Laden am Friedrichsplatz war die Pommesstube 'Bei Gina', der Südturm am Richard-Hindorf-Platz diente Schimmis Freundin Hannah als Wohnung im Tatort 'Das Haus im Wald' (1985) und der Leinpfad in Höhe Dammstraße 7 war Drehort für die erste Leiche im Tatort 'Duisburg-Ruhrort' (1981)."

Recherche bei Edeka

Wie in einer Art Filmschnitt ergänzt Britta Gies die Tatort-Teile mit Ruhrorter Lokalkolorit. So berichtet sie vom sich kreativ verändernden Hafenstadtteil, darunter der Ansiedlung interessanter Geschäfte, Künstler und Kulturleute, ebenso wie von der "Recherche-Quelle bei Edeka an der Fleischtheke", wo es immer die neuesten Nachrichten (und auch Gerüchte) aus und über Ruhrort gibt. Selbst Zeitzeugen gesellen sich zum Teilnehmerkreis der Touren immer wieder dazu. So war letztens eine Statistin dabei, die die Leiche am "Hotel Rheingarten" mimte ebenso wie der leibliche Stiefsohn der alten Frau Kleinholz.

Letzte Station, bevor es zum "Schimmi-Teller" (Currywurst mit Pommes) ins Café Kaldi geht, ist "Klein-Babelsberg", wie Dahmen liebevoll den Drehort vieler Schimanski-Krimis am alten Werfthafen nennt. Ob bei "Kleinholz", wo Schimanski im Tatort "Freunde" (1986) seinem Freund Frieder (gespielt von Klaus Vennemann) beim Schweißen geholfen hatte, oder der "Blauen Grotte" beziehungsweise dem "Lünnemann-Loch", wie die Ausbuchtung auf der ehemaligne Lünnemann-Werft im Volksmund genannt wird, "hier ist selbst die Pfütze von heute, noch so wie zu Schimmis Zeiten", so Dagmar Dahmen.

Manni erzählt von früher

Nach gut zwei Stunden endet der äußerst unterhaltsame Schimmi-Spaziergang bei den Kaldis, wo der 83-jährige "Manni" (Manfred) Kleinrahm, ehemaliger Ordner beim MSV sowie "Security- und Service-Mann" beim Ruhrorter Tatort-Filmteam, auf die Tour-Teilnehmer bereits wartet, um über seine früheren Erlebnisse mit den Beteiligten, vor allem aber die mit seinem "Freund Götz George", zu plaudern.

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