Duisburg Monument des Scheiterns

Duisburg · Die Fertigstellung des Küppersmühle-Anbaus ist fraglicher denn je. Die Gebag lässt jetzt das Baugerüst demontieren. Ein Berliner Architekt hat Pläne für den Fall, dass der Quader endgültig am Boden bleibt.

 Gestern waren Arbeiter noch damit befasst, das Baugerüst zu demontieren. Ob es jemals wieder installiert wird, ist noch offen.

Gestern waren Arbeiter noch damit befasst, das Baugerüst zu demontieren. Ob es jemals wieder installiert wird, ist noch offen.

Foto: Andreas PRobst

Offensichtlich glaubt man bei der Gebag nicht mehr daran, dass der Stahlquader in absehbarer Zeit noch auf das Museumsgebäude gehoben wird. Das zurzeit ungenutzte Baugerüst verschlingt monatlich einen fünfstelligen Betrag. Deshalb wurde jetzt entschieden, es wieder abzubauen.

Nach der Kostenexplosion — zuletzt war die Rede von knapp 70 Millionen Euro, über 20 Millionen mehr als ursprünglich geplant — soll nun im Kleinen gespart werden. Ob die Sponsoren, vor allem das Sammler-Ehepaar Ströher, ihre Zuwendungen gewaltig aufstocken, ist derzeit Gegenstand von Gesprächen und Verhandlungen zwischen den Beteiligten.

Auf dem Boden der Tatsachen

Was übrig bleibt vom einstigen Leuchtturm-Projekt ist ein Stahltragwerk mit mehr als 28 000 Kubikmetern Inhalt auf dem Boden der Tatsachen neben dem DKM. Im Falle eines weiteren Stillstandes des Aufbaus gibt es erste Überlegungen für eine Anschlussnutzung des Stahlskeletts: "Das in Bilbao-Manier erdachte, jetzt brachliegende Leuchtturmprojekt, kann auch auf dem Boden neben dem Museum starke Signalwirkung für Duisburg und darüber hinaus entfalten", sagt der Berliner Architekt Marian Manten vom Büro Lampe/Gemeinschaft für kulturelle Praxis. So könne aus dem Monument des Scheiterns doch noch eine Chance für die Stadt und ihre Bürger werden.

"Anstatt von Hochkultur für einige wenige interessierte Touristen, könnte es zu einem Tragwerk für eine Erlebnislandschaft werden", erklärt der gebürtige Gelderner. So könnten Bürger, Künstler und Kreative einziehen und somit ein neuer Platz für (sub-)kulturelles Leben entstehen, der der gebeutelte Duisburger Kulturlandschaft neuen Auftrieb geben könnte. Nach der Schließung des HundertMeisters könnte auch wieder ein Ort für Musikveranstaltungen in der City entstehen.

Aber auch Schrebergärten, ein Kino oder ein großer Abenteuerspielplatz sind denkbar. Die Idee vom Büro Lampe ist einfach — und, im Vergleich zu den veranschlagten Millionen für die Fertigstellung des Anbaus, vor allem kostengünstig. "Das Stahlskelett wird durch Böden, Geländer und Treppen nur minimal ergänzt", erklärt Manten. "Somit bleibt auch eine spätere Vollendung des ursprünglich geplanten Bauvorhabens möglich."

Individuelle Nutzung

Vor allem aber kann der Raum individuell — je nach Bedürfnissen der Nutzer — gestaltet werden. Manten und sein Mitstreiter, der Duisburger Sebastian Kleff, verstehen ihre Idee vor allem auch als Chance für Duisburg und seine Bewohner.

"Dieses wohl gescheiterte Bauvorhaben wird durch die Umnutzung zu einem Ort, der die vorhandenen kreativen Potenziale der Stadt versammelt und sichtbar sowie begehbar macht", erklärt Kleff. Ein Einbinden der Duisburger Bevölkerung in den Gestaltungsprozess könnte zu einer nachhaltigen Belebung des Innenhafens führen. Das Monument des Scheiterns würde so zum neuen Hoffnungsträger.

(RP/rl)
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