Lehmbruck Museum Museumschef nimmt sofort den Hut

Duisburg · Prof. Dr. Raimund Stecker und das Kuratorium der Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum haben sich am Dienstag "einvernehmlich" getrennt. Ab sofort leitet Dr. Söke Dinkla das Museum.

 Seine Zeit als Duisburger Museumsdirektor ist vorbei: Raimund Stecker.

Seine Zeit als Duisburger Museumsdirektor ist vorbei: Raimund Stecker.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Ab sofort ist Prof. Dr. Raimund Stecker nicht mehr Direktor des Lehmbruck-Museums. Dienstagnachmittag tagte das Kuratorium der Stiftung Lehmbruck-Museum. Am Abend wurde dann vom Presseamt der Stadt die Nachricht verbreitet, dass in der gestrigen Sitzung die Kunsthistorikerin Dr. Söke Dinkla zum Vorstand der Stiftung berufen worden sei. Sie tritt ab sofort die Nachfolge von Stecker an. Ihr wird auch die künstlerische Leitung des Museums übertragen.

Der Vertrag mit Stecker sei "einvernehmlich" aufgehoben worden. Im Schreiben der Stadt wird eine gemeinsame Erklärung des Kuratoriums und des scheidenden Museumsdirektors zitiert. Es heißt: "Nach plausibler Aufklärung aller gegen Professor Raimund Stecker persönlich erhobenen Vorwürfe haben sich das Kuratorium und Prof. Stecker geeinigt, die zukünftige Zusammenarbeit zu beenden. Grund für die gemeinsame Entscheidung sind unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige künstlerische Ausrichtung des Museums." Stecker bleibt zwar bis zum 30. September im Anstellungsverhältnis, ist aber mit sofortiger Wirkung von seinen bisherigen Aufgaben entbunden.

Stecker war bereits im Dezember des vergangenen Jahres offiziell zum 31. Dezember 2013 gekündigt worden. Damals war allerdings vereinbart worden, dass dem Museumsdirektor einige Monate eingeräumt werden, um "verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen". Offenbar ist dies nicht geschehen. Die Aufhebung des Vertrags geschieht jetzt sogar noch früher als es die Kündigung mit der einjährigen Frist verlangt hätte.

Von Stecker selber war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Immerhin ging er ans Handy, um zu sagen, dass er über die Presseerklärung hinaus nichts sagen werde. Den Kuratoriumsmitgliedern ist es offenbar nicht gestattet, Details aus der gestrigen Sitzung zu berichten. Kuratoriumsmitglied Heinz Pletziger wies gestern Abend auf die Stellungnahme hin, die er in der vergangenen Woche in der RP gegeben hatte. Er, Pletziger, halte Stecker für einen fabelhaften Museumsdirektor, der viel bewegt habe. Natürlich sei er über die Entscheidung enttäuscht. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Frank Heidenreich, wertet die Entlassung Steckers als "puren Aktionismus". Heidenreich: "Der Oberbürgermeister scheint überhaupt kein Konzept zu haben. Egal, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, Link hat nicht zum Wohle des Museums gehandelt." Er erwarte von Link eine klare Aussage, wie und vor allem mit wem das Lehmbruck-Museum gestärkt werden kann, damit es im europäischen Vergleich bestehen kann.

Heidenreich zeigte sich über die Entscheidung zudem verwundert, "weil doch Sören Link selbst derjenige war, der Herrn Stecker eine Bewährungsfrist zugesagt hat". Frank Albrecht, Vorsitzender des Kulturausschusses, sagte gestern Abend, Prof. Stecker habe sehr wichtige Impulse für die Kunst in Duisburg setzt. Er habe frischen Wind ins Lehmbruck-Museum gebracht. "Zu den näheren, für alle Seiten nicht gerade glücklichen Umständen, möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen."

Stecker wird vorgeworfen, das Lehmbruck-Museum besonders mit der großen Ausstellung "100 Jahre Kniende" in eine finanzielle Schieflage gebracht zu haben. Auch habe er Umbauten ohne nötige Rücksprachen durchführen lassen. Im Rechnungsprüfungsbericht wurde das "Finanzgebaren" Steckers gerügt. Scharfe Kritik erfuhr zudem Steckers Plan, ein wertvolles Werk aus der Museumssammlung, Giacomettis "Bein" auf dem freien Kunstmarkt zu verkaufen, ein Vorhaben, das auch von Freunden Steckers mit Argwohn betrachtet wurde.

Dr. Söke Dinkla kennt das Lehmbruck-Museum gut. Steckers Vorgänger, Prof. Christoph Brockhaus, hatte die Kunsthistorikerin schon vor Jahren als Kuratorin einer Ausstellung zur Medienkunst engagiert. Einen Namen machte sich Söke Dinkla zuletzt vor allem als Leiterin des Duisburger Kulturhauptstadtbüros.

(RP/ac/sgo)
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